Nach zwei bereits intensiven Festivaltagen war die Vorfreude auf das, was noch kommen sollte, nach wie vor spürbar. Das Wetter spielte weiterhin mit und die Festivalbesuchenden strömten in Scharen auf das Gelände, bereit für einen weiteren unvergesslichen Tag vollgepackt von bester Musik. Von alten Legenden bis hin zu aufstrebenden Newcomern – der Sonntag hatte für jeden Musikgeschmack etwas zu bieten und verlieh dem Festivalwochenende ein fulminantes Ende.
Tag Nummer Drei ging ohne zu zögern brutal in die Vollen. Ihr habt, wie wir, die Qual der Wahl, wo ihr zuerst anfangt zu schauen. Der Start in den Tag ab 14:10 Uhr bot H-Blockx, Atreyu oder Blackout Problems an. H-Blockx: Die Band um Henning Wehland konnte ebenfalls ein 30-jähriges Album-Jubiläum feiern und zwar das ihres Debütalbums „Time To Move„. Die Stimmung der vorhandenen Personen war auf jeden Fall schon existent und so wurde sich bereits fleißig warm getanzt. H-Blockx zeigten, dass sie auch nach so vielen Jahren noch wissen, wie es geht und präsentierten uns ein sauberes Set. Atreyu verkauften sich mit unschlagbarem Metalcore enorm kraftvoll. Sänger Brandon Saller ließ absolut nichts anbrennen und verkündete inbrünstig: „Circle Pit around me!“, dem begeistert Folge geleistet wurde, sodass man den Sänger in Menschenscharen untergingen sah. Zurück auf der Bühne proklamierte er zusätzlich, dass sie nichts anderes als gebrochene Knochen für den nächsten Song akzeptierten und brach somit die letzte Zurückhaltung der ungezügelten Energie des Publikums – ein wahres Spektakel und erinnerungswürdiger Moment.
Eine weitere Band für die Publikumsnähe immer groß geschrieben wird, sind Blackout Problems, die zeitgleich die kleinste Bühne bespielten. Das Quartett kann sich bei so gut wie allen ihren Gigs über eine gefestigte Anhängerschaft freuen, die sich im Laufe des Spielgeschehens stets und ständig erweitert und immer für die beste Stimmung vor der Bühne sorgt. In einer fast schon anmutenden Symbiose ziehen die Musiker ihre Energie daraus und geben genauso viel Power an ihren Instrumenten wie die eingeschworenen Leute davor. Man weiß, dass gerade die „Blackies“ auf der Bühne stehen, wenn selbst die Viva Con Aqua-Spendentonnen crowdsurfen. Abgerundet durch kollektives Fühlen wurde ein unverwechselbares Gemeinschaftsgefühl kreiert.
Das weitere Angebot des Tages ließ sich der Einfachheit halber damit zusammenfassen, dass, bis auf den Headliner Måneskin, die Hauptbühne von Bands aus dem deutschsprachigen Raum übernommen wurde. Auf der Mandora-Stage gab es die beste Auswahl aus Metalcore gespickt mit einigen Highlights aus Progressive Rock und Heavy Metal. So konnte man sich beim nächsten Programmpunkt Thy Art Is Murder wieder ordentlich austoben oder das ganze Treiben sitzend von weiter hinten genießen, und nebenbei ganz lässig unter bestem Sonnenschein chillen. Diese Möglichkeit wurde von vielen Sonnenanbetenden genutzt, sodass auch außerhalb der Bühnen durchweg eine entspannte und friedvolle Stimmung herrschte. Vor den Podien ging es ebenso harmonisch und respektvoll zu, was sich immer wieder dadurch zeigte, dass die Crowd auf Ansprache sofort mit den Künstlerinnen und Künstlern war. Egal, ob viele oder weniger Leute vor der Bühne standen, haben diese die Musik ganzheitlich genoßen und zusammen zelebriert, was eine durchweg angenehme Atmosphäre schaffte.
Mit dieser positiven Stimmung wurden auch Madsen auf der Hauptbühne willkommen geheißen, die für ein weiteres Intermezzo nach 13 Jahren wieder bei Rock am Ring spielten. Sie hatten neben ihren bekannten und geliebten Track, auch einen noch nicht veröffentlichten Song im Gepäck. Ihr Set endete zwar zehn Minuten vor dem offiziellen Ende der Europawahl um 18 Uhr, aber trotzdem ließ es sich die Band nicht nehmen die wichtigste Message des Tages in Form ihres neuen Songs zu singen, das da hieß „Faust hoch gegen Faschismus„. Auf dies wurde vollkommen zurecht aufmerksam gemacht, wie alle mit einer stabilen Internetverbindung mit den ersten Hochrechnungen schockiert sehen sollten. Auch Kraftklub gingen wiederholt auf die politische Ebene ein. Doch bevor die Band mit dem K mit ihrer Party den Ring in Stücke rocken konnte, passierte noch etwas Spontanes auf der Hauptbühne.
Die Donots, welche bereits tags zuvor ein umjubeltes Set spielten, hatten sich spontan dazu entschlossen einfach noch eine Übernachtung am Nürburgring dran zu hängen und hatten noch nicht genug. Auf Social Media wurde mit den Veranstaltenden kurzerhand ausgemacht, dass da noch etwas gehen könnte. Also wurden schnell ein selbst gespraytes Plakat, einige selbst gemalte Flyer sowie eine Hebebühne einsatzfertig gemacht, um die meisten Zuschauenden vollkommen unerwartet ein weiteres Mal zu überraschen. Dabei sagten die Ibbenbürer, dass sie simpel vergessen haben eine Zugabe zu spielen und es einfach zu geil war, um die Chance ungenutzt zu lassen, zwischen Wanda und Kraftklub ein weiteres Mal aufzutreten. So schnell kann es gehen noch einmal eine Hand voll Songs gegen den Rechtsruck und für mehr Humanität zu spielen – „We’re Not Gonna Take It„!
Doch noch einmal zurück zu Kraftklub, die eine so sensationelle Show abgerissen haben, die wir euch keineswegs vorenthalten wollen. Es herrschte diese magische Sonnenuntergangsstimmung als die Menschen, die bis zum Horizont standen, gemeinsam klatschten und jubelten. Natürlich durfte zum Abschluss eines grandiosen Sets der Live-Hit „Randale“ nicht fehlen und brachte ihren Auftritt zu seinem verdienten Abschluss. Die Vollendung des Festivals oblag Måneskin und Parkway Drive, die das Wochenende schlussendlich perfekt beendeten. Ein kleines Easter Egg erfreute die Zuschauenden am Ende noch als während dem Auftritt von Corey Taylor, seine Band Slipknot als erster Act für Rock am Ring und Rock im Park 2025 angekündigt wurden. Für das 30-jährige Jubiläum von Rock im Park und für 40 Jahre Rock am Ring möchte man unter anderem mit vier Bühnen neue Maßstäbe setzen. So wurden in den ersten 24 Stunden nach Vorverkaufsstart direkt 30.000 Tickets für die Ausgabe im nächsten Jahr vom 06.-08. Juni 2025 verkauft. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Fotocredits: Kevin Randy Emmers