Wenn Post-Punk in die Gegenwart kracht, wenn Wut und Traurigkeit verschmelzen, dann fühlt es sich an, als hätte jemand die Welt angehalten und zum Zuhören gezwungen. „Das Format”, das selbstbetitelte Debütalbum des Augsburger Trios, liefert genau diesen Moment: ein lautes, eindringliches Manifest für eine rastlose Generation. Neun Tracks mit starken Referenzen von Rio Reiser bis Ja, Panik.
Nicht zufällig wurde der Opener des Albums „Liegen Lernen“ betitelt. Inspiration fand die Band in dem gleichnamigen 2000er Roman von Frank Goosen und so tönt es zu fuzzigen Post-Punk Gitarren: “Die Kunst liegen zu bleiben und nicht daran zu scheitern // Die Kunst einfach zu sein und einfach einfach zu bleiben”. Fast schon dadaistisch anmutend bewegt sich die Band hier irgendwo zwischen PeterLicht und Tocotronic. Thematisch lässt die Band stets einen gewissen Raum für Interpretation seitens des Hörers. So bleiben die Textpassagen in „Deine Mutter” oder „Lichtmaschine” teilweise etwas vage, in den kurzen wütenden Momenten bahnt sich jedoch allerlei Gesellschaftskritik den Weg nach außen. Und in ganz starken Momenten braucht die Band noch nicht mal 90 Sekunden, um ihrer Wut den nötigen Ausdruck zu verleihen („Wir wären nicht hier”).
Das Stück „14:30” im Zentrum der Platte macht keinen Hehl aus seiner Heldenverehrung. Die Nummer ist klar an Rio Reisers „Ich bin müde” angelehnt, was dem Augsburger Trio deutlich besser gelingt als das norddeutsche Fettes Brot Cover. In „Therapiestunden“ kippt das Album beinahe in eine Manighaftigkeit: ein wütender Kommentar über Neoliberalismus, ständige Selbstoptimierung und das Paradoxon einer Gesellschaft, die von Therapien spricht, während sie ihre tiefsten Probleme ignoriert. Der Beat treibt so unerbittlich, als wolle die Musik sagen: „Genug geredet – was nun?“
Musikalisch liefert Das Format souveränen Post-Punk, mit einem charmanten DIY-Charakter. Keine Wunder, denn geschrieben, aufgenommen und produziert wurde im heimischen Studio. Dennoch verliert sich das Trio zu keinem Zeitpunkt, sondern setzt strikt seine eigene musikalische Vision um. Spannend, eigenständig und zutiefst authentisch.
Fotocredit: Manuel Nieberle
Review: Marc Erdbrügger