Mit “ Shapeshifter“ schlagen Memphis May Fire ein weiteres Kapitel ihrer bewegten Bandgeschichte auf und beweisen erneut, warum sie zu den relevantesten Acts im modernen Metalcore gehören. Das Album vereint die besten Elemente ihrer bisherigen Werke und wagt zugleich neue klangliche Experimente, die der Band frischen Wind verleihen.
Memphis May Fire haben sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt – von der hymnischen Intensität eines „Unconditional“ (2014) bis hin zur düsteren Rohheit von „Remade in Misery“ (2022). „Shapeshifter„ führt diese Entwicklung konsequent fort, ohne die Identität der Band zu verwässern. Vielmehr zeigt sich die Band noch reflektierter, wütender und zugleich verletzlicher als je zuvor. Thematisch zieht sich das Motiv der Identitätssuche durch das gesamte Album – ein roter Faden, der sich sowohl in den Texten als auch in der musikalischen Dynamik widerspiegelt.
Klanglich knüpft „Shapeshifter“ an die Härte und Direktheit von „Remade in Misery“ an, ergänzt sie jedoch um eine noch nuanciertere Produktion und einige überraschende Elemente. Besonders bemerkenswert ist die gekonnte Balance zwischen kompromissloser Aggression und eingängigen, emotionalen Passagen. Wo frühere Alben gelegentlich Gefahr liefen, sich in einer Formelhaftigkeit zu verlieren, gelingt es „Shapeshifter“ , jedem Song eine eigene Identität zu verleihen. Es ist laut, es ist roh, aber es ist auch durchdacht und vielschichtig.
Während Memphis May Fire stets dafür bekannt waren, ihre Wurzeln im Metalcore mit radiofreundlichen Melodien zu verbinden, wagt sich „Shapeshifter“ stellenweise in unerwartete Gefilde.
Die Produktion ist auf gewohnt hohem Niveau, setzt aber verstärkt auf eine organische Klangästhetik, die dem Album eine spürbare Authentizität verleiht. Es klingt direkter, echter – fast so, als hätte die Band es in einem einzigen Take live eingespielt. Diese rohe Energie spiegelt sich auch in den Vocals wider: Matty Mullins liefert eine seiner bisher intensivsten Leistungen ab, wechselt mühelos zwischen kraftvollen Shouts und melodischem Gesang, während die Instrumentierung eine beeindruckende Dichte und Dynamik entfaltet.
„Shapeshifter“ zeigt Memphis May Fire auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Kräfte. Das Album vereint die Härte der frühen Jahre mit der Reife und Experimentierfreude, die sich über die letzten Veröffentlichungen hinweg entwickelt haben. Es ist ein ehrliches, wütendes und emotionales Werk, das die Band nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch weiterentwickelt. Wer Memphis May Fire seit Jahren begleitet, wird begeistert sein – und wer sie erst jetzt entdeckt, bekommt mit „Shapeshifter“ einen perfekten Einstieg in ihre Welt.
Fotocredit: Rise Records