Mit „private music“ legen die Deftones ihr mittlerweile zehntes Studioalbum vor – und einmal mehr zeigt die Band aus Sacramento, warum sie seit Jahrzehnten zu den prägendsten Kräften im Alternative Metal zählt. Fünf Jahre nach „Ohms“ gelingt es ihnen, ein Werk zu veröffentlichen, das sich nahtlos in ihre Diskografie einfügt, aber dennoch neue Facetten offenbart.
Die Produktion von Nick Raskulinecz, mit dem die Band schon „Diamond Eyes“ und „Koi No Yokan“ realisiert hat, verleiht „private music“ eine immense Klarheit. Das Album wirkt gleichzeitig roh und detailverliebt, voller Kontraste, die so typisch für Deftones sind: fragile Momente wechseln sich mit massiven Soundwänden ab, sphärische Flächen stoßen auf metallische Härte. Genau diese Gegensätze machen das Album zu einer intensiven Erfahrung, die sowohl für langjährige Fans als auch für neue Hörer*innen funktioniert.
Unweigerlich drängt sich der Vergleich zu „White Pony“ auf, dem vielleicht größten Meilenstein der Bandgeschichte. Während „White Pony“ damals eine ganze Generation geprägt hat und noch immer als Meisterwerk gilt, zeigt „private music“ eher die gereifte Version dieser Vision: weniger jugendlicher Überschwang, dafür mehr Bewusstsein für Dynamik, Atmosphäre und Timing. Es ist nicht das revolutionäre Statement, das „White Pony“ 2000 war – aber es trägt dessen Geist in sich und führt ihn in die Gegenwart.
Im Vergleich zu „Gore“ (2016), das nicht alle Fans überzeugen konnte, oder auch zu „Ohms“, das stellenweise sehr fokussiert, aber auch berechenbar wirkte, klingt „private music“ freier und mutiger. Man spürt, dass die Band keine Angst hat, neue Räume zu betreten, sei es durch experimentelle Strukturen oder unkonventionelle Klangfarben. Gleichzeitig bleibt der typische Deftones-Sound unverkennbar, getragen von Chino Morenos unverwechselbarer Stimme und Stephen Carpenters tief gestimmten Gitarrenriffs.
Die große Stärke des Albums liegt in seiner Geschlossenheit. Es ist weniger eine Sammlung einzelner Hits, sondern vielmehr ein Werk, das als Ganzes erlebt werden will – fast wie ein Soundtrack zu einer inneren Reise. Dabei gelingt es den Deftones, sowohl die Schwere als auch die Zerbrechlichkeit des Daseins einzufangen und in Töne zu übersetzen.
Unterm Strich ist „private music“ kein zweites „White Pony“ – aber das muss es auch nicht sein. Stattdessen präsentiert es eine Band, die nach mehr als 30 Jahren noch immer fähig ist, ihre Hörer*innen zu überraschen und zu bewegen. Es ist ein Album, das die Vergangenheit ehrt, ohne im Nostalgischen zu verharren – und damit ein starkes Statement für die Gegenwart und Zukunft der Deftones.
Fotocredit: Jimmy Fontaine