Es gibt Bands, bei denen man sich fragt, ob sie eigentlich jemals schlafen. PABST gehören definitiv dazu. Ich halte die Berliner seit Jahren für die Hardest Working Men im Indierock-Business. Es gibt vermutlich kein AJZ zwischen Flensburg und Freiburg, das die drei nicht schon einmal abgefackelt haben. Und während die Hallen Stück für Stück größer werden – zuletzt auch als Support von Billy Talent, wo sie ihre Energie problemlos auf Arena-Format skalierten – bleiben Erik, Tilman und Tore das, was man in der Branche immer seltener findet: nett, nahbar, höflich.
Nun also „This Is Normal Now“, das vierte Studioalbum und gleichzeitig die logische Konsequenz aus „Crushed By The Weight Of The World“. Der Titel wirkt zunächst fatalistisch – so, als hätten PABST akzeptiert, dass alles im Argen liegt. Aber genau das tun sie nicht. Stattdessen drehen sie den Zustand unserer kaputten Zeit in eine Energiequelle um.
Der Opener „Limbo No. 5“ ist dafür das perfekte Beispiel. Was zunächst anmutet wie eine Ballade, übertragen die Jungs schnellstmöglich – wenn man das nach knapp 40 Sekunden so nennen darf – in ein verzerrtes Gitarrengewitter der Marke PABST. „Cool Car, Stupid Decisions“ reitet dieses musikalische Pferd weiter, lässt mit einer fast schon zärtlichen zweiten Songhälfte aufhorchen, bevor ein simples „Yeah!“ – die Gitarrensounds wieder loslässt.
Track Nummer drei, „I Felt All There Is To Feel“, verdient einen eigenen Moment in dieser Review – denn dieser Track ist nicht nur eines von drei Features der Platte, sondern auch eine Zusammenarbeit, die nicht der Eitelkeit halber existiert, sondern weil es schlicht und ergreifend Sinn macht. Gemeinsam mit DZ Deathrays, den australischen Noise-Ikonen, zünden PABST hier eine Energie, die man sich im deutschen Indierock häufiger wünscht. Kein Ego, kein Namedropping, kein „Schaut her, wir haben ein Feature“, sondern zwei Bands, die aus derselben staubigen Garage zu kommen scheinen. Aber auch Feature Nummer Zwei funktioniert verdammt gut. Mit Blush Always als Verstärkung am Start, klingen PABST verdammt catchy und dem Pop so nah, wie die Weser der Werre.
Ohnehin beinhaltet das Album eine erfreuliche Vielseitigkeit, ohne die eigenen Trademarks im Sound zu vernachlässigen. Hier wird nichts kopiert oder Kompromisse geschmiedet, hier rocken einfach PABST. Das Song Trio um „Happy Birthday“, „Heavy Metal Junk Island“ und „Big Big Heart“ dient dabei als erfreulicher Beweis. Alle Songs hab recht unterschiedliche musikalische Ansätze, klingen aber doch ganz klar nach PABST.
Und auch auf Strecke geht den Jungs nicht die Puste aus. Bis Song zwölf wird durchgezogen, bevor ein instrumentales Outro freundlich Hinaus geleitet. Im letzten Teil der Platte dienen dabei vor allem „Destroy Everything“ und „Orca Whale“ als Fixpunkte, die wenn man nach Referenzen suchen würde, ohne Schamesröte tatsächlich Foo Fighters oder Ash lauten könnten.
Und wer nach „This Is Normal Now“ das Bedürfnis verspürt, all diese aufgestaute Energie live aus dem Körper geprügelt zu bekommen, sollte einen Blick auf die kommenden Tourdaten werfen. Ab Dezember schicken PABST ihre „sorry for hyper-rocking“-Tour durchs Land – natürlich mit der gewohnt ironischen Untertreibung: „Sorry, dass ihr wieder Tinnitus haben werdet.“ Klar. Als würden wir nicht genau deshalb kommen.
PABST – sorry for the hyperrocking-Tour
10.12.2025 Dresden – Groovestation
11.12.2025 Nürnberg – Z-Bau
12.12.2025 Wien – B72
13.12.2025 München – Strom
14.12.2025 Prag – Rock Café
21.01.2026 Stuttgart – Wizemann
22.01.2026 Wiesbaden – Schlachthof
23.01.2026 Köln – Gebäude 9
24.01.2026 Hamburg – Molotow
28.01.2026 Dortmund – FZW
29.01.2026 Hannover – Mephisto
30.01.2026 Leipzig – UT Connewitz
31.01.2026 Berlin – Lido
Tickets für die Shows bekommt ihr über die Seite der Band oder klickt hier.
Fotocredit: Emilia Spitale