Es gibt Comebacks – und es gibt Comebacks. Billy Idol hatte eigentlich nie so richtig aufgehört, präsent zu sein. Mal tauchte er in Serien auf, mal mit EPs, die nostalgische Wellen in den Herzen der Generation MTV schlugen. Doch „Dream Into It”, das nunmehr achte Studioalbum in einer über vier Jahrzehnte langen Karriere, fühlt sich jetzt wie das wirkliche Comeback an. Nicht zuletzt angeheizt durch eine sehr gute Social Media Kampagne samt äußerst unterhaltsamen YouTube Clips.
Als Appetizer bekam man mit der Vorabsingle „Still Dancing” schon mal eine sehr gute Nummer ins Osterkörbchen gelegt, welche aufhorchen ließ und die Erwartungen hochschraubte. Ein Track, der an die Größe vergangener Tage erinnert – melancholisch, eingängig, groß und tatsächlich kann man es förmlich spüren, dieses “more, more, more”-Gefühl, welches Billy Idol einst zur Ikone gemacht hat.
Kurz vor Albumrelease überraschte Idol dann noch mit dem Pop Punk Track „77”, einem Avril Lavigne Feature, welches dann auch mehr nach Lavigne als nach Idol klingt. Vor allem in der Gesamtheit des Albumkontextes wirkt die Nummer schon verdammt kalkuliert und wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, hier singt doch gerade Matt Skiba und nicht der coole Rebel Yell.
Ohnehin lässt man der markanten Idol Stimme nur wenig Raum zur Entfaltung. So verliert sich dieses Markenzeichen direkt im dick aufgetragenen Titeltrack und Albumopener zwischen Effektgewitter und steril-glatten Arrangements. „Dream Into it” klingt so wie ich einen KI generierten Idol Song vermuten würde.
Trotzdem: Das Album hat seine Momente. Besonders dann, wenn Steve Stevens, Idols langjähriger Gitarrist und musikalischer Anker, das Heft in die Hand nimmt. Tracks wie „Too Much Fun“ oder die dramatische Ballade „John Wayne“ (mit einer grandiosen Alison Mosshart als Featuregast) bringen wenigstens kurzzeitig diesen Hauch von Gefährlichkeit zurück, den Idol einst mühelos atmete.
Und mit Joan Jett hat sich Idol dann auch noch einen dritten Studiogast eingeladen. Was sich auf dem Papier wunderbar liest, endet allerdings erneut in einer kompletten Überproduktion („Wildside”).
Nach nur neun Tracks ist dann tatsächlich auch schon Schluss mit dem Comeback und nach dem ersten kompletten Durchlauf dürfte klar sein, dass dies ein Album ist, welches zum selektiven Hören einlädt. Unterm Strich bedeutet das eine Handvoll sehr guter Songs, die hoffentlich allesamt den Weg in die Tour Setlist der Livekonzerte 2025 finden. Denn genug gut abgehangene Hits hat Billy Idol ohnehin im Köcher. Somit bleibt zum Schluss meine Empfehlung bei einem der Konzerte dieses Jahr vorbeizuschauen.
BILLY IDOL – „It’s A Nice Day To… Tour Again!“ 2025
18.06. Northeim, Waldbühne
26.06. CH – Grenchen, Summerside Festival
27.06. München, Königsplatz
29.06. Bonn, Kunstrasen (+ New Model Army)
02.07. Wiesbaden, BRITA-Arena
04.07. AT – Klam, Clam Rock
05.07. AT – Eisenstadt, Lovely Days
Review von Marc Erbrügger
Fotocredit: David Raccuglia