Der Hamburger Stadtpark wurde am gestrigen Abend zur Bühne für eine Legende: Iggy Pop, inzwischen 78 Jahre alt, aber noch immer ein unermüdlicher Wirbelwind, spielte vor ausverkauftem Haus ein mitreißendes Konzert, das Fans aller Altersgruppen gleichermaßen begeisterte – und gelegentlich auch ein wenig beunruhigte.
Schon früh im Set sorgte Iggy für einen Schreckmoment, als er sich bei „I Wanna Be Your Dog“ rücklings in die Menge fallen ließ. „Schafft der es wieder auf die Bühne?“ fragte man sich. Die Antwort: Natürlich! – denn Iggy Pop war schon immer ein Stehaufmann. Und auch wenn sein Gang inzwischen sichtbar schleppender ist, steht er wenig später wieder auf der Bühne, wirft sich beim nächsten Song auf den Boden, bleibt liegen – und rappelt sich erneut auf. Sein Körper ist gezeichnet von den Spuren eines wilden Lebens, doch sein Wille bleibt ungebrochen.
Musikalisch liefert Iggy ein energiegeladenes Best-of-Programm, das keine Wünsche offenlässt. Gleich zu Beginn feuert er mit „T.V. Eye“ und „Raw Power“ zwei Stooges-Klassiker ab, später folgen „Search and Destroy“, „Down on the Street“ und weitere Perlen seiner frühen Punkphase. Die Stücke wirken erstaunlich zeitlos, rau und voller Kraft – als wären sie für genau diesen Abend gemacht.
Zwischendurch blickt Iggy zurück auf seine Berliner Jahre in den 70ern, als er mit David Bowie lebte und sich langsam wieder aus dem Drogensumpf kämpfte. „Some Weird Sin“, eine Ballade aus dieser Zeit, bringt einen Hauch Melancholie in das ansonsten kraftvolle Set. Mit „The Passenger“, seiner wohl bekanntesten Nummer, bringt er den Stadtpark schließlich zum Kochen. Arme fliegen durch die Luft, von den Ü20-Fans bis hin zu den Ü70-Anhängern feiern alle gemeinsam den Soundtrack mehrerer Generationen.
Unterstützt wird Iggy von einer spielfreudigen, soliden Band, die ihm den nötigen musikalischen Rückhalt gibt – dezent, aber kraftvoll. Immer wieder tigert der Sänger über den Steg in die Menge, sucht den Kontakt zum Publikum, animiert, ruft, fuchtelt – und bleibt dabei stets das zappelnde, charismatische Zentrum des Geschehens.
Prominente Unterstützung gibt’s im Publikum: Bela B., Schlagzeuger der Ärzte, ist ebenfalls unter den Zuschauern – und sichtlich begeistert.
Nach rund 90 Minuten beendet Iggy Pop das Konzert mit „Funtime“, einem gemeinsam mit David Bowie geschriebenen Song, lässt sich noch einmal gebührend feiern und verlässt winkend und humpelnd die Bühne – als Rock-Phänomen, das längst über jede körperliche Begrenzung hinausgewachsen ist.
Fazit:
Ein mitreißender Abend, der zeigt, dass Punk keine Frage des Alters ist. Iggy Pop bleibt ein Phänomen – körperlich angeschlagen, aber mit ungebrochener Bühnenpräsenz. Und sein Konzert im Stadtpark war ein würdiges Denkmal an eine außergewöhnliche Karriere, gefeiert von einem generationsübergreifenden Publikum – inklusive prominenter Fans wie Bela B.
Fotocredit & Review: Sascha Beckmann