„Besser sein als jetzt“ – kam vor zwei Jahren raus und war somit Studioalbum Nummer Sechs von der Berliner Punkrock Band Smile And Burn. Genau zeitgleich sind aber auch noch weitere Songs entstanden, denen wir seit dem 26. Juli 2024 endlich auch in voller Länge lauschen dürfen. Denn diese sind auf dem neusten Werk des Trios, „Seid ihr stolz auf mich?“, gelandet. Vom Sound her schlagen Smile And Burn nach 16 Jahren Bandgeschichte mit „Seid ihr stolz auf mich?“ nochmal andere Zelte auf als zuvor. Welcher der wichtigste Song auf der Platte ist, was der schönste Moment im Studio war und ob sie denn auch wirklich stolz auf das Album sind- darüber haben wir mit Gitarrist Sören Frey im Interview gesprochen.
Frontstage Magazine: Ihr habt euch auf „Seid ihr stolz auf mich?“ quasi ein bisschen von den Punk-Wurzeln „entfernt“? War das eine bewusste Entscheidung oder eher Zufall?
Smile And Burn: Das war eine bewusste Entscheidung. Die Songs für die vorherige Platte und die neue sind alle während der Corona-Zeit entstanden, es sind Geschwisteralben. Vieles war damals allerdings so ungewiss, also haben wir erstmal nach einfachen Lösungen ohne viel Risiko gesucht. Da bot sich eine Platte an, die im Proberaum selber aufgenommen wird. Und da unsere Möglichkeiten hier relativ begrenzt waren, boten sich also die einfachen Punknummern an. Dementsprechend sind alle Songs, die nicht so punkig waren, dann auf dem aktuellen Album gelandet und wir konnten eher andere Stilrichtungen ausloten. Das Ganze hat dann im „richtigen“ Studio dann auch den nötigen Feinschliff gekriegt.
Frontstage Magazine: Was ist aus eurer Sicht der größte Unterschied zu den vorherigen Alben?
Smile And Burn: Wir ackern durch unsere Themen sehr langsam und über mehrere Alben hinweg. Diesmal haben wir allerdings wirklich den kompletten Seelen-Striptease abgelegt. Es klingt wie Standard-Promo-Sprech, aber das hier ist wirklich das persönlichste Smile And Burn Album.
Frontstage Magazine: „Seid ihr stolz auf mich?“ habt ihr parallel zu „Besser sein als jetzt“ geschrieben und betitelt es selber als Geschwister Album. Charakterisiert doch mal aus eurer Sicht die einzelnen Geschwisterkinder. Welches Album hat welche Eigenschaften?
Smile And Burn: „Besser sein als jetzt“ war das ungestüme Aktivistenkind, mit der Faust hoch bei der Demo vorne voran mit der brennenden Mülltonne, meistens angepisst, wenigstens sarkastisch, hört Musik zum Abreagieren. „Seid ihr stolz auf mich?“ ist eher das introvertierte, ruhige, kunstinteressierte Kind, das jeden Schritt überdenkt und reflektiert, die Welt um sich herum betrachtend… Es soll ja solche Geschwisterkinder geben.
Frontstage Magazine: Wie verstehen sich denn die einzelnen Geschwister? In welchem Zusammenhang beziehungsweise Kontrast stehen sie zueinander? Immerhin sind die Songs ja zur selben Zeit entstanden.
Smile And Burn: Sie vertragen sich, weil sie ein paar gemeinsame Nenner haben. Beide wissen, wo ihre Stärken sind, geben sich Mut und wissen wann der andere mithelfen kann.
Frontstage Magazine: Welcher Song vom Album bedeutet euch persönlich am meisten? Oder seht ihr das Album nur als Gesamtwerk?
Smile And Burn: Das beantworten alle drei unterschiedlich, weil die Themen eben extrem persönlich sind. Jeder hat da seinen Track, in den er viel Energie reingegeben hat. Aber objektiv ist „Stolz“ der wichtigste Song. Nicht nur, weil er der Traurigste ist, weil er unkryptisch, aber trotzdem nicht platt ist. Auch, weil er den kompletten Ton für das Album gesetzt hat, für die Musikvideos, für das Artwork und den Titel, für die ganze Geschichte, die wir damit erzählen. In „Stolz“ findet man alles gebündelt, der Song hält den Laden zusammen.
Frontstage Magazine: Welche Zeilen von welchem Song berühren euch dann selbst am meisten?
Smile And Burn: „Der eine stumm, der andre laut, sie vergisst: Ich spür das auch.“ (Stolz)
Frontstage Magazine: In dem Album stecken viele Erinnerungen und Gefühle, die mit euren Familien zu tun haben. Was für Emotionen werden denn in euch ausgelöst, wenn ihr das Album selbst anhört?
Smile And Burn: Viele Songs machen uns traurig, teilweise fließen Tränen beim Spielen, weil man konkrete Situationen vor Augen hat, die den Text beeinflusst haben. Es wird schwer, das so auf die Bühnenbretter zu bringen. Die Herausforderung motiviert aber auch ungemein.
Frontstage Magazine: Ihr verarbeitet in euren Texten ebenfalls viele Themen, die das Gefühl von Enttäuschung, Trauer oder auch Wut hervorrufen und transportieren. Fällt es euch denn nach dem Schreiben leichter mit diesen Thematiken umzugehen?
Smile And Burn: Schreiben hilft immer zu einem gewissen Teil, vor allem weil wir nicht alleine schreiben. Wir sind ja auch Jungs, es fällt uns oft schwer, uns emotional zu öffnen. Die Band ist halt gerade so ein tolles Mittel, um dann eben zusammen nachzudenken. Aber bei manchen Themen hilft alles Schreiben nichts: Wenn es um Seenotrettung im Mittelmeer geht, da können wir hundert Songs schreiben, die kollektive Schuld werden wir davon nicht los.
Frontstage Magazine: Was war denn der beste Moment beim Aufnehmen vom Album?
Smile And Burn: Als unser Produzent Phil Meyer seinen Pizza-Steinofen ins Studio gekarrt hat, vorher noch im italienischen Deli einkaufen war und für alle Show-backen gemacht hat. Wir haben aus Budgetgründen eher so eine zackzack-Mentalität sobald wir durch die Studiotür schreiten, aber an diesem einen Pizzaabend, das war der reine Luxus, weil es so entspannt und freundschaftlich war und man kurz die Birne freiblasen konnte.
Frontstage Magazine: Im November steht ja ne kleine Tour an. Was ist denn immer euer erster Gedanke beziehungsweise letzter Gedanke, bevor ihr auf die Bühne geht?
Smile And Burn: Das ist unser siebtes Album, wie viele Bands in unserer Größe haben schon sieben Alben released? Wir müssen uns da nichts vormachen: Seit dem dritten Album gibt es immer wieder Leute, die denken, bei uns sei die Luft raus oder die uns irgendwie abschreiben. Deswegen gilt für Liveshows mehr denn je: Genießen, präsent sein, nicht zu viel Alkohol vorher, sondern aufgehen in einer Sache, die man liebt, sich vergewissern, was man zu sagen hat, versuchen ein paar Menschen mitzunehmen, mitzureißen vielleicht sogar. Und sich vor jeder Show daran erinnern. Na gut, manchmal denkt man auch nur: „An welcher Stelle im Intro muss ich nochmal loslaufen?“
Frontstage Magazine: Wenn ihr freie Wahl hättet, was würdet ihr euch wünschen, was man während des Gigs zu euch auf die Bühne wirft?
Smile And Burn: Die Frage finde ich komisch, aber Rosenblätter wären doch mal was Feines.
Und jetzt zu guter Letzt, die wichtigste und unvermeidbare Frage: Seid ihr stolz auf euch und auf das Album?
Smile And Burn: Die Frage haben bisher alle gestellt und ich sage jedesmal: Bei 6 Alben hätte ich gezögert, bei diesem sage ich 100% „Ja“.
Fotocredit: Max Threlfall