Mit ihrem dritten Studioalbum „I’m Only F*king Myself“ legt Lola Young einen Meilenstein vor, der ihre künstlerische Entwicklung eindrucksvoll dokumentiert. Schon früh hat sie gezeigt, dass sie eine der spannendsten Stimmen Großbritanniens ist, doch dieses Werk geht tiefer: Es ist gleichzeitig kompromisslos ehrlich und emotional facettenreich. Zwischen roher Verletzlichkeit und einer fast trotzig wirkenden Selbstsicherheit bewegt sich Lola auf einem schmalen Grat, der ihr Album zu einem intensiven Erlebnis macht.
Musikalisch schlägt sie Brücken zwischen kraftvollem Pop, souligen Untertönen und elektronisch angehauchten Produktionen, die allesamt von einem klaren roten Faden getragen werden: der unverwechselbaren Stimme Lolas. Der Einfluss ihrer Kollaborationen mit Manuka und SOLOMONOPHONIC verleiht dem Album eine moderne, internationale Note, ohne dass sie ihre eigene Handschrift verliert. Im Gegensatz zu „This Wasn’t Meant For You Anyway“, das mit der Hit-Single „Messy“ eher gradliniger und radiofreundlicher klang, wagt sich Lola hier stärker ins Experimentelle und Dunkle – und genau darin liegt die Stärke des Albums.
„I’m Only F**king Myself“ ist kein leichter Pop-Entwurf für die Playlists, sondern eine mutige Auseinandersetzung mit Themen wie Selbstsabotage, Eskapismus und der Suche nach innerer Klarheit. Während frühere Werke oft noch stärker nach Anpassung an den Mainstream wirkten, zeigt Lola nun, dass sie bereit ist, unbequeme Wahrheiten auszusprechen – auch auf die Gefahr hin, anzuecken. Diese künstlerische Haltung macht das Album nicht nur relevanter, sondern auch nachhaltiger als vieles, was derzeit im Pop-Bereich veröffentlicht wird.
Im Vergleich zu ihrem Vorgängerwerk wirkt dieses Album gereifter, kantiger und ehrlicher. Es zeigt eine Künstlerin, die nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich gewachsen ist und nun an einem Punkt angekommen ist, an dem sie keine Angst mehr hat, die eigenen Abgründe mit ihren Hörer*innen zu teilen.
Fazit: „I’m Only F**king Myself“ ist ein mutiges, kraftvolles und gleichzeitig berührendes Werk, das Lola Young endgültig zur Stimme einer neuen Generation macht. Es beweist, dass sie sich nicht in eine Schublade stecken lässt – und genau das ist ihr größter Triumph.
Fotocredit: Albumcover / Artwork