Es war einmal eine, von Bergen gesäumte Stadt, die außerdem noch Fluss, See und einen Flugplatz zu bieten hat. Klar ist die Rede hier vom wunderhübschen Interlaken im Berner Oberland in der Schweiz. Denn genau hier, auf dem Flugplatz findet jährlich, in der heutigen Festivalwelt besuchertechnisch eher kleines, aber wirkungstechnisch etwas ganz, ganz Großes statt. Das Greenfield Festival. Dieses Jahr auch schon die 18. Ausgabe.
Donnerstag:
Nachdem wir letztes Jahr zum ersten Mal dort waren und uns Hals über Kopf verliebt haben, war uns klar, dieses Jahr kann das Festival auf gar keinen ohne uns stattfinden. Also: den Bus vollgepackt und auf geht’s, ab geht’s
Nachdem es zur Anreise, auf Grund des Wetters, dieses Jahr ein wenig Chrüsmüsi (Schwiizerdütsch für Unordnung/Chaos) gab, ging es nach dem Zeltaufschlagen gewohnt herzliche und gut gelaunt los.
Donnerstag Auftakt, wie könnte es auch anders sein: das waren natürlich ganz traditionell die Alphornbläser.
Danach haben Saltatio Mortis dem Publikum auf der Hauptbühne, der Jungfrau Stage, die erste Packung Energie bei strahlendem Sonnenschein und erstem Klarkommen auf die gigantische Kulisse geliefert.
Im Anschluss folgten bei auf die 12 Punkrock von Fjørt viele hochgereckte Mittelfinger vor der kleinen schnuckeligen Eiger Stage. Mit klarer Haltung schmetterten die Jungs aus Aachen ihre Songs sowohl in die Instrumente und Mikrofone.
Kurz darauf auch schon das Highlight für viele der Festivalbesucher*innen: Babymetal. Musikalisch und performancechnisch wurde hier auf den Punkt abgeliefert, aber ich habe des Öfteren aufgeschnappt, dass diese Show für viele ein wenig zu aufgesetzt und einstudiert wirkt und dieser Meinung kann ich mich anschließen.
Dafür haben Bokassa aus Norwegen auf der Nebenbühne mit 80er angehauchten Old School Stoner Punk mehr als überzeugt. Bisher vier Alben gibt es von dieser Band zu bestaunen. Nicht nur das Greenfield Publkium war überzeugt von der Show. In den letzten Jahren wurde auch Lars Ulrich von Metallica auf die Band aufmerksam und lud sie ein 2019 mit auf Tour zu kommen.
Aber Sum 41 haben das Haus beziehungsweise den Flugplatz in Interlaken dann gegen frühen Donnerstagabend komplett abgerissen. Sänger Deryck Whibley hat mit seiner energetischen Art die Fans komplett mitgerissen. Bei Klassikern wie „In too deep“, „Pieces“ oder „Fat Lip“ waren Mosh Pits und Pogo natürlich ein abgekartetes Spiel. Hat richtig Bock gemacht, egal ob man direkt vor der Bühne stand oder auch meterweit entfernt. Einfach zeitloser Pop Punk, der sich nach all den Jahren immer noch gewaschen hat.
Einen wirklich weiten Anreiseweg und zwar ganz aus Las Vegas hatten Escape the Fate. Die Formation rund um den Sänger Craig Mabbitt überzeugte mit intensiver Energie die von der Bühne ins Publkim überschwappte. Post-Hardcore, Metalcore und Hardrock als Einstimmung auf einen darauf folgenden, wunderbaren Abend haben sehr gut getan.
Jedes Festival braucht auch eine Neuentdeckung, finde ich und die für das Greenfield Festival sind Karnivool aus Australien. Richtig atmosphärische Gitarrensounds im Einklang mit der glasklaren und mystischen Stimme des Sängers – wirklich einsame Spitze!
Dann Headliner des Abends: Bring me The Horizon. Brauche ich gar nicht viel zu zu sagen. Einfach absolut abgerissen. Fette Show plus einwandfreier Sound. Dazu gab es zum Ende noch eine wirklich sympathische Überraschung, als Sänger Oli Sykes „Drown“ ganz nah am Publikum performt hat und sich Zeit für Selfies mit Fans genommen hat – sau lieb von ihm!
Freitag:
Weiter geht die wilde Reise mit Tag Nummer Zwei und dem ersten Act: The Baboon Show aus Schweden. Wollte ich schon längst mal live gesehen haben und umso schöner, dass ich das jetzt auf dem Greenfield in die Tat umsetzen konnte. Und es hat sich wirklich mehr als gelohnt. Die Band um die absolut charismatische Frontfrau Cecilia Boström hat das vom Vortag gut angewärmte Publikum weitergekocht und richtig angeheizt. Was bei dem Gig auch besonders schön zu sehen war die Interaktion innerhalb der Band.
Aber nun von Schweden mal zurück in die Schweiz, denn genau da kommen All to get her her und waren somit einer der Local Heroes die hier gezeigt haben, dass die Schweizer im Grunde genommen gar keine internationalen Acts bräuchten um das Greenfield mit guter Mucke zu bestücken. Bei All to get her sind auf jeden Fall alle Liebhaber*innen von gutem Pop Punk so richtig auf ihre Kosten gekommen und auch den Jungs aus Uznach hat man angesehen, dass sie mega Freude am Gig haben.
Fotocredits: Johanna Lippke