Nach 14 Jahren geht eine Ära zu Ende: Das Maifeld Derby wird 2024 zum letzten Mal stattfinden. Seit seiner Gründung hat das Festival mit seinem besonderen Konzept, außergewöhnlichen Künstler*innen und einer unvergleichlichen Atmosphäre Maßstäbe in der deutschen Festivalszene gesetzt. Doch für Gründer Timo Kumpf ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, das Kapitel zu schließen. Im Interview spricht er offen über die Herausforderungen hinter den Kulissen, die Entwicklung der Festivalszene und seine Hoffnungen für das große Finale.
Frontstage Magazine: Timo, dieses Jahr wird das Maifeld Derby zum letzten Mal stattfinden. Wie fühlt es sich an, das Festival nach all den Jahren zu beenden, und was waren die wichtigsten Gründe für diese Entscheidung?
Timo Kumpf: Ich halte die Entscheidung aufzuhören immer noch für richtig und notwendig. Letztlich richte ich mein komplettes Leben seit 14 Jahren auf diese Veranstaltung aus und hänge schon lange viel zu tief drin. Ich hab meinen inhaltlichen Anspruch beim Maifeld Derby mit kommerziellen Veranstaltungen querfinanziert und viele Kosten durch eigenen Einsatz kompensiert. Es ist verrückt, dass das 14 Jahre geklappt hat. Ohne Förderung war keine persönliche Entlastung in Aussicht. Und ich kann und will einfach nicht so weitermachen wie bisher. Natürlich werde ich vieles sehr vermissen, aber aktuell überwiegt die Freude auf die letzte Ausgabe und auch das was danach kommt.
Frontstage Magazine: In den letzten Jahren haben immer mehr Festivals mit dem sogenannten „Festivalsterben“ zu kämpfen. Was glaubst du, warum Festivals wie das Maifeld Derby trotz dieser Herausforderungen so eine starke und loyale Anhängerschaft gewonnen haben?
Timo Kumpf: Naja, wir konnten nach der Pandemie trotz Wahnsinns Line Ups nicht an die Zahlen von vorher anknüpfen. Und auch da war es schon schwierig. Nun ist alles viel teurer und es wird immer schwieriger. Viele unserer Künstler*innen spielen sonst nur in Berlin und verkaufen dort und in anderen Ländern viel mehr Tickets. Bei uns gilt das dann als Nische. Ich sehr hier die deutsche Medien- und Kulturlandschaft als größtes Problem. Die ist geprägt von schwarz-weiß Denken und das fördert die Kluft zwischen Hoch- und Popkultur. Letztere versumpft dann im Mainstream. Das halte ich für eine sehr schlimme Entwicklung.
Frontstage Magazine: Du hast in der Festivalgeschichte des Maifeld Derbys immer wieder außergewöhnliche Künstlerinnen auf die Bühne geholt. Welche Bedeutung haben diese besonderen Künstlerinnen für das Festival, und wie hat sich die Zusammenarbeit im Laufe der Jahre entwickelt?
Timo Kumpf: Natürlich ist es schön, wenn Bands wie Bilderbuch beim ersten Mal für Spritgeld einen frühen Slot hatten und dann als Headliner zurückkommen. Da gibt’s dann auch ne persönliche Bindung. Es ist schön, dass internationale Bands wie Phoenix oder auch King Gizzard das Maifeld Derby eigentlich als das einzige deutsche Festival empfinden, auf dem sie spielen wollen. Oder zuletzt auch Slowdive. Da bin ich schon stolz so eine Plattform geschaffen zu haben. Letztlich machen die Besucher*innen ja das Festival aus. Und es hat sich halt rumgesprochen, dass die auch offen für Neues sind.
Frontstage Magazine: Das Maifeld Derby war bekannt für sein authentisches und persönliches Ambiente. Gibt es einen Moment oder ein spezielles Erlebnis, das du mit dem Festival verbindest und das du besonders in Erinnerung behalten wirst?
Timo Kumpf: Da gibt es natürlich einige. Aber schwer da was rauszurücken. ich find ja witzig wie sich das alles entwickelt hat. Zu Beginn wurde diese persönliche Herangehensweise oft kritisiert. Egal of auf Socials kommentieren oder halt alle Tickets selbst verschicken, das hat einiges an Kopfschütteln verursacht. Ich wollte das immer so handhaben. Allerdings wüsste ich nicht, ob ich das wieder so tun würde. Das ist natürlich auch eine Belastung. Ich bin sehr gespannt auf die Zeit, wenn das in meinem Leben fehlt.
Frontstage Magazine: Viele Festivals haben sich in den letzten Jahren durch Digitalisierung und den Einfluss von sozialen Medien verändert. Wie hat sich das Maifeld Derby in diesem Zusammenhang entwickelt? Und was sind deiner Meinung nach die positiven und negativen Seiten dieser Veränderungen?
Timo Kumpf: Das ist so ein Aspekt, über den ich gar nicht soviel nachdenke im Maifeld Derby Kontext. Gerade weil ich das Festival als einen Ort empfinde, an dem das keine Rolle spielt. Aber bei anderen Konzerten, die ich übers Jahr veranstalte, hat das große Veränderungen mit sich gebracht. Da haben die Künstler*innen mit ihren Kanälen den engsten Draht zu ihren Fans, so dass ich da als lokaler Promoter oft gar keinen Einfluss habe.
Frontstage Magazine: Was denkst du, hat das Maifeld Derby der deutschen Festivalszene beigebracht? Welche Impulse hast du aus den letzten Jahren für zukünftige Projekte und für die Weiterentwicklung der Festivalszene insgesamt gewonnen?
Timo Kumpf:Hmm. Weiß gar nicht was ich hierauf antworten soll. Ich glaube gar nicht, dass das für die junge Festivalmacher*innen Generation eine Rolle spielt. Für mich war immer wichtig, dass die Musik im Vordergrund steht und Themen wie Diversität, Nachhaltigkeit oder Regionalität wie selbstverständlich dadurch transportiert werden.
Frontstage Magazine: Zum Abschluss: Was sind deine Hoffnungen und Wünsche für das letzte Maifeld Derby? Und gibt es etwas, das du den Festivalbesucher*innen mit auf den Weg geben möchtest, während sie sich von diesem einzigartigen Event verabschieden?
Timo Kumpf: Ganz pragmatisch ist es gerade mein Hauptaugenmerk da nach 14 Jahren ohne Schulden rauszukommen. Das ist Grundlage für alles was danach eventuell noch passieren kann. Ansonsten hab ich bei jeder Ausgabe immer den Anspruch dass es die beste wird. Daran ändert jetzt das letzte Mal nix. Das wird ein tolles Festival, da bin ich mir sicher.
Alle Infos übers Maifeld Derby bekommt ihr hier.
Fotocredit: Privat