Supergroups haben es heutzutage nicht leicht. Was früher mit bombastischem Überschwang gefeiert wurde, ist heute eher eine Sache für Kenner – und genau solche versammelten sich gestern Abend im Stadtpark, wo Black Country Communion bei typischem Hamburger Schietwetter Station machten. Bei 13 Grad, Nieselregen und Wind spielte die Band ein solides 90-Minuten-Set vor rund zwei Dritteln gefülltem Rund. Keine Euphorie, aber ehrlicher Rock.
Alte Hasen, große Namen – und der Blues mittendrin
Black Country Communion – das ist mehr als ein Projekt, das ist eine Rock-Allianz: Glenn Hughes (Ex-Deep Purple, Ex-Black Sabbath), Bluesvirtuose und Gitarrengott Joe Bonamassa, Keyboard-Wizard Derek Sherinian (Ex-Dream Theater, Sons Of Apollo) und Jason Bonham, Sohn der Led-Zeppelin-Legende. Zusammen spielen sie klassischen Hardrock mit viel Blues in der DNA – auf höchstem technischem Niveau.
Den Auftakt des Abends gestaltete die in London beheimatete Band Afrodiziac, die mit ihrer Mischung aus Funk und Rock dem Publikum zumindest musikalisch einheizte. Doch so richtig warm wurde es den rund 2500 Besucher*innen danach nur innerlich – der Juni zeigte sich von seiner ungemütlichen Seite.
Gitarrenwechsel, Regenjacken und höflicher Applaus
Der Hauptact lieferte eine musikalisch makellose, aber emotional zurückhaltende Show. Bonamassa glänzte mit perfekt dosierten Soli und einem halben Gitarrenladen auf der Bühne – für fast jeden Song eine neue Axt. Hughes’ Stimme ist auch mit 73 noch durchdringend, sein Bassspiel solide, seine Ansagen allerdings eher professionell als leidenschaftlich.
Das Publikum – vorwiegend männlich, silberhaarig, gut gekleidet gegen das Wetter – folgte aufmerksam, aber verhalten. Richtige Begeisterung blitzte nur selten auf. Sherinian überzeugte mit virtuosen Momenten im Hintergrund, während Bonham mit viel Körpereinsatz einen wuchtigen Beat vorgab. Auf seiner Bassdrum prangte das Bild seines Vaters – ein stummer, aber würdevoller Gruß an die Vergangenheit.
Kein Feuerwerk, aber eine Ehrenrunde
Die Setlist war ein Querschnitt durch die vier Studioalben „Black Country Communion“, „2“, „Afterglow“ und „BCCIV“ – stilistisch zwischen Led Zeppelin, Deep Purple und Bonamassas Solo-Blues pendelnd. Die Songs wirkten in ihrer Schwere fast sinnbildlich für den wolkenverhangenen Abend. Zum Finale wurde mit einem Deep Purple-Klassiker ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit gewagt – und für einen Moment schien es, als würde der Regen kurz nachlassen. Ein gelungener Abschluss für ein Konzert, das musikalisch stark, aber emotional eher verhalten blieb.
Fazit: Handwerk auf Topniveau – aber kein magischer Moment
Black Country Communion haben gestern Abend gezeigt, dass sie Könner sind – jeder Ton saß, jede Geste war durchdacht. Und doch fehlte der Funke. Vielleicht war es das Wetter, vielleicht der nicht ganz volle Stadtpark, vielleicht auch die routinierte Bühnenchemie. Am Ende bleibt ein gut gespieltes, solides Rockkonzert – eher für die Seele als fürs Herz.
Fotocredit & Review: Sascha Beckmann