Mit „Alienation“ schlagen Three Days Grace ein neues Kapitel auf, das gleichermaßen überraschend wie vertraut wirkt. Dass mit Adam Gontier der ursprüngliche Sänger zurückgekehrt ist, sorgt natürlich für eine gewisse nostalgische Erwartungshaltung – und tatsächlich weckt das Album Erinnerungen an die frühen 2000er, als „Three Days Grace“ und „One-X“ die Alternative-Rock-Szene nachhaltig geprägt haben. Doch wer glaubt, die Band würde sich nur auf alten Erfolgen ausruhen, täuscht sich.
Das neue Werk klingt frischer und vielseitiger, ohne die DNA der Band zu verleugnen. Zwischen wuchtigen Hardrock-Hymnen und introspektiven Momenten spannt sich ein Spannungsbogen, der sowohl alte Fans abholt als auch Raum für neue Hörer*innen schafft. Die Rückkehr von Gontier gibt dem Sound eine rohe Emotionalität zurück, die auf späteren Platten wie „Human“ oder „Outsider“ stellenweise gefehlt hat. Während jene Alben solide Handwerkskunst boten, aber teilweise austauschbar wirkten, zeigt „Alienation“ eine Band, die sich neu definiert, ohne den Kontakt zu den eigenen Wurzeln zu verlieren.
Besonders im Vergleich zu „Explosions“ von 2022 ist eine deutliche Entwicklung spürbar: Wo das letzte Werk mitunter zerfahren wirkte, präsentiert sich „Alienation“ geschlossener und zielgerichteter. Die Platte wirkt wie aus einem Guss – ein Ergebnis aus der Kombination der beiden Stimmen von Gontier und Walst, die zusammen eine unerwartete, aber stimmige Dynamik erzeugen.
Natürlich ist nicht jeder Moment revolutionär. Wer auf der Suche nach radikal neuen Ansätzen ist, könnte das Album als vorhersehbar empfinden. Aber gerade in dieser Mischung aus Vertrautem und Neuem liegt die Stärke von „Alienation“. Es ist kein Versuch, den Rock neu zu erfinden, sondern ein selbstbewusstes Statement: Three Days Grace wissen genau, wer sie sind, und liefern ein Werk, das die eigene Identität unterstreicht.
Fotocredit: Matt Barnes