Sie bedienen kein Format und setzen alles daran, sich ihre Freiheit zu bewahren. Mit ihrem hemmungslosen Mix aus 80er Feel, heißem Elektro-Pop, HipHop und direkten Ansagen fordern sie die Social Media-Bubble heraus, die die Gen Z von allen Seiten belagert.
Auch „GUESS WHAT I LIKE“ ist eine Art Antiserum gegen den Algorithmus und fusioniert Humor mit lässigem Discopop, feinstem Beat und einer Ansage, die jeder so ernst nehmen darf wie er will.
„Ich bin verliebt, aber du checkst nichts Wie du mich falsch interpretierst ist schon heftig ‒ Lieb mich genau wie ich will und nicht wie du’s grad tust
Frag nicht was ich will ‒ mach’s mit Telepathie, mach’s mit Superpower Schenk mir Blumen, auch wenn ich’s dir mal nicht sag ‒ komm, versuch mal zu erraten, was ich mag“
Auch Abor, der bei dem Geschwister-Doppel in erster Linie für Beats und Arrangement zuständig ist, nimmt es nicht wörtlich: „Ich sehe das ein bisschen anders, aber es geht ja auch nicht um richtig oder falsch, sondern um eine witzige Situation.“ Tynna, die die Texte schreibt, rappt, singt und immer neue Soundideen einbringt, erklärt: „Ich hasse Schubladen! Ich möchte mich austoben und schreibe Texte, die ein bisschen schärfer sind. Das ist ja auch eine Form von Empowerment, wenn man sich die Freiheit nimmt, auch mal was rauszuhauen und sich davon nicht festnageln zu lassen.“
Die Grenzen sind fließend bei Abor & Tynna – sie lassen locker, baden genüsslich in Ironie und Sentimentalität und nehmen eine andere Perspektive ein, zu der man, wie im Fall von „GUESS WHAT I LIKE„, vor allem erstklassig tanzen kann. Oder anders gesagt: Klischee aus, Moment an.
Abor & Tynna spielen nicht mit.
Sie bedienen kein Format und setzen alles daran, sich ihre musikalische Freiheit zu bewahren. Mit ihrem hemmungslosen Mix aus 80er Feel, heißem Elektro-Pop, HipHop und direkten Ansagen fordern sie die Social Media-Bubble heraus, die die Gen Z von allen Seiten belagert. „Wir sehen, dass sich viele verloren fühlen – Musik gibt uns die Möglichkeit, auf Distanz zu gehen und nachzufragen: Was ist hinter dem, was nicht gesagt wird? Was wollen wir wirklich und wohin mit dem Druck?“ Ein Ansatz ist Ironie, ein anderer Lockerlassen und eine neue Perspektive einnehmen.
Irgendwie anders haben sich die Geschwister schon immer gefühlt. Mit der Mutter aus Siebenbürgen und einem musikalischen Vater mit ungarischen Wurzeln ging es in ihrer Familie in Wien traditioneller zu und einen Hauch strenger. Abor & Tynna waren nachts früher zu Hause, das Handy war nicht immer verfügbar und es wurde ein Instrument gelernt und täglich geübt. Was Teenager nicht immer super finden, macht die beiden heute aus: Sie fühlen sich ein bisschen als Einzelgänger, aber beziehen ihr Selbstwertgefühl aus einer verlässlicheren Ecke als der reinen Außenwirkung. Familie ist ihre Kraftquelle. Und die steckt voller Musik, erzählt Tynna: „Wir sind oft mit dem Auto in den Urlaub gefahren und haben die Tapes unseres Vaters gehört. Die Klassiker von Jackson, Wham oder Falco haben uns geprägt und sind eine wichtige Verbindung für uns – Abor und ich haben z.B. einen unterschiedlichen Musikgeschmack, aber wir treffen uns auf der emotionalen Ebene: Gewisse Sounds lösen Erinnerungen aus und dann feiern wir dieselben Vibes.“
Entwickelt hat sich das Duo erstaunlich entspannt. „Ich habe mich immer für Technik interessiert und brauchte irgendwann ein Laptop für die Schule“, erinnert sich Abor. „Beim Experimentieren habe ich schnell Garage Band entdeckt. Dann kamen Logic und erste House-, EDM- und Dubstep- Instrumentaltracks. Nach einiger Zeit reichte mir das nicht mehr und ich hatte die Idee, Tynna darauf singen zu lassen.“ Als die Mutter stolz den ersten Song postet, denken sie sich nichts dabei – auch nicht, als ein befreundeter Producer sie ins Studio holt. „Es gab nie einen Plan, keine große Aufregung; außer vielleicht als das Label anrief. Aber auch das gehen wir langsam an. Abor ist in erster Linie für Beats und Arrangement zuständig und ich für die Lyrics, Raps, Vocals und Inspiration, aber die Grenzen sind fließend. Vor allem wollen wir weiter neue Dinge ausprobieren und uns die Freiheit nehmen, unsere musikalische Identität erst noch zu finden“, betont Tynna.
Abor & Tynna bringen Leichtigkeit rein und schlagen wilde Haken um Klischees. Für manche klingt das wie Trotz – für alle anderen sind ihre Tracks das beste Antiserum gegen den Algorithmus.
Fotocredit: Linda Carl