Gute Musiker*innen eint vor allem eines: Sie finden mit jedem Album aufs Neue Wege, ihrer eigenen Persönlichkeit durch die Musik ein Ventil zu geben und diese nach außen zu transportieren. Die wahre Kunst ist es aber, diese Musik auch in die reale Welt hinauszutragen und sie den Menschen in den kleinen und großen Locations zu präsentieren. Eine der Bands, die seit vielen Jahren genau dies perfektioniert hat, sind die Leoniden aus Kiel, die am gestrigen Abend im Modernes in Bremen vor vollem Haus ihre „Sophisticated Sad Songs„-Tour 2025 gestartet haben.
Eröffnet wurde der Abend von der vierköpfigen Band Congratulations aus Brighton in England, die dank ihrer bunten und farblich aufeinander abgestimmten Outfits von der ersten Sekunde an als eingeschworene Truppe zu erkennen waren. In ihrem knapp 30 Minuten langen Set präsentierte die Band rund um Sängerin Leah Stanhope ihre Bandbreite an Songs – darunter auch jene aus der jüngsten EP „Slap“ aus dem Jahr 2024. Musikalisch bewegen sich Congratulations zwischen Garage Rock, Art Pop und Elektronischem Pop und verschmolzen so gemeinsam mit der bunten Ästhetik der Bandmitglieder zu einer perfekten Symbiose, die der Musik in allen Belangen gerecht wurde. Traditionsgemäß brauchte das Bremer Publikum zwar dank der nordischen Gelassenheit einige Minuten, um warm zu werden, spätestens ab dem dritten Song aber konnten Congratulations die Anwesenden in ihren Bann ziehen.
Nach einer kurzen Umbaupause wurde es dann auch schon Zeit für die Held*innen des Abends: Die Leoniden betraten nach den Klängen zu „Mr. Brightside“ von The Killers die Bühne des Modernes und eröffneten mit „Complex Happenings – Pt.4“ und dem Opening Track „Motion Blur“ des jüngsten Albums „Sophisticated Sad Songs“ (2024) den Abend. Und wer auch nur ein oder zwei Songs der Band gehört hat oder sie gar schon einmal live erleben durfte, weiß: Die Leoniden stehen für energievolle Musik und Refrains, die geradezu zum Mitsingen einladen. Von der allerersten Sekunde an war das Publikum aufgeheizt und bereit für einen wilden Abend. Es wurde gesprungen, gesungen, geschrien und jeder sich anbahnende Chorus für den nächsten Moshpit genutzt – und so, wie es sich gehört, unter der ständigen Rücksicht auf die Umstehenden.
Die Setlist selbst war abwechslungsreich und brachte selbstverständlich auch einen Großteil des neuesten Albums „Sophisticated Sad Songs“ mit sich. Besonders ruhig und intim wurde es, als sich Sänger Jakob Amr in der Mitte des Sets an sein weißes Klavier inmitten des Publikums setzte und nur von einem einzelnen Spot begleitet für kurze Lagerfeuermomente sorgte. Auch nutzte er diese Minuten für ein paar kleine Coversongs, so unter anderem von „Wonderwall“ von Oasis oder dem bereits jetzt schon kultigen „Schau mal herein“ von Florian Silbereisen und Helene Fischer – hier war einfach für jeden Geschmack etwas dabei.
Ein markantes Element eines jeden Konzerts der Leoniden sind die kurzen Jams, die sich überall im Set verteilt finden lassen und ein pures Zelebrieren der Musik sind und dabei helfen, vom einen Songblock in den nächsten zu überleiten. Was die visuelle Gestaltung der Show angeht, schließt sich diese nahtlos an die Musik an. So gab es neben goldenem Konfetti und kleinen Pyrofontänen eine beachtliche Lichtshow, die vor allem in kleineren Locations wie dem Modernes für eine eindrucksvolle Atmosphäre sorgte und einen schönen Rahmen um die Musiker*innen setzte. Wichtigstes Element war dabei insbesondere ein großes Backdrop aus vielen Lampen, welches einerseits dank der dahinterliegenden Spiegelwand kreative Möglichkeiten der Gestaltung hergab und darüber hinaus ein beeindruckendes Gegenlicht bewirkte. So konnten alle Songs von „River“ über „Disappointing Life“ bis hin zu den neuesten Titeln wie „Never Never„, „Keep Fucking Up“ oder auch „Sierra“ wortwörtlich ins rechte Licht gerückt und eine eindrucksvolle Gesamtatmosphäre geschaffen werden.
Nachdem sich die Leoniden mit „L.O.V.E.“ in den vermeintlichen Abschluss des Konzerts verabschiedet hatten, kehrte Sänger Jakob mit seiner Akustikgitarre zurück auf die Bühne und eröffnete die Zugabe mit „Million Heartbreak Songs“. Es folgten „Nevermind“ und „Remote“ vom Album „Leoniden“ (2017), ehe das Konzert nach rund 90 Minuten und mehr als 20 Songs mit dem all-time-favorite „Kids“ unter tosendem Applaus beendet wurde.
Auch wenn der Tourauftakt naturgemäß eine eigene Dynamik mit sich bringt, war von der ersten Sekunde an zu spüren, wie sehr alle Mitglieder der Band die Musik leben und es lieben, auf der Bühne zu stehen. Musik – insbesondere die der Leoniden – lebt von der großen Bühne, um ihre volle Wirkung entfalten zu können. Und mit den kleinen und großen Bühnen dieser Welt hat sie genau ihr Zuhause gefunden. Sie trägt uns durch unseren Alltag und hilft Musiker*innen wie Fans gleichermaßen, sich auszudrücken und einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Alle, die nun ihre Chance nutzen möchten, die Leoniden auf ihrer „Sophisticated Sad Songs„-Tour live zu erleben, haben noch bis Mitte März die Gelegenheit dazu.
Fotocredit: Offizielle Tourgrafik