Mit „I Live Here Now“ legen SHARK TRAILS eine EP vor, die sich mit beeindruckender Reife zwischen Emotion, Wut und Sehnsucht bewegt – und dabei klanglich so vertraut wie neu wirkt.
Wer die Band bereits länger verfolgt, erkennt sofort: Hier stehen keine Newcomerinnen am Start, sondern Musikerinnen, die ihre Wurzeln tief im Sound der Nullerjahre geschlagen haben und dennoch nicht im Nostalgiesumpf stecken bleiben.
Diese EP ist kein bloßes Wiederaufleben vergangener Tage, sondern eine bewusste Weiterentwicklung – eine Hommage an das, was bleibt, wenn man älter wird, sich verändert und trotzdem nicht loslassen kann.
Der Sound ist warm, aber nicht weichgespült. Die Gitarren schimmern, rauschen und brennen, während die Rhythmussektion eine stabile Basis legt, die den Songs genug Raum zum Atmen lässt. Die beiden Stimmen im Wechselspiel – mal verzweifelt, mal getragen – verleihen dem Ganzen eine Tiefe, die viele aktuelle Produktionen vermissen lassen. Gerade dieser Dualismus aus Melancholie und Energie macht „I Live Here Now“ zu einem Werk, das sich schwer einordnen, aber leicht fühlen lässt.
Wer die früheren Veröffentlichungen der Band kennt, merkt deutlich, dass SHARK TRAILS klanglich gereift sind. Wo früher oft der Drang nach Komplexität dominierte, herrscht nun ein klareres Bewusstsein für Dynamik und Struktur.
Dennoch bleibt die Band ihrem Hang zur Unvorhersehbarkeit treu – klassische Songaufbauten werden konsequent gebrochen, Harmonien bewusst verschoben, Melodien in Richtungen geführt, die man nicht erwartet. Gerade dadurch entsteht diese besondere Spannung, die „I Live Here Now“ zu einem intensiven Hörerlebnis macht.
In einer Zeit, in der viele Acts ihre Vergangenheit abstreifen, um modern zu wirken, nehmen SHARK TRAILS ihre Geschichte an – und verwandeln sie in Stärke. „I Live Here Now“ klingt nach Menschen, die wissen, woher sie kommen, und trotzdem noch nicht angekommen sind. Eine EP, die laut ist, weil sie etwas zu sagen hat – und ehrlich, weil sie nichts beweisen muss.
Wenn das nur der Anfang einer neuen Schaffensphase ist, darf man sich jetzt schon auf das freuen, was noch kommt.
SHARK TRAILS 2025
28.08. Kassel – Goldgrube + The Movement
25.10. Gießen – AK44
08.11. Herford – FLAFLA + Juneau
21.11. Erfurt – Frau Korte + Schimpanski & Lewia
22.11. Weimar – Vortrefflich
Fotocredit: EP-Cover / Artwork