Anfang Juni kann nur eines heißen: Hallo Festivalsommer, hallo unendliche Freude und Spaß, hallo Rock am Ring! Das traditionsreiche Festival auf dem Nürburgring, das seit 1985 stattfindet, startet als erstes großes, deutsches Major-Festival am Wochenende der Europawahl ins Geschehen. Auch in diesem Jahr erwartet das Festival in der Eifel tausende Musikfans, um die besten Acts aus Rock, Metal und Punk zu feiern. Spannungsgeladen startete das Open Air Event in einen furiosen ersten Tag, der den Auftakt perfekt und Lust auf die nächsten Tage machte. Was vor Ort abgeht berichten wir euch tagesaktuell in Text und Bild.
Ohne viel Tamtam eröffnete die Kölner Band Querbeat die diesjährige Ausgabe von Rock am Ring. Viel zu reden gab es nicht, dafür war die Motivation, die die Brasspop-Band auf die Hauptbühne brachte, umso ausgelassener. Der erste Song endete direkt mit einem Knall im wortwörtlichen Sinne und ebnete den Weg für „Nie mehr Fastelovend„. Der Karnevalshit fachte die Stimmung zum ersten Mal an und propagierte rheinische Frohnatur inklusive Originaldialekt. Da bietet es sich an mit pinken, aufblasbaren Flamingos in einen endlosen Festivalsommer zu surfen; in diesem Fall kenterte eine Dame zwar recht schnell im Publikumsmeer, doch der Vibe stimmte. Mit Konfetti und „Kein Kölsch für Nazis“ wurden die politischen Grenzen ganz genau abgesteckt ohne der Partystimmung am frühen Nachmittag einen Abbruch zu tun. Währenddessen wurde die Orbit Stage von den Bandcontest Gewinnern Indecent Behaviour schwungvoll eröffnet. Mit einem einem ersten, kraftvollen Circle Pit legten die Newcomer am Ring ein solides Debüt hin und erfüllten sich selbst einen Kindheitstraum. Das Publikum nahm die Band herzlich auf und sprühte vor Energie, sodass selbst gerudert wurde, wenn lediglich Ansagen getätigt wurden, was die durchgehend fantastische Laune und Vorfreude auf die kommenden Acts demonstrierten. Die Saarländer dürften am Ring bis zu ihrem letzten Song „Bloodlines“ sicherlich den ein oder anderen neuen Fan gefunden haben.
Eine Spur härter ging es beim dritten Opener im Bunde, Fit For A King auf der Mandora Stage, zu. Auch die US-Amerikaner konnten sich über perfekte Bedingungen freuen. Die Wettergottheit war den Ringrockenden ein weiteres Jahr gnädig und gewährte bestes Festivalwetter. Man konnte sich über Temperaturen freuen, die weder zu kalt noch zu warm und mit Sonne und Wolken im Wechsel ohne die Aussicht auf Regen oder gar Gewitter gespickt waren. Wunderbare Voraussetzungen, um einen Blick auf die Hauptbühne zu Guano Apes zu werfen. Die Göttinger Kunstschaffenden sind ihrerseits Ring-Veteranen, die ihren ersten Auftritt auf 1997 zurückdatieren können. Dementsprechend gestaltete sich der Andrang der breiten Masse, die das einzigartige Gelände hinter der Boxengasse gut füllte. Ob man Eminem’s „Lose Yourself“ wirklich covern hätte müssen sei mal dahingestellt. Dafür hat Frontfrau Sandra Nasić einen Fan, die laut selbstgebastelten Schild am Freitag ihren Geburtstag feierte und als Geschenk den Auftritt der Guano Apes erhielt unfassbar glücklich, indem sie ein Ständchen anstimmte und ihr in der Publikumsinteraktion noch einen Kuss auf den Kopf gab. Einen glücksbeseelteren Menschen hätte man sich nicht vorstellen können.
Wobei alle Anwesenden recht glücklich aussahen, wenn man in die strahlenden Gesichter um sich herum geschaut hat. Die Energie war an allen Ecken und Enden greifbar. Dieses besondere Feeling macht jedes Jahr die Magie vom Ring aus und ist der Grund, wieso zigtausende ein weiteres Jahr zum Rennstrecke bei Nürburg pilgerten. Die Begeisterung könnte im Folgenden ein bisschen getrübt worden sein bei der, unserer Meinung nach, schlimmsten Überschneidung des gesamten Festivals. Gleichzeitig standen Enter Shikari, ††† (Crosses) sowie Scene Queen auf den Bühnen und brachen unser Fanherz. Da blieb nichts anderes übrig als zu würfeln oder in unserem Fall verdammt schnell von der einen Bühne zur anderen zu laufen. Gestartet wurde das Rennen bei ††† (Crosses), Nebenprojekt des Deftones-Sängers Chino Moreno. Das Trio wusste mit seinen Elektro-Rock-Klängen zu überzeugen und schuf einen verdammt atmosphärischen, düsteren Sound. Von der Qualität der Musik her war es das mit Abstand Beste, was man an diesem Tag sehen konnte.
Wer eher Bock auf feministischen Metal hatte, wurde von Scene Queen auf die kleinste der drei Bühnen gelockt. Am Anfang galt es mit technischen Problemen zu kämpfen, aber ihr Mikro wurde glücklicherweise genau rechtzeitig zum ikonischen Satz „If God hated gays, the sex wouldn’t be so good“ repariert. Man merkt Hannah Collins, wie immer pretty in pink, deutlich an, dass sie seit ihrem Auftritt auf dem Slamdunk Festival letztes Jahr deutlich mehr Bühnenerfahrung gewinnen konnte. Das kam ihrem Gig beim Ring definitiv zu gute und machte es zu einem feministischen Fest. Bühnenpräsenz ist auch genau das richtige Stichwort für Enter Shikari, die derweil die Hauptbühne bespielten. Mit ach und Krach konnten wir die letzten Minuten noch einfangen, die aber nicht weniger vor Energie strotzten, wie man es eben bei einer Performance der Briten erwarten würde. Ein volles Haus vor der Bühne tat für die elektrisierende Stimmung sein Übriges.
Den berühmten Slot zum Sonnenuntergang über der wunderschönen Kulisse der Eifel konnten sich dieses Jahr die Rocklegenden von Queens Of The Stone Age sichern. Mit feinstem Stoner Rock der alten Schule konnten sie die Zuschauenden mit ihrem exklusiven Festivalauftritt begeistern, vor allem da sie direkt mit ihrem unvergleichlichen „No One Knows“ begonnen haben. Im Folgenden wurde der Auftritt mehr zum kollektiven Genießen genutzt. Für uns spielte der wahre Headliner aber abseits der Utopia Stage und hieß auch nicht Die Ärzte, sondern Beartooth, die ebenfalls einen exklusiven Festivalauftritt in einem ihrer Lieblingsländer spielten.
Dabei können wir euch sagen, dass Beartooth eine der besten Shows lieferte, die wir seit längerer Zeit gesehen haben. Von Anfang bis Ende stimmte einfach alles. Es gab Momente, die die ruhigeren und nahezu poppig anmutenden Elemente gefeiert haben, während andere einfach nur das Abreißen und die rohe Energie zelebrierten. Beartooth haben es dabei virtuos geschafft diese beiden Anteile zu balancieren und ineinander einfließen zu lassen, sodass die 70 Minuten Spielzeit absolut niemandem gereicht haben. So verstrichen die insgesamt 15 Songs, von denen gut die Hälfte vom neuen Album „The Surface“ inklusive Live-Debüt des gleichnamigen Songs sowie Akustik-Einlagen wie im Flug. Bereichert wurde das musikalische Spektakel von perfekt platzierten Showeffekten und der animierenden Natur von Frontmann Caleb Shomo, der das Publikum komplett in der Hand hatte und nach Belieben steuerte. Da kann man sich nur auf die anstehende Tour im Herbst freuen und eine absolute Empfehlung aussprechen, denn das, was den Zuschauenden hier geboten wurde war ganz großes Kino.
Damit endete der erste Tag erfolgreich mit viel guter Laune, bestem Festivalwetter, musikalischen Highlights und allumfassender Begeisterung. So darf es gerne weitergehen!
Fotocredits: Kevin Randy Emmers