Mit „Rebirth“ melden sich Since April eindrucksvoll zurück – und zwar mit einer Energie, die sich irgendwo zwischen Aufbruch, Verarbeitung und Befreiung bewegt. Die Münchner Rockformation, die sich in den letzten Jahren durch Supportshows für Acts wie Oomph!, Tenside oder Lonely Spring in der Szene fest etabliert hat, wagt auf ihrem neuen Werk einen klaren Schritt nach vorn. Während ihr Debüt „Escape“ noch wie ein jugendlicher Befreiungsschlag klang, roh, emotional, manchmal suchend, zeigt „Rebirth“ nun eine gereifte Band, die gelernt hat, ihre Verletzlichkeit als Stärke zu begreifen.
Die Platte wirkt wie ein Spiegel innerer Prozesse – ehrlich, aufgeraut und doch voller Hoffnung. Since April gelingt es, aus Schmerz, Verlust und Unsicherheit keine Schwäche zu machen, sondern Antrieb. Die Musik klingt druckvoller, der Sound ausgewogener und das Songwriting präziser. Wo „Escape“ manchmal noch in der eigenen Leidenschaft überlief, zeigt „Rebirth“ deutlich mehr Kontrolle, ohne an Intensität einzubüßen. Das Ergebnis ist ein Album, das emotional tief geht, ohne in Pathos zu versinken.
Thematisch bleibt sich die Band treu: Mental Health, Überforderung, gesellschaftlicher Druck – all das ist weiterhin präsent. Doch diesmal fühlt es sich nicht nach Hilferuf, sondern nach einem Statement an. „Rebirth“ ist keine Flucht, sondern eine Rückkehr zu sich selbst. Das spürt man in der Haltung, im Sound und in der gesamten Atmosphäre der Platte. Es ist das Werk einer Band, die verstanden hat, dass Weiterentwicklung nicht bedeutet, alles Alte abzulegen, sondern die Narben mitzunehmen und daraus neue Stärke zu schöpfen.
Rückblickend betrachtet war „Escape“ das Kapitel des Ausbruchs – ein Album voller jugendlicher Rebellion, bei dem nicht alles sauber saß, das aber durch Leidenschaft überzeugte. „Rebirth“ hingegen ist das Kapitel des Ankommens. Der Sound ist dichter, die Produktion klarer, die Botschaft reifer. Man merkt, dass Since April nicht mehr nur nach außen schreien, sondern auch nach innen hören.
„Rebirth“ ist keine einfache Platte. Sie fordert Aufmerksamkeit, weil sie zwischen Hoffnung und Dunkelheit pendelt, zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit. Doch gerade das macht sie so relevant – nicht nur für Fans der Band, sondern für alle, die Musik als Ausdruck des Überlebens verstehen. Es ist der Moment, in dem das Licht nach dem Flackern wieder aufflammt. Und Since April stehen mittendrin – ehrlicher, verletzlicher und stärker als je zuvor.
Fotocredit: Dominik Hupf