Mit Blessthefall meldet sich eine Band zurück, die lange Zeit wie in der Schwebe wirkte. Über sieben Jahre nach ihrem letzten Release erscheint nun „Gallows“ – ein Album, das mehr ist als nur ein weiteres Kapitel im Schaffen dieser Formation um Frontmensch Beau Bokan. Vielmehr handelt es sich um ein klares Statement, dass Blessthefall ihre Relevanz im modernen Metalcore nicht verloren haben und weiterhin bereit sind, Impulse zu setzen.
Die Platte knüpft atmosphärisch dort an, wo „Hollow Bodies“ (2013) Maßstäbe setzte und bis heute als einer der stilprägendsten Momente der Band gilt. Das Album gilt für viele als die perfekte Symbiose aus Härte, Melodie und Energie und hat den Ruf von Blessthefall nachhaltig geprägt. Spätere Veröffentlichungen wie „To Those Left Behind“ (2015) oder „Hard Feelings“ (2018) boten zwar handwerklich starke Songs und solide Arrangements, blieben jedoch im Vergleich etwas hinter den eigenen, sehr hoch gesteckten Erwartungen zurück. Besonders „Hard Feelings“ polarisierte mit einem deutlicheren Fokus auf melodische und elektronische Elemente, wodurch die kompromisslose Wucht früherer Werke in den Hintergrund trat.
Mit „Gallows“ gelingt der Band nun ein eindrucksvolles Comeback, das die rohe Energie der Anfangszeit mit hymnischen Refrains und einer spürbaren künstlerischen Freiheit verbindet. Es ist kein Album, das zwanghaft Trends hinterherläuft, sondern eines, das aus Überzeugung und Leidenschaft entstanden ist. Man hört, dass die Musiker*innen sich bewusst Zeit genommen haben, nur dann zu schreiben, wenn echte Inspiration vorhanden war. Dadurch wirkt das Album frisch, unverfälscht und gleichzeitig reif – eine Mischung, die man in der heutigen, oft überproduzierten Metalcore-Landschaft nur selten findet.
Die besondere Stärke von „Gallows“ liegt darin, Brücken zu schlagen: zwischen den brachialen, aggressiven Elementen, die alteingesessene Fans seit Jahren lieben, und den hymnischen Passagen, die sofort im Ohr bleiben und live zum Mitsingen einladen. Damit beweisen Blessthefall, dass sie nach wie vor in der Lage sind, große emotionale Spannungsbögen zu erschaffen, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen.
Ob eingefleischte Anhänger*innen, die die Band seit ihren frühen Tagen begleiten, oder neugierige Ersthörende – „Gallows“ liefert ein intensives, ehrliches und packendes Gesamtwerk, das sich ohne Weiteres in die Top-Listen des Jahres 2025 einreihen dürfte. Es ist ein spätes, aber umso stärkeres Lebenszeichen einer Band, die bewiesen hat, dass sie auch nach über anderthalb Jahrzehnten noch immer relevant ist und der Szene frischen Atem einhauchen kann. Damit gelingt Blessthefall nicht nur ein überzeugendes Comeback, sondern auch eine Erinnerung daran, warum sie einst zu den wichtigsten Metalcore-Acts ihrer Generation zählten.
Fotocredit: Rise Records