Am Abend des 6. Novembers 2025 verwandelte sich die O2 Academy Brixton in eine brodelnde Energie-Zelle, als Pendulum ihre mächtige Live-Performance ablieferten.
Die Band, bestehend aus Mitgliedern mit Wurzeln in Australien und England, zählt längst zu den prägenden Kräften im Drum-&-Bass-Genre – doch an diesem Abend zeigte sich klar: Hier ist eine Band am Werk, die ihre eigene Evolution mit brachialer Kraft und künstlerischer Tiefe lebt. Die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Inertia“ im August 2025 markiert einen gewaltigen Schritt in Richtung Metal-fusionierter Elektronik.
Atmosphäre & Gesamteindruck
Vom ersten Ton an war spürbar: Dies ist nicht einfach eine Live-Show, sondern ein kollektives Erlebnis. Die Kulisse – Licht, Visuals, Bühnenbild –, war kompromisslos auf Großformat ausgelegt. Pendulum klangen heute größer denn je, ihre Verbindung von Drum-&-Bass-Kaskaden, wuchtigen Gitarrenriffs und stadiontauglichen Hooks ließ keinen Zweifel: Hier stehen Künstler*innen, die Grenzen überschreiten und gleichzeitig ihre DNA wahren.
Die Wahl der Setlist zeigte ein perfekt austariertes Verhältnis zwischen Klassiker und Neuem: Songs wie „Propane Nightmares“ (zur Erinnerung: ein monumentaler Track aus dem Jahr 2008) wurden mit modernen Stücken wie „Halo“ oder „Napalm“ (feat. prominente Kollaborationen auf dem neuen Album) zu einem Paket geschnürt, das sowohl Nostalgie als auch Zukunftsvision vermittelte.
Performance & musikalische Umsetzung
Was beeindruckte, war die Präzision und gleichzeitig ungezügelte Energie: Die rhythmische Maschinerie der Drum-&-Bass-Sektion traf auf Live-Instrumente und eine Soundwall, die man beim gewöhnlichen Clubgig selten erlebt. Pendulum mischten das ikonische Breakbeat-Erbe mit Gitarrenangriffen, die aus Metal-Ecken stammen könnten – kein Wunder angesichts der Kollaborationen mit Bands wie Bullet for My Valentine & Wargasm.
Frontmann Rob Swire (und Band) dirigierten das Publikum mit sicherer Hand durch die Höhen und Tiefen der Show: von hämmernden „Bass-Shakes“ bis zu Momenten, in denen das Licht pulsierte und der Saal kollektiv atmete. Besonders die Tracks vom neuen Album fühlten sich heute nicht wie „neues Material“ an, sondern wie längst integraler Bestandteil der Live-Identität von Pendulum.
Höhepunkte & Setlist-Analyse
Die Setlist zeigte die Band in Hochform:
- Mit „Napalm“, „Save the Cat“, „Archangel“, „The Island Pt. I/II“, „Halo“, „Colourfast“ und „Watercolour“ wurde der Spannungsbogen meisterlich gesteuert.
- Das Publikum stieg ein bei Klassikern wie „Propane Nightmares“ und „Tarantula“, die als verbindende Glanzlichter dienten.
- Besonders das Finale mit Encore-Songs „Cartagena“ und „Tarantula“ setzte noch einmal einen drauf: Ein wuchtiger Ausklang, bei dem die Menge aus sich herausging und die Band das Momentum voll ausspielte.
Fazit:
Dieses Konzert war ein Triumph – und belegte eindrucksvoll, dass Pendulum nicht nur ihre Legende verwalten, sondern neu definieren. Wer dachte, Drum-&-Bass sei ein Nischengenre für Nächte im Club, sah sich hier eines Besseren belehrt: Elektronische Präzision, Rock- und Metal-Aggression sowie stadiontaugliche Melodien verschmolzen zu einem Ereignis von großer Wucht. Die Show bestätigte, dass das neue Album „Inertia“ nicht nur auf Platte überzeugt, sondern seine volle Wirkung live entfaltet. Wer an diesem Abend dabei war, durfte Zeuge werden eines Moments, in dem eine Band ihre Grenzen sprengte – und dabei mit offenem Herzen auf ihre Vergangenheit blickte und mutig in die Zukunft schritt.
Für alle, die eine derartige Verbindung von Stilbruch, Intensität und großer Bühne erleben wollten: Dieses Konzert war der Prototyp. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Live-Ausflug dieser Band.
Fotocredit: Derek Bremner
Review: Kevin Randy Emmers