James Harries ist so etwas wie ein Getriebener des Guten – einer dieser Musiker, die man seit Jahrzehnten kennt, ohne dass man genau weiß, woher. Singer-Songwriter alter Schule, der nie in Mode war. Sein neues Album „Love & Desire“ ist die Art von Platte, die jedem Herbstabend eine unverhoffte Wärme verleihen kann.
„Dieses Album entstand durch Loslassen“, sagt Harries – und man glaubt ihm jedes Wort. Drei Tage, ein Raum, ein paar Freunde, Mikrofone, die nicht perfekt standen. „Love & Desire“ klingt, als würde jemand neben einem sitzen und Geschichten erzählen.
Der aus Manchester stammende und inzwischen zwischen Prag und England pendelnde Musiker hat seine Spuren längst hinterlassen – auf Bühnen mit Glen Hansard, Jamie Cullum oder Oh Wonder, als Filmkomponist und als Stimme, die man sich merkt. Die britische Presse hat ihn einmal als „Ryan Adams auf Steroiden“ bezeichnet – und auch wenn das natürlich zu kurz greift, steckt darin ein Körnchen Wahrheit. Harries’ Stimmfarbe trägt nämlich dieselbe brüchige Kraft wie Adams.
Die Aufnahmen zu „Love & Desire“ sind inspiriert von einem überbelichteten Foto, das sein Sohn mit einer alten Kamera gemacht hat – ein Sinnbild für das, was Harries hier sucht: den Zauber des Unperfekten. Aber, wenn man die ersten Klänge von „Love & Desire“ auf sich wirken lässt, so ist dies doch eigentlich nur Understatement. Denn viel mehr als solch eine liebliche Klaviermelodie und die Stimme von Harries braucht es eigentlich nicht für einen perfekten Moment. Und solche Momente finden sich auf dem Album zu Hauf: Songs wie „Shivers Down My Spine“ klingen, als wären sie direkt aus einem verrauchten Club in den 70ern gesendet worden – mit dieser feinen Mischung aus Blues, Gospel und Van-Morrison-Soul. „I Want Out“ erinnert in seiner Intimität und Offenheit an Big Thief, während „Paris“ den Moment einfängt, in dem Fernweh und Liebe kurz dieselbe Sprache sprechen.
Das Album lebt von dieser Mischung aus Weite und Nähe. Da ist nichts Überflüssiges, keine Note zu viel. Man hört, dass diese Musik nicht am Computer entstanden ist, sondern zwischen Menschen, die sich sehen, hören und verstehen. Und genau das ist das große Kunststück von „Love & Desire“: Es ist ein Album das menschelt.
TOUR 2025
31.10. Meo’s | Isny im Allgäu (DE)
01.11. Terminus | Saarbrücken (DE)
07.11. Elfer Club | Frankfurt (DE)
08.11. Kultus Café | Grevenbroich/Düsseldorf (DE)
15.11. Roter Gugl | Leitersdorf (AT)
16.11. Bahnhof Kötzting | Bad Kötzting (DE)
20.11. Clash | Wien (AT)
21.11. Backstage | München (DE)
22.11. Altes Feuerwerksgebäude | Zürich (CH)
23.11. Weißes Roß | Immeldorf (DE)
28.11. Bora | Duisburg (DE)
30.11. Stellwerk | Hamburg (DE)
05.12. Hillersche Villa | Zittau (DE)
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Fotocredit: Ivi Rebova