Immer höher, schneller, weiter. Niemals Schwäche erkennen lassen und immer Stärke zeigen. Was diese Mantras mit einem Menschen machen, beschreiben Kontraire in ihrer neuen Single “Maschine”.
Ein Gefühl, als wäre man unumkehrbar an ein System gekettet, das erbarmungslos nimmt und nichts gibt. Das die Forderungen immer höher schraubt und eine:n über die eigenen Belastungsgrenzen treibt. Selbstwert wird nur durch Produktivität definiert.
Kontraire gipfeln diesen Zustand in einem Schrei nach Hilfe und der gnadenlosen Erkenntnis, diesem toxischen Zyklus kaum allein entkommen zu können. Mit „Maschine“ zeigen sich Kontraire in neuem Sound: Rohe Wucht vereint sich mit erschlagenden Riffs und energiegeladener Rhythmik. Darüber schwebt ein Gesang, der zwischen glühender Wut und
blanker Verzweiflung pendelt.
Nach zwei EPs, die geprägt waren von kompromissloser Selbsterkenntnis und schmerzhafter Zerrissenheit lässt sich sagen: Kontraire haben sich sortiert. Als hätten sie die verstreuten Teile eines zerbrochenen Weltbilds allmählich zusammengesetzt und aus überfordernder Verwirrung einen klaren Blick entwickelt. In den neuen Songs bringen sie so direkt wie nie herüber, was erdrückende Leistungserwartung und gesellschaftlicher Druck einem Menschen anhaben kann. Ausgesetzt in einer Welt, die unendliches Wachstum als Maxime setzt und eine*n selbst ständig zum Vergleich mit anderen zwingt. Aus der Introspektive erzählen Kontraire auf unverblümte Weise von einem Innenleben, das dabei zwischen Resignation und
Resilienz pendelt. Die Zweifel einfach rausschreien oder doch noch einmal den Frust runterschlucken? Diesen Gefühlen gibt die Band mit ihrer Musik einen Raum. Ein Raum, in dem das Verdrängte nach oben kommen und schonungslos herausgelassen werden kann. Kontraire klingen geradliniger, bestimmter und schlagkräftiger, lassen jedoch nichts an bisher
von ihnen bekannter Theatralik missen. Die Band kostet die Grenzen des klassischen Rocktrios aus und kreiert einen Sound, der voluminös und groß daher kommt. Dabei mischen sich berstende Riffs mit einer erfrischend vielseitigen Dynamik. Texte, in denen melancholische Schwere brodelt werden getragen von einem Gesang, der beschwörend über dem dichten Soundgeflecht schwebt und nicht selten in Momente schreiender Wut ausbricht. Dabei bleiben sich Kontraire ihrer düsteren Ernsthaftigkeit und inhaltlichen Tiefe treu.
Fotocredit: Marc Behring