Aufsatteln hieß es am Freitagabend am zweiten Wochenende des Lüneburger Kultursommers auf den Sülzwiesen. Im Rahmen ihrer „TWENTY F**KING YEARS!“ Tour begingen die Großstadtcowboys ihre Jubiläumsshow zum 20jährigen. Dafür standen nicht weniger als zwei Stunden actiongeladener Liveshow der Band aus Berlin auf dem Programm, mit der sich durch zwei Jahrzehnte Country-, Rockability- und Popmusik gerockt wurde – natürlich im originalgetreuen Westernoutfit. Lüneburg ließ sich nicht zwei Mal bitten und feierte die stimmungsvollste Live-Show, die die Sülzwiesen bisher gesehen hat.
Der zweite Tag des zweiten Wochenendes startete mit einem dramatischen Auftritt von Sascha „Hoss Power“ Vollmer und Alec „Boss Burns“ aus dem Nebel hinaus. Man merkte, dass Lüneburg richtig Bock hatte und von Anfang an unterstützend mit den Händen klatschte. Die Sülzwiesen waren außerdem um einiges gefüllter als am Vorabend bei Max Giesinger. Einen besonderen Blickfang boten zudem die drei Männer an den Blasinstrumenten, die mit ihren überdimensionierten Sombreros an eine mexikanische Mariachi-Band erinnerten. Die Gesamtheit der Musiker auf der Bühne sorgte für eine ungeheuere Dynamik und Energie, welche mühelos aufs Publikum übertragen wurde. Ab der ersten Sekunde waren die Gäste des Kultursommers da und zeigten ihren Support, wodurch vor allem Boss Burns scheinbar immer weiter angefeuert wurde und zu Höchstformen auflief.
Feuer ist ebenso ein gutes Stichwort für eine überragende Live-Show, die mit heftigen Flammenelementen aufgewertet wurde. Den ersten Reihen dürfte ordentlich heiß geworden sein, da am Feuer keineswegs gespart wurde. Besonders bei „Do It“ wurden zur Textzeile „Set your love on fire and let the flames burn higher“ keine Kompromisse gemacht. Auch auf der Bühne konnte man, über zwei hochauflösende LED-Wände, den Schweiß beim Tropfen zusehen. Die Musiker verausgabten sich während ihrer Show sichtlich und haben alles in ihre Performance geschmissen. So gab es auf der Bühne mit jeder Menge Bewegung immer etwas Neues zu entdecken. Das Crowdsurfen von Alec Voelkel im Mittelteil der Show markierte hier einen weiteren Höhepunkt.
Thematisch standen natürlich die 20 Jahre Bandgeschichte im Mittelpunkt. So wurde von der ersten Single „Hey Ya“ aus 2005 bis zum am Freitag erschienen Cover von „Beautiful Things“ alles gerockt. Weitere Stationen der Zeitreise bildeten unter anderem die Album „Stallion Bataillon“ und „Flames of Fame“ von welchem am meisten Songs zu hören waren. Ihre Jury-Karriere bei „The Voice of Germany“ wurde mit dem Titel „Little Help“ ebenfalls unplugged gewürdigt, den sie mit den Gewinnerinnen der siebten Staffel Mimi & Josy neu aufgenommen hatten. Egal in welcher Epoche die Band sich gerade befand, sah man ihnen die Leidenschaft für ihren Beruf deutlich an. Somit konnte man begeistert verkünden, dass es nächstes Jahr ein neues Album geben soll. Dieses wird ein Cover-Album werden, womit Bosshoss back to the roots gehen, Pop-Songs im Country-Style zu covern.
Verdient haben sie sich dieses alle Mal, da sie wirklich in jeder Minute auf der Bühne gezeigt haben, was sie für herausragende Musiker sind. Auffällig war zudem das riesige Instrumentenmagazin aus dem sie sich bedienten. Somit gab es neben den die ganze Zeit auf der Bühne befindlichen Blasinstrumenten und dem Kontrabass sporadische Einsätze der Mundharmonika, des Banjos, des Regenmachers, des Theremins und, unser persönliches Highlight, des Waschbretts mit Löffel. Damit bildete die Band eine unheimliche Varianz ab, die das Publikum durchweg begeisterte und mitriss. Der vierte von insgesamt 18 Songs „I Keep On Dancing“ beinhaltet ein prägnantes „Uh-Uh“ Geräusch, was von Sascha aufgegriffen und etabliert wurde. Immer wenn angezählt wurde, sollte das Publikum „Uh-Uh“ wiederholen, was voller Ekstase bis zum Ende der Show durchgezogen wurde.
Allgemein wurden Fäuste in die Luft gereckt, mitgetanzt und mitgesungen, was insgesamt eine coole und mitreißende Stimmung kreierte. Diese Begeisterung wurde immer wieder von weiteren Coversongs geschürt. Vor allem das obligatorische „Jolene“ dürfte den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben, da die beiden Frontmänner zwei Mädchen mit dem Namen Jolene aus dem Publikum auf die Bühne holten und spontan mit ihnen einen weiteren Refrain anstimmten. Mit ihrem euphorischen Einsatz auf der Bühne schafften Bosshoss eine Show, wie sie die Sülzwiesen noch nicht gesehen hatte. Es wurde knappe zwei Stunden durchgerockt und mit absolutem Herzblut gefeiert. Zum Abschluss krönte die Zugabe, in der sie ein Cover von „Blonde Chaya“ mit Discopumper-Moves und von rechts nach links Sprüngen raushauten und ein letztes Mal gemeinsam mit dem Publikum ausflippten, das Bosshoss-Konzert in Lüneburg.
Fotocredit: Chris Heinrich