Wer tut das nicht, von Liebe träumen? Eine der wohl am häufigsten vertonten Gefühlslagen bestimmt ebenfalls das dritte Studioalbum der Gruppe Blond. Doch diese Erweiterung ihres Repertoires kommt gänzlich unkonventionell daher und bearbeitet das Thema ganz anders als alle anderen zuvor. Dabei handelt das neue Album von der Utopie von umfassender Liebe zueinander, jenseits von ausgedachten Grenzen und Hass, aber auch zu sich selbst, auch wenn wir vielleicht noch nicht überall angekommen sind. Wie sich das anfühlt, haben wir in unserer Teamreview für euch unter die Lupe genommen.
Standesgemäß wird das Opus der Glückseligkeit mit einem nahezu sakralem Kanon eröffnet, denn „Blond sind unsere Götter“. Danach geht es mit dem Feature-Gast Alice Go und dem Song „GirlBoss“ unverblümt gegen oberflächlichen Aktivismus in die Vollen. Direkt als zweiten Song zeigen Blond den Inbegriff der DNA ihres Schaffens. Dabei schneiden sie textlich gewohnt klug wie provokativ die Probleme unserer heutigen Gesellschaft, von Konsumkritik bis kraftvollen Feminismus, an. Zu letzterem zählen zudem die Tracks „so hot“ sowie „Bare Minimum„, die genau das richtige Maß an Statement treffen. Die Spannung dieses Themas baut sich immer weiter auf, bevor mit „16 Jahr, blondes Haar“ ein schon annähernd schmerzhafter, beklemmender Schlusspunkt gesetzt wird. In diese Storyline werden die übrigen Songs immer wieder positioniert, weshalb es etwas sprunghaft wirken kann.
Anders als die tiefgründigen Lyrics werden die Songs von angenehmen Melodien zwischen Indie-Pop und New Wave begleitet. Vor allem die Gitarrenspuren bringen das Album immer wieder nach vorne. An manchen Stellen wirkt es beinahe wie ein Widerspruch von Text und Musik, denn es könnte musikalisch auch der Soundtrack von Feelgood-Songs sein. Viel mehr handelt es sich um das genaue Gegenteil, was die Musik dadurch auf eine bizarre Art noch unterstreicht. Würde man nicht auf die scharfen, pointierte Texte achten, wäre es einfach mit Blond einfach nur eine gute Zeit zu haben. Wobei „wie du“ genau das macht und damit eine Gedankenpause bietet und so etwas wie die Moral der Hoffnung aufrechterhält. Trotz den anspruchsvollen Themen wirkt das Album zu keinem Zeitpunkt anstrengend, was auch von der kurzweiligen Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde gefördert wird.
Dementsprechend ist es auch möglich Spaß beim Hören des Werkes zu empfinden. Letztendlich kann man dem Chemnitzer Trio vielleicht ankreiden, dass manchmal ein bisschen mehr Vielseitigkeit wünschenswert gewesen. Aber warum sollte man etwas erfolgreiches zu verändern, nur um es zu verändern. Also kann man „Ich träum doch nur von Liebe“ guten Gewissens den Stempel „Danke, dass ihr nicht aufhört laut zu sein und den Finger dorthin legt, wo es notwendig ist und das auch noch traumhaft vertont“ aufdrücken. Die Süßmäuse wissen doch halt genau wie es geht und begeistern damit ihre Crowd nachhaltig.
Fotocredit: Mia Morgan @mialisamarie