Mit „…And The Mermaid“ schlägt Dave Hause ein neues Kapitel auf, das ihn musikalisch zurück zu seinen Rock- und Punkwurzeln führt, ohne die Erfahrungen der letzten Jahre im Americana-Bereich zu verleugnen. Das siebte Soloalbum des Singer-Songwriters wirkt wie eine Selbstvergewisserung, die klarmacht: Hier steht ein Künstler, der nach fast drei Jahrzehnten seinen Sound nicht nur gefunden, sondern auch verfeinert hat.
Wo Werke wie „Blood Harmony“ (2021) oder „Drive It Like It’s Stolen“ (2023) eine intime, zurückgenommene Seite betonten, präsentiert sich „…And The Mermaid“ deutlich rauer und energetischer. Es ist ein Rockalbum, das mit seinen zehn Songs das Gefühl einer eingespielten Band transportiert – nicht zuletzt, weil diesmal The Mermaid vollständig am Songwriting beteiligt war. Dieser kollektive Ansatz gibt dem Album eine rohe Lebendigkeit, die in dieser Form in Hauses Solodiskografie bislang fehlte. Das Album zeigt auch, wie sehr sich Hause von seinen Americana-Ausflügen emanzipiert hat.
Besonders spannend ist die Tatsache, dass Hause erstmals ein Coverstück auf ein Soloalbum integriert hat. Seine Version von „Bible Passages“ von Tim McIlrath (Rise Against) zeigt Mut, Demut und gleichzeitig die Gewissheit, dass er sich als Künstler nichts mehr beweisen muss. Dieses Vertrauen in sich selbst durchzieht das gesamte Album und macht es zu einem seiner ehrlichsten Werke.
Verglichen mit dem Debüt „Resolutions“ oder dem fanfavorisierten „Devour“ wirkt „…And The Mermaid“ ausgereifter, kompakter und zugleich befreiter. Es ist kein Versuch, alte Erfolge zu wiederholen, sondern der Ausdruck eines Musikers, der seine Stimme und Haltung klar definiert hat. Manche mögen die Direktheit früherer Alben vermissen, doch wer den Weg von Dave Hause verfolgt, erkennt hier die logische Konsequenz: ein Album, das Rock-’n’-Roll nicht nur spielt, sondern lebt.
Unterm Strich ist „…And The Mermaid“ eine kraftvolle Rückkehr zum elektrischen Sound, die beweist, dass Dave Hause und The Mermaid als Band mehr sind als die Summe ihrer Teile. Ein Album, das Fans seiner verschiedenen Schaffensphasen gleichermaßen abholen dürfte – und gleichzeitig einen frischen, ungestümen Spirit verströmt, der gerade live sein volles Potenzial entfalten wird.
Fotocredit: Jesse Deflorio