Am Freitagabend, dem 29. August 2025, verwandelte sich der Hamburger Stadtpark in eine Mischung aus Freilufttheater, Jazzkeller und absurdem Wohnzimmer – denn Helge Schneider gab sich dort die Ehre. Einen Tag vor seinem 70. Geburtstag präsentierte sich der Altmeister des musikalischen Nonsens vor rund 1800 gut gelaunten Fans – in einem Konzert, das irgendwo zwischen Impro-Oper, Jazz-Gala und dadaistischem Kabarett oszillierte.
Schon beim Betreten der Bühne war klar: Das wird kein gewöhnlicher Abend. Helge Schneider erschien in einer lila Hose und einem halboffenen Hemd, das irgendwo zwischen tropischem Strandurlaub und schräger Wohnzimmerparty rangierte. Das Hemd bauschte sich im Wind, die lila Hose funkelte im letzten Abendlicht – ein Look, der ebenso verspielt und unberechenbar war wie der Künstler selbst. Man fragte sich unweigerlich: Hat er das Hemd gebügelt oder einfach mit dem Saxofon platt gedrückt?
Musikalisch zeigte Helge erneut, warum er längst Kult ist. Mit einer spielfreudigen Band – bestehend aus Gitarre, Geige, Kontrabass, Schlagzeug und wechselnden Stimmen – spielte er sich quer durch Genres und Gemütslagen. Vom klassischen Jazz über schräge Bossa-Nova-Parodien bis hin zu völlig absurden Miniatur-Opern im 3/4-Takt: Alles war erlaubt, nichts war vorhersehbar.
Besonders auffällig: Nichts wirkte einstudiert – viele Übergänge, Pointen und Musikeinlagen entstanden spürbar spontan. Genau das machte den Reiz des Abends aus. Helge moderierte, improvisierte, sang, spielte Klavier, Saxofon, Xylophon – manchmal auch alles gleichzeitig.
Wie immer balancierte Schneider auf dem schmalen Grat zwischen musikalischem Ernst und völliger Albernheit. Mal philosophierte er scheinbar ernsthaft über Gartenzwerge, dann unterbrach er eine Jazznummer mit einem spontanen Gedicht über Tiefkühlpizza. Ein Satz wie „Ich suche immer Kontakt zu meinem Publikum – über die Musik. Sie sollen lachen. Wenn nicht, ist es mir auch egal.“ brachte seinen Stil auf den Punkt: radikal frei, eigenwillig – aber immer mit einer klugen Metaebene. Natürlich ließ es sich Helge nicht nehmen, seinen bevorstehenden Geburtstag ironisch zu kommentieren: „Hätte ich nie gedacht, als ich geboren wurde, dass ich mal 70 werde!“ Das Publikum quittierte es mit schallendem Gelächter – und heimlicher Bewunderung.
Die Stimmung war von Anfang an herzlich, fast familiär. Viele im Publikum – eine bunte Mischung aus Alt-Fans, Jazzfreunden, Familien und Menschen, die einfach mal wieder richtig lachen wollten – feierten den Abend wie eine vorgezogene Geburtstagsparty. Es wurde mitgewippt, gelacht, gejohlt, gelegentlich auch einfach nur gestaunt. Helge ließ sich feiern, ohne es zuzulassen – wie immer mit leicht ironischer Distanz, aber spürbarem Spaß am Moment.
Mit seinem Auftritt im Stadtpark hat Helge Schneider einmal mehr bewiesen, dass er eine ganz eigene Kunstform geschaffen hat – eine, die sich jeder Kategorisierung entzieht. Musik, Theater, Kabarett, Quatsch, Genie – alles in einem, und zwar live, schräg und herzlich. Dass dieser Abend der Vorabend zu seinem 70. Geburtstag war, schien am Ende nur Nebensache – denn im Zentrum stand wie immer der Moment: frei, flirrend, voller Musik und Unsinn. Und damit: voll Helge.
Kurz gesagt:
Helge Schneider lieferte im Hamburger Stadtpark ein großartig absurdes Geburtstags-Vorabendkonzert ab – voller Improvisation, Jazz, Quatsch und Charme. Ein Abend, so lila wie seine Hose und so offen wie sein Hemd.
Fotocredit: Sascha Beckmann