Sechs Jahre nach „Panorama“ kehren La Dispute mit ihrem fünften Studioalbum „No One Was Driving The Car“ zurück – und präsentieren sich geschlossener und zugleich experimentierfreudiger als je zuvor. Zum ersten Mal haben die Musiker*innen das komplette Album in Eigenregie produziert, was man der Platte in jeder Note anhört: Roh, kompromisslos und doch voller Detailarbeit.
Im Vergleich zu „Rooms Of The House“ (2014) oder „Wildlife“ (2011) wirkt das neue Werk weniger wie eine Sammlung einzelner Geschichten, sondern vielmehr wie ein durchgehender, filmischer Strom, der existenzielle Fragen in Klang übersetzt. Wo frühere Alben oft zwischen dokumentarischem Realismus und poetischer Abstraktion schwankten, wagt „No One Was Driving The Car“ einen noch radikaleren Zugriff auf die inneren Brüche und Ängste, die schon immer den Kern der Band bildeten.
Besonders beeindruckend ist die Konsequenz, mit der La Dispute das Thema Kontrollverlust – inspiriert vom Film First Reformed und realen Ereignissen – in Musik übersetzen. Die Platte klingt wie ein einziger Spannungsbogen zwischen existenzieller Bedrohung und kathartischem Ausbruch. Gerade weil die Band diesmal ohne externe Produzent*innen gearbeitet hat, entsteht eine fast intime Unmittelbarkeit, die an Intensität ihresgleichen sucht.
„No One Was Driving The Car“ ist kein Album, das schnelle Antworten liefert. Es ist eine Platte, die fordert, bedrückt und gleichzeitig befreit – ein Werk, das die Essenz von La Dispute nach zwei Jahrzehnten Bandgeschichte vielleicht am klarsten einfängt.
Fazit: Mit dem Album beweisen La Dispute, dass sie auch nach zwanzig Jahren noch in der Lage sind, sich selbst neu zu erfinden. Ein Album voller Brüche, das in seiner kompromisslosen Ehrlichkeit zu den stärksten Momenten der Bandgeschichte zählt – und vielleicht sogar das bisher vollständigste Werk darstellt.
Fotocredit: Martin Lead