Wer gedacht hat, das Thermometer am Flugplatz Interlaken kann gar nicht mehr steigen, der hat sich getäuscht. Auch an Tag 2 auf der Karte: Sonnenschein, blauer Himmel, kaum ein Lüftchen und bis zu 29 Grad – die sich aber eher wie 35 angefühlt haben. Aber trotzdem das Motto: Party On!
Opener für Festivaltag deux: Selbstbedienung aus Aarau. Auch wenn sie es als erste Band natürlich wegen den gefühlten 1000 Grad und der für Open Air dann doch recht frühen Startzeit (13:30) nicht ganz so einfach haben, haben sie sich die Schweizer Punker den Spaß nicht nehmen lassen und auch mit wenigen Fans eine kleine aber dennoch krasse Party gefeiert und mit Songs überzeugt die von St. Pauli, Politik und dem ganz normalen Wahnsinn handeln.
Dann gab es noch ein kleines Comeback. Nach 10 Jahren Greenfield Abstinenz haben es The Ghost Inside aus Kalifornien wieder über den großen Teich rüber geschafft. Cleaner und melodiöser Hardcore Sound der definitiv Bock auf mehr macht und die Band bei uns im Gedächtnis bleiben lässt.

Für alle, denen es nicht zu heiß zum Tanzen war kamen Talco aus Italien gerade recht. Ska Punk auf italienisch, der einen gar nicht still stehen lassen kann. Hat dem Greenfield auf alle Fälle eine gute Portion Temperament verpasst und nicht nur das Publikum hat gefeiert auch die Band selbst hatte Anlass für ein bisschen Feierei – denn 20 Jahre Talco heißt es dieses Jahr.
Wie vielfältig das Line-Up auch 2025 wieder gestaltet ist, das merkt man, wenn wir wieder einen kleinen Schwenk zur Jungfrau Stage machen. Denn da waren Motionless in White jetzt angesagt. Nicht nur Metalcore vom feinsten, sondern auch die Bühnenoutfits und das Make Up haben für einen fulminanten Auftritt gesorgt.

Weiter ging’s mit High Vis. Geil, geil, geil. Das waren die ersten drei Wörter, die mir zu dieser Band in den Kopf geschossen sind. Ehrlich gesagt, ich kannte keinen Song vorab, jetzt möchte ich sie alle kennen. Denn die britische Hardcore Punk Band hat mit jedem Sound, mit jeder Bewegung und mit jedem Text komplett überzeugt. Die möchte man neben den Festivalbühnen gerne mal in einem kleinen schwitzigen Club sehen und dort ohne Rücksicht auf Verluste den nächsten Circle Pit starten. Denn genau diese Vibes bringen die Engländer rüber.
Alligatoah kann auch Metal, wussten wir alle schon aber haben uns trotzdem riesig drüber gefreut, dass er uns das wieder einmal live auf den Präsentierteller gepackt hat. Im roten Jogginganzug und einem gewaltigen Pelzmantel war er für die mehr als nur ein bisschen warmen Temperaturen ziemlich falsch gekleidet aber das hat der unterhaltsamen, gewitzten und ironischen Show gar keinen Abbruch getan. Das Publikum hat’s jedenfalls über den ganzen Flugplatz verteilt ordentlich abgefeiert. Selbst das Wetter war milde gestimmt, denn eigentlich war für den Alligatoah Slot ein ordentliches Unwetter angekündigt, das zeigte sich aber lediglich in Form von circa drei kleinen Regentröpfchen.
Also ging das kollektive Schwitzen weiter bei Kontrastprogramm zu den deutschen Lyrics und zwar auf der Gegenbühne, der Eiger Stage. Die drei Schwestern von The Warning haben uns dort mit feinstem Rock und jeder Menge female Power beliefert. Hat einfach Spaß gemacht zuzuschauen und zuzuhören. Definitiv auch eine Band, die man sich auf die „will-ich-mal-als-Clubshow-sehen“ Liste schreiben kann.

Ich liebe es ja, wenn sich Sachen einfach fügen und so war es dann auch beim Gig von Heaven Shall Burn. Zwar ist Sänger Marcus Bischoff aktuell wegen Stimmbandproblemen leider außer Gefecht gesetzt aber der Ersatz ist absolut mehr als würdig. Hiraes Frontfrau Britta von hat sich nämlich, nach Einladung der Band kurzerhand das Mikro geschnappt und das Greenfield regelrecht angezündet. Und kommen wir wieder zum ersten Satz von diesem Absatz. Der Himmel über Interlaken hat beim Gig von Heaven Shall Burn wortwörtlich gebrannt. Knallorangefarbene Wolken, die dann langsam in die Dämmerung übergegangen sind – ganz fabelhaft!
Schon stockdüster war es dann beim Auftakt von Landmvrks auf der Eiger Stage. Die Band ist einfach um es ein wenig in „Boomersprache“ zu sagen „einfach eine Wucht“! Mitreißend, eigenwillig aber ganz phenomenal – das umschreibt das Gesamtpaket wohl ganz gut. Sollte jeder von uns mal live gesehen haben!

Wie schnell so ein ganzer Festivaltag dann doch wieder rum ist merkt man dann immer ganz plötzlich, wenn dann auf einmal der Headliner auf der Bühne steht. Für diesen Abend waren das Avenged Sevenfold aus Kalifornien. Mit ihnen auf der Jungfrau Stage ist für die Veranstalter vom Greenfield ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung gegangen, da sie diese Band schon ewig auf der Wunschliste für ihr Line-Up hatten. Beim Publikum hatte man ein bisschen den Eindruck, dass die Band die Gemüter ein bisschen gespalten hat. Super viele haben die Kalifornier einfach nur gefeiert aber leider gab es auch so einige Menschen, die sich schon während des Konzerts auf dem Weg zum Camper gemacht haben. Mit ganz viel Sicherheit lag es bei vielen aber auch an der enormen Hitze, die hier wohl allen Anwesenden ordentlich zu schaffen macht. Also an dieser Stelle auch mal Chapeau! an die ganze Crew, die es auf dem Greenfield möglich macht, dass Besucher*innen mit Essen, Trinken und allem was man sonst so braucht versorgt sind. Merci!

Fotocredits: Johanna Lippke