Es gab einmal eine Compilation-Reihe des legendären Münchner Atomic Cafés, die trug den wunderbar verkitschten Namen Atomström. Sie versammelte das Beste, was die schwedische Indie-Pop-Welt um das Jahr 2000 herum so hergab. Würde es diese Reihe heute noch geben, Matching Outfits hätten mit dem schwedisch gesungenen Track „Förträng“ einen garantierten Platz auf Volume 3 sicher – der Track zählt zu den Highlights auf „Ditch Me“
Dabei stammt das Trio gar nicht mehrheitlich aus Schweden, sondern aus Berlin – mit Linnea Mårtensson (Schweden), Rachel Glassberg (USA) und Leah Corper (UK) als lose zusammengewürfelte Mini-WG aus Indie-Musikern. Ihr Debütalbum „Ditch Me„ (erscheint bei Bar/None Records in Kooperation mit Dreams of Field Recordings) ist eine stille, aber pointierte Bestandsaufnahme eines Trennungsjahres – erzählt mit Ironie und Charme.
Der Titelsong „Ditch Me“ ist das emotionale Zentrum des Albums: müde, wehmütig und doch verspielt trotzig. Bläser (!) setzen überraschend elegante Akzente, während Mårtenssons Stimme irgendwo zwischen Off-Beat-Chanson und Karaoke-Bar changiert. Dass diese Stimme für den einen oder anderen unbedarften Hörer durchaus eine Herausforderung sein könnte – etwa im verstolperten, schrammeligen „No Whiskey“ – versteht sich von selbst. Aber genau das ist der Punkt. Wer hier nach Perfektion sucht, hat das Genre nicht verstanden.
Matching Outfits nehmen sich Zeit, auch für Zurückhaltung. Viele Songs wirken wie zufällig hingeworfen – doch wer genau hinhört, merkt, dass hier jedes Stolpern Methode hat. Produzent Chad Matheny (alias Emperor X) hat das feine Gespür bewiesen, das Material nicht zu glätten, sondern es atmen zu lassen. Mal mäandern die Melodien scheinbar ziellos dahin, mal wird kurz ins Chaos abgebogen, aber nie verliert das Album seine Richtung.
Dass die Band in den letzten Monaten unter anderem auf dem SXSW, dem New Colossus Festival und dem Spot Festival gespielt hat, überrascht da kaum – die ersten Airplays im lokalen Studentenradio sowie überregionalen Kultursendern dürften nicht weit entfernt sein. Vielleicht sogar mit dem anfangs erwähnten Track „Förträng“. Obwohl auf Schwedisch, ist vielleicht der zugänglichste Song der Platte – was in diesem Fall bedeutet: eingängig, aber nicht anbiedernd. Auf jeden Fall ein Zeugnis von Mut und Talent, welches in dieser Band schlummert – Live zu sehen am 27.07.2025 im Kulturhaus Insel, Berlin.
Fotocredit: Martin Francis