Nach zweijähriger Auszeit hat die dreiköpfige Folk-Band Mighty Oaks sich in diesem Herbst für einen ganz besonderen Auftakt wieder zusammengefunden. Die Künstler haben sich dazu entschieden ihre Musik „in ihrer reinsten Form“ – nämlich akustisch – zu präsentieren und haben sich für das Revival auf ausgewählte Veranstaltungsorte und Konzerthäuser konzentriert.
Die Tour begann am 01.10.2024 im Dresdner Kulturpalast und füllte mit 22 weiteren Terminen den gesamten Oktober des Band-Kalenders. Für den Tour-Abschluss haben die Musiker sich dann die Stadt Hamburg mit dem traditionsreichen Konzertsaal der Laeiszhalle herausgesucht.
Hamburg ist dafür insofern perfekt gewählt, da sich die Band-Kollegen unterschiedlichster Herkunft vor etwa 15 Jahren in der Hansestadt kennengelernt haben. Den Konzertabend bereicherte Sänger und Songwriter Ian Hooper zwischen den Liedern immer wieder mit kleinen persönlichen Anekdoten dieser Art. Auch die Songs des im September veröffentlichten Albums „High Times“ wurden hin und wieder mit kleinen intimen Geschichten angekündigt, wodurch die Musiker zusätzlich eine vertrauliche und gemütliche Atmosphäre erzeugten und die Bindung zu den Fans intensivierten.
Mit dem Song „When I dream I see“ vom Debutalbum „Howl“ zum Beispiel hat der Sänger einen Song für seine verstorbene Mutter geschrieben und auch seinen Vater – der am Abend sogar vor Ort war – erwähnte Ian Hooper mehrfach. Grundsätzlich beschäftigt sich das neue Album laut dem Frontmann mit dem Thema „not overthinking too much“. Durch alle Songs hinweg begeisterten die drei Künstler mit ihrem Können an den unterschiedlichsten Instrumenten. Ian Hooper mit seiner einzigartigen Stimme, der parallel Gitarre, Tamburin und Base Drum bedient. Claudio Donzelli abwechselnd an der Gitarre am Klavier und am Banjo sowie Craig Saunders, der das Trio am Bass und ebenfalls mit seinem Gesang vervollständigt.
Support an diesem Abend war übrigens die junge Schweizer Musikerin Joya Marleen, die sich selbst als Fangirl der Mighty Oaks bezeichnet und die Band im Backstage auf einem Festival in der Schweiz kennenlernte. Obwohl die Sängerin ganz allein mit Ihrer Gitarre, wahlweise auch mit dem Keyboard, auf der Bühne stand, füllte sie den Saal mit ihrem breiten Stimmumfang. Sowohl tiefe als auch hohe Töne schien die Künstlerin mühelos lang halten zu können. Bei ihrem letzten Song – einem „Big in Japan“ Cover, zeigte Joya dann noch ihre Fähigkeiten an der Loop Station. Mit „Kids in Love“ hat die Sängerin ein Feature mit den Mighty Oaks auf deren neuem Album und stand dann später gemeinsam mit Ihren Idolen auf der Bühne.
Alles in allem konnten die Zuschauer in diesem traumhaften über 100 Jahre alten Konzertsaal ein überwiegend sehr ruhiges Konzert mit familiärer Atmosphäre genießen. Entsprechend still war es auch zwischen den Songs. Auf humorvolle Art erklärte Hooper, dass das deutsche Publikum in dieser Hinsicht immer noch etwas ungewöhnlich für die Sänger sei und so zur Nervosität beitrage, da sie es aus ihren drei unterschiedlichen Heimatländern gewohnt sind, dass die Zuschauer sich in den kleinen Pausen eher lauter unterhalten würden.
Auch die Musiker-Kollegen Johannes Oerding und Stefanie Heinzmann, die die Band in der TV-Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ näher kennenlernen durfte, sowie der Künstler Bosse, genossen den Abend inmitten des Publikums.
Der gesamte Abend war geprägt von der Einzigartigkeit und Authentizität der Musik sowie der persönlichen Geschichte der Musiker. Eine besonders intime Atmosphäre entstand zu guter Letzt, als die drei Freunde die Zugabe im Stehen um ein Mikrofon darboten. Mit dem größten Hit „Brother“ brachte die Band zum Ende dann die Zuschauer im gesamten Saal zum Stehen und das Konzert in der Laeiszhalle fand seinen perfekten, würdevollen Abschluss.
Text: Michèle Lemmermann
Fotos: Johanna Lippke