Falls Elephant bislang an einem vorbeigegangen ist, sollte sich das spätestens mit ihrem dritten Album „III”ändern. Denn schon die Referenzen aus dem Pressetext – Nada Surf, Royel Otis, Whitney, BEACHPEOPLE und vor allem mein heißer Tipp für diesen Sommer: The Backseat Lovers – lassen aufhorchen. Und tatsächlich fügt sich die niederländische Band aus Rotterdam perfekt in diese Riege von melancholischen Indie-Perlen ein. Doch Elephant sind keine Kopie. Mit „III” definieren sie ihren Sound weiter und wagen Experimente, die ihre sonnendurchflutete Melancholie in neue Höhen heben.
Der Opener „For a Friend” ist direkt eine Kampfansage gegen den Stillstand. Die luftigen Gitarren erinnern an Real Estate, während der melancholische Gesang die Balance zwischen Wehmut und Optimismus hält. Hier zeigt sich: „III” ist ein Album, das sich traut, auch die dunklen Seiten des Lebens zu umarmen, ohne in Hoffnungslosigkeit zu versinken.
Besonders spannend wird es mit „20k”: Hier experimentieren Elephant mit Vocoder und einem ungewöhnlichen Beat, der an moderne Hip-Hop-Produktionen erinnert. Das Ergebnis? Ein hypnotischer Track, der sich mit Manipulation und blinden Versprechungen auseinandersetzt. „You never even flew high, before the well ran dry“ – eine Zeile, die ebenso warnend wie poetisch klingt. Musikalische Experimente bei denen die Band Mut beweist.
Dass Elephant mittlerweile zur Spitzenklasse des Indie-Pop gehören, hört man auch in „Tried to Sleep”. Hier wird die Freundschaft thematisiert, aber nicht mit der gewohnten Leichtigkeit. Stattdessen wird der Song von einer dichten, fast schwebenden Instrumentierung getragen, die an Band of Horses erinnert. Die feinen Harmonien entfalten sich langsam und hinterlassen eine bittersüße Wirkung.
Wirklich überraschend ist jedoch das Cover von Blink-182s „Always”. Anstatt die Pop-Punk-Wurzeln zu bedienen, verwandelt Elephant den Song in eine fragile Indie-Hymne. Statt jugendlicher Rebellion gibt es hier eine erwachsene, fast zerbrechliche Sehnsucht zu spüren. Experiment erneut gelungen.
Insgesamt bleibt „III” seinem Titel treu: Es ist nicht nur das dritte Album der Band, sondern fühlt sich auch wie das entscheidende dritte Kapitel ihrer Reise an. Elephant loten die Grenzen ihres Sounds aus, bleiben aber ihren melancholisch-melodischen Wurzeln treu. Wer also mit Nada Surf oder Royel Otis etwas anfangen kann, wird „III” lieben. Und wer Elephant noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte das schleunigst ändern.
Review: Marc Erdbrügger
Fotocredit: Satellite June