Gestern Abend verwandelte sich die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf in ein Paradies für Fans der Singer-Songwriterin Gracie Abrams. Das Konzert war restlos ausverkauft, und schon beim Einlass wurde deutlich, wie groß die Vorfreude war: Schleifen in den Haaren gehörten scheinbar zum ungeschriebenen Dresscode, und die Menge bestand vor allem aus sehr jungen, begeisterten Fan-Girls. Allerdings sorgte der hohe Andrang auch für einige unschöne Momente, da viele gefälschte Tickets im Umlauf waren und viele enttäuschte Fans am Ticketschalter noch irgendwie versuchten in die Halle zu kommen.
Dora Jar als Support – Piratenflair und verträumte Melodien
Den Auftakt des Abends übernahm Dora Jar, eine Künstlerin, die im Vorfeld für Diskussionen gesorgt hatte – eine Petition hatte sich sogar gegen sie als Supportact gerichtet. Doch davon ließ sie sich nicht beirren: Gekleidet in ein weißes Gewand und mit einem Bandana auf dem Kopf betrat sie die Bühne mit einem lässigen „Was geht Düsseldorf?“ und fragte das Publikum wenig später: „Do you feel like a pirate?“ – ein passender Einstieg in ihren Song “Cannonball”.
Ihre Musik, eine Mischung aus ruhigen Singer-Songwriter-Klängen, wurde von einem minimalistischen Setup begleitet – nur ein Gitarrist und ein Bassist standen mit ihr auf der Bühne. Während sie verträumt über die Bühne tänzelte und sich selbst auf der Gitarre begleitete, konnte sie mit sympathischen Publikumsinteraktionen die junge Crowd schnell für sich gewinnen. Ein Highlight ihres Sets war das Cover von “Champagne Supernova” von Oasis, das viele im Publikum mitsangen und das für eine erste große Gänsehautstimmung sorgte.
Gracie Abrams – Wenn Musik für sich spricht
Als nach einer kurzen Umbaupause schließlich die ersten Töne von “We Can’t Be Friends” von Ariana Grande erklangen, brandete zum ersten Mal ein lauter Kreischchor durch die Halle, es schien der inoffizielle Startschuss der Show zu sein. Smartphones wurden gezückt, und alle Augen richteten sich auf die Bühne – doch Gracie selbst blieb zunächst verborgen. Stattdessen erschienen auf den LED-Wänden nur Nahaufnahmen ihrer Lippen, während sie auf einer Empore dahinter stand und die ersten Zeilen zu “Felt Good About You” sang.
Mit “Felt Good About You” und “Risk”, bei dem sie selbst zur Gitarre griff, stieg sie direkt mit zwei Fan-Lieblingen in ihr Set ein. Die Bühne war minimalistisch gestaltet, die Visuals dezent – alles war darauf ausgelegt, dass ihre Musik und vor allem ihre Stimme im Mittelpunkt standen. Im Gegensatz zu Dora Jar hielt sich Gracie mit Publikumsinteraktionen eher zurück. Nach einer kurzen Begrüßung und der Vorstellung ihrer Band konzentrierte sie sich ganz auf die Songs.
Dennoch war die Verbindung zwischen ihr und ihren Fans auf einer anderen Ebene spürbar: Jeder Song wurde laut mitgesungen, und die emotionale Intensität der Musik übertrug sich spürbar auf die Menge. Zu “Gave You I Gave You I” setzte sich Gracie ans Klavier, was den intimen Charakter des Konzerts noch verstärkte.
Ein besonders persönlicher Moment entstand, als sie sich auf der B-Stage wiederfand – ein nachgebautes Kinderzimmer-Setting, das an den Ort erinnern sollte, an dem sie ihre ersten Songs schrieb. Ein spontanes Highlight war der Song “405”, den sie auf Zuruf eines Fans als Surprise Song spielte – ein Moment, der die Authentizität ihrer Performance unterstrich.
Den krönenden Abschluss bildete das Encore mit ihren beiden größten Hits: “Close to You” und “That’s So True”. Spätestens jetzt hielt es niemanden mehr auf den Plätzen – bei “Close to You” formierte sich sogar ein kleiner Moshpit, ein ungewohnter, aber elektrisierender Anblick für ein Popkonzert dieser Art.
Insgesamt war es ein Abend, der bewies, dass Gracie Abrams nicht viel Showeffekte oder große Worte braucht, um zu begeistern. Ihre Musik spricht für sich – und genau das macht sie so besonders.
Fotocredit: Abby Waisler