Es gibt Bands, die altern. Und es gibt The Darkness – eine Band, die die Zeit nach Belieben in ihre glitzernden Spandexhosen stopft und mit vollem Anlauf ins Universum der Rock-Götter kickt. Mit „Dreams On Toast“, ihrem mittlerweile achten Studioalbum, liefern sie den Beweis: Rock ist nicht tot – er hat nur kurz Luft geholt, um dann mit noch mehr Wumms zurückzukommen.
Schon der Opener „Rock and Roll Party Cowboy“ macht klar, dass „Dreams On Toast“ nichts für schwache Nerven ist. Justin Hawkins und seine Mannen stürmen mit einer Mischung aus opulenten Chören, sägenden Gitarren und dem unverschämt selbstbewussten Swagger eines Rockstars, der weiß, dass er die Hosen anhat (auch wenn es hautenge Glitzer-Leggings sind).
Dann kommt er: „I Hate Myself“ – und ich liebe ihn! Dieser Song ist eine Wucht. Er vereint die rohe Energie ihres Debütalbums „Permission To Land“ mit einer mitreißenden Dramatik, die sich in jedem einzelnen Gitarrenriff entlädt. Dan Hawkins’ Gitarre reißt alles mit sich, rifft sich unaufhaltsam nach vorne, der Refrain explodiert in ein bittersüßes Feuerwerk, und Justin Hawkins singt sich die Seele aus dem Leib. Hymnisch, verzweifelt, triumphal – ein instant classic.
Doch The Darkness wären nicht The Darkness, wenn sie sich auf nur einer Stimmung ausruhen würden. Nach dem energiegeladenen „Hot On My Tail“, das mit rotziger Rock’n’Roll-Attitüde auftrumpft, taucht „Dreams On Toast“ mit „Mortal Dread“ in düstere, theatralische Riffs ein. Danach blitzt mit „Don’t Need Sunshine“ wieder die humorvolle Seite der Band durch – ein Song, der klingt, als hätte jemand die Sonne über einem britischen Badeort mitten im Hochsommer ausgeschaltet.
Mit „The Longest Kiss“ folgt eines der herausragenden Stücke des Albums: Ein 70s-Glam-Throwback mit Queen-esken Chören, tänzelnden Klavierläufen und einer Melodie, die sich direkt ins Herz frisst. The Darkness beweisen hier erneut, dass sie nicht nur für krachende Riffs stehen, sondern auch für große, zeitlose Melodien.
Doch wer glaubt, die Band würde jetzt in Nostalgie versinken, wird mit „The Battle For Gadget Land“ eines Besseren belehrt. Der Song klingt wie der epische Soundtrack zu einem verschollenen 80er-Jahre-Actionfilm – bombastisch, übertrieben, und genau deshalb perfekt. Danach schaltet „Cold Hearted Woman“ in den Modus eines düsteren, bluesigen Rockbretts, bevor The Darkness mit „Walking Through Fire“ noch einmal Vollgas geben. Die Gitarren brennen lichterloh, die Drums peitschen nach vorne – ein echter Adrenalinschub, der zeigt, dass die Band immer noch dieses unbändige Feuer in sich trägt.
Den krönenden Abschluss liefert „Weekend In Rome“, das sich anfühlt wie der letzte große Exzess einer durchzechten Nacht. Voller Pathos, mit einem Chorus, der sich auf ewig in dein Gehirn brennt, und einer Melodie, die dich auf direktem Weg in einen imaginären Ferrari setzt, während du mit wehender Mähne über die italienische Küstenstraße jagst.
Fazit: Rock ist wieder da – und er trägt Spandex
„Dreams On Toast“ ist episch, überdreht und voller Hits. Es klingt nach einer Band, die immer noch hungrig ist, nach Musik, nach Exzessen, nach der nächsten großen Rock’n’Roll-Eskapade. Während andere Bands sich nach zwei Jahrzehnten selbst kopieren oder sich in bedeutungsschwangerer Melancholie suhlen, werfen The Darkness ihre Gitarren in die Luft, trinken noch einen, und liefern einfach das beste Album seit Jahren ab.
Ich kann es kaum erwarten, diese Songs live zu erleben. The Darkness sind und bleiben die größten Entertainer des Rock – und wenn Gott, wie Justin Hawkins sagt, wirklich beschlossen hat, dass die Welt mehr süßen Rock braucht, dann ist „Dreams On Toast“ das Manna, auf das wir alle gewartet haben.
Fotocredit: Simon Emmett