Am 27. November 2025 verwandelte sich das Kölner Palladium anlässlich des Gastspiels von Ice Nine Kills im Rahmen ihrer „A Work Of Art“-Tour in einen Schauplatz, der weniger an ein Rockkonzert als vielmehr an eine hochkarätig inszenierte Horror-Performance erinnerte.
Unterstützt durch ein herausragendes Aufgebot an Bands – namentlich TX2, Creeper und The Devil Wears Prada – avancierte der nasskalte Spätherbstabend zu einem fesselnden, schweißtreibenden Ausflug in das makabre Universum von Ice Nine Kills.
Ein Abend im Zeichen des Horrors
Der Einlass um 17:30 Uhr wurde vom Publikum mit großer Vorfreude erwartet, wobei das widrige Regenwetter die Stimmung der Menge vor der Halle keineswegs trüben konnte. Auffällig war die Detailverliebtheit der Fans, von denen viele dem Horror-Metal-Thema der Band entsprechend kostümiert erschienen, wodurch das Palladium schon frühzeitig eine atmosphärische Verwandlung in eine schaurig-schöne Kulisse vollzog.
TX2 läuten eine unvergessliche Nacht ein
Den energiegeladenen Auftakt gestalteten TX2 um 18:30 Uhr, deren Performance sofort zündete und das Publikum zum Headbangen animierte. Bereits während des zweiten Songs, „Vendetta“, öffnete sich der erste Moshpit, eine Dynamik, die durch den spontanen Sprung in die Menge von Sänger Timothy Evan Thomas zusätzlich befeuert wurde. Die Darbietung wurde durch akrobatische Einlagen, wie das Klettern an den charakteristischen Palladium-Säulen, sowie durch animierende Gesangsübungen abgerundet. Mit ihrem modernen Sound, repräsentiert durch Stücke wie „Vampire By Rumor“ und „Mad“, gelang es TX2 zweifelsfrei, neue Zuhörer*innen für sich zu gewinnen.
Creeper zeigen ihr großes Potential
Um 19:20 Uhr übernahmen Creeper die Bühne und zogen das Publikum mit einem stimmungsvollen Intro augenblicklich in ihren Bann. Die britische Band genießt bei der eigenen Fangemeinde schon längst einen regelrechten Kultstatus. Sänger Will Gould beeindruckte mit seiner unverwechselbaren Stimme, die perfekt zu der düsteren Ästhetik der Band passte. Mit einer intensiven Darbietung von Songs wie „Mistress of Death“ nahm die Dynamik zu. Es kam zu vermehrten Moshpits und den ersten Crowdsurfer*innen. Creeper demonstrierten mit ihrer kongenialen Mischung aus Horrorpunk, Punk und Gothic Rock ihr großes Potenzial und fügten sich musikalisch nahtlos in den Abend ein.
The Devil Wears Prada: Metalcore in Bestform!
Pünktlich um 20:10 Uhr betraten The Devil Wears Prada die Bühne und machten vom ersten Takt an klar, dass sie gekommen waren, um eine regelrechte Explosion aus Metalcore zu zünden. Bereits beim ersten Song, „Ritual“, öffnete sich der Pit, und in der Folge lieferten die Stücke einen konstanten Strom an harten Breakdowns, Moshpits und Crowdsurfern. Klassiker wie „Salt“ und „Outnumbered“ wurden vom Publikum euphorisch gefeiert. Die Band präsentierte zudem eindrucksvoll Titel ihres am 14.11.2025 erscheinenden Albums „Flowers“, darunter „For You“ und „Everybody Knows“. Die Performance war von bestechender Qualität und wurde von der Menge enthusiastisch aufgenommen. Die amerikanische Formation aus Ohio bewies eindrücklich, dass sie auch nach zwanzig Jahren Bandgeschichte eine elementare Naturgewalt darstellt und mühelos Headliner-Qualitäten besitzt. Die Andeutung einer bevorstehenden Deutschland-Tour im Jahr 2026 sorgte für ohrenbetäubenden Jubel und verspricht ein Ereignis, das man nicht verpassen sollte!
Ice Nine Kills entführen uns nach Horrorwood
Als das Licht um 21:20 Uhr erlosch, signalisierte dies den Beginn des groß inszenierten Hauptaktes. Ice Nine Kills zelebrierten ihre theatralische Kompetenz von der ersten Sekunde an. Die Show begann bereits vor dem ersten Ton: Ein Darsteller im Hannibal-Kostüm und Zwangsjacke wurde auf die Bühne gefahren, um das Intro von „Meat & Greet“ vorzubereiten, bevor Spencer Charnas und die Band die Bühne enterten. Das Publikum war sofort maximal elektrisiert und textsicher. Die folgende Darbietung war kein reines Konzert, sondern ein durchdachtes Metalcore-Musical des Makabren. Die Band untermalte ihre Lieder mit extrem detailreichen Inszenierungen aus dem Horror-Genre. Bei „Stabbing In The Dark“ trat ein furchterregender Clown mit weiteren Bühnendarsteller*innen auf, welche mit Klopapier-Kanonen bewaffnet waren und dem Ganzen einen humorvollen Touch verliehen. Kurze Zeit später folgten gewaltige Breakdowns, beispielsweise bei „Funeral Derangements“, die das Palladium in einen brodelnden Hexenkessel verwandelten. Ice Nine Kills präsentierten die gesamte Bandbreite des Horrors: „Wurst Vacation“ wurde von einem blutverschmierten Metzger mit Axt und kurzen, drastischen Mordszenen begleitet. Selbst der Cover-Song „Walking On Sunshine“ (Katrina and the Waves) wurde in die groteske Logik der Show integriert, indem eine tanzende, aber mit einer Axt bewaffnete Sonne die Bühne betrat – ein genial-absurder Höhepunkt. Zwischen den Songs dienten kurze, atmosphärische Video-Einspieler als perfekte dramaturgische Zäsur, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Auch die neueren Stücke wurden eindrucksvoll umgesetzt: Der brandneue Song „The Great Unknown“ wurde von einer Schießerei auf der Bühne begleitet, während „Ex-Mørtis“ mit kostümierten Tänzer*innen und einer bedrohlich kreischenden Kettensäge aufwartete. Die Show mündete in einem wahren Horror-Potpourri: Für „The Laugh Track“ schlüpfte Sänger Spencer Charnas in die Rolle des Jokers und sprang manisch über die Bühne. Beim zeitlosen Klassiker „The Shower Scene“ war der Lärmpegel des Publikums ohrenbetäubend, während ein Duschvorhang die Szenerie dominierte, hinter dem eine weitere Mordszene dargestellt wurde. Sogar der Cover-Song „The Impression That I Get“ von The Mighty Mighty Bosstones sorgte noch einmal für eine enorme Welle von Crowdsurfern. Das Finale markierte den absoluten Gipfel der Inszenierung. Zu „IT Is The End“ betrat Pennywise die Bühne, begleitet von der ikonischen Figur mit der gelben Jacke und dem Bund roter Ballons. Den krönenden Abschluss bildete der Song „A Work of Art“: Art der Clown (aus Terrifier) erschien in Lederhose auf der Bühne und tötete einen Weihnachtsmann vor den Augen der Fans. Die akribische Nachstellung dieser Filmszene unterstrich einmal mehr die Liebe von Ice Nine Kills zum theatralischen Schockeffekt. „Art“ selbst lieferte anschließend ein beeindruckendes Schlagzeugsolo ab, das als Startschuss für den größten Moshpit des gesamten Abends diente. Danach endete ein denkwürdiger Abend, welcher sich sicherlich bei vielen Zuschauer*innen tief ins Gedächtnis gebrannt hat.
FAZIT:
Ice Nine Kills haben mit diesem Auftritt in Köln alle Erwartungen übertroffen und einen neuen Maßstab für Live-Performances im Metalcore-Bereich gesetzt. Die Verschmelzung von Musik, Filmkunst und Theater war perfekt orchestriert und bot dem Publikum ein vollständig immersives und unvergessliches Erlebnis. Von der starken Unterstützung der Vorbands bis zum fesselnden, detailreichen Finale war die gesamte Veranstaltung ein triumphaler Erfolg. Ice Nine Kills haben nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch ihre einzigartige Rolle als Pionier*innen des Horror-Metal-Theaters gefestigt.
Review: F-Scott-Schafer
Fotocredit: Florian Chojetzki