Mit „RUDE“ setzen Spiritual Cramp ein kraftvolles Statement dafür, dass Punk auch 2025 noch frisch, frech und voller Haltung sein kann. Wo andere Bands in Nostalgie verharren, treibt das Sextett aus San Francisco seinen Sound weiter – energiegeladen, verspielt und mit einem deutlichen Gespür für musikalische Grenzüberschreitung.
Schon auf ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2023 zeigten Spiritual Cramp, dass sie mit den gängigen Punk-Formeln brechen wollen. Doch während das Vorgängeralbum noch roh und kantig wirkte, präsentiert sich „RUDE“ als gewachsene Weiterentwicklung – klarer im Klang, mutiger im Ausdruck und spürbar vielseitiger. Statt bloß auf wütende Riffs zu setzen, verbinden sie New-Wave-Elemente, Indie-Vibes und Dub-Einflüsse zu einem brodelnden Soundcocktail, der gleichzeitig tanzbar und provokant bleibt.
Besonders beeindruckend ist, wie sehr sich die Band auf ihrem Werk gefunden hat. Nach Jahren wechselnder Besetzungen klingt das Album geschlossen, kompakt und fokussiert. Die Songs strotzen vor Energie, doch zwischen den Zeilen schwingt immer eine melancholische Note mit – eine Mischung aus Rebellion und Reflektion, die der Platte emotionale Tiefe verleiht.
Auch textlich bleibt Frontmann Michael Bingham seiner Linie treu: bissig, selbstironisch, aber nie zynisch. Wo auf dem Vorgänger noch die pure Wut dominierte, findet sich nun eine Form von Gelassenheit – eine Reife, die dem Album guttut, ohne ihm den Biss zu nehmen. Der Sound ist druckvoll, modern und zugleich detailverliebt – das Werk eines Studios, das sich traut, Chaos zu ordnen, ohne es zu zähmen.
Das Album ist damit das bislang stärkste Werk der Band – ein Album, das das anarchische Herz des Punk mit der Offenheit moderner Popkultur vereint. Es zeigt eine Band, die ihren Platz kennt, ihn aber immer wieder neu definiert. Wo Spiritual Cramp früher einfach provozierten, inspirieren sie heute – mit Haltung, Humor und einem Sound, der keine Grenzen kennt.
Fotocredit: Sarah Davis