Panikattacken im Waschsalon, das aufgesetzte Lächeln einer Stewardess, queere Dates. Die Inspiration für ihre Songs schöpft Juno Lee vorwiegend aus alltäglichen Beobachtungen und Erlebnissen. Verpackt in Gitarren lastigen Indie-Pop lädt uns Juno Lee in ihre Gefühlswelt ein. 2019 fing sie an, auf der Straße und in U-Bahnhöfen zu spielen – zwischen Taubenscheiße und motzendem Sicherheitspersonal.
Nachdem die gebürtige Berlinerin die letzten Jahre genutzt hat, um eine beeindruckende Menge an Konzerten und Festivals zu spielen (u.a. Sziget & c/o Pop) ist es nun endlich Zeit, ihre eingängigen Songs zu veröffentlichen.
Die erste Single „I’m Fine,Thank You“st eine wuchtige Indierock Nummer á la Julia Jacklin sowie Phoebe Bridgers. Eine Hymne gegen Toxic Positivity – gegen den Druck, in der modernen Leistungsgesellschaft immer gut gelaunt zu wirken.
„Der Song beschreibt ein Gefühl, das ich oft habe“, erklärt Juno Lee. „Ich habe früher viel in der Gastro gearbeitet – und da wird man ja quasi dafür bezahlt, dass man eine positive Ausstrahlung hat. Und genauso ist es auch als Artist, auf eine Art. Weil du halt schon dazu angehalten wirst, immer wieder eine krasse Show zu liefern und gut drauf zu sein. Aber was ist denn, wenn ich das in dem Moment nicht fühle?“
Sich zusammenreißen. Durchziehen. Nicht die Fassung verlieren. Mantrisch besingt Juno Lee, dass es ihr gut geht. Doch die Fassade bröckelt. „Klimakrise, Rechtsruck – woher soll man denn die ganze gute Laune heutzutage schöpfen?“, ergänzt sie. Auf der Suche nach einem Ort, an dem alle Gefühle ihre Berechtigung haben, ist dieser Song entstanden.
„Ich finde, dass es sehr wenig Raum in der Gesellschaft gibt, um über alle Gefühle zu reden. Um sich auch die negativen Gefühle anzuschauen. Weil einem abverlangt wird, dass man immer funktioniert.“
Fotocredit: Henrike Thiel, Finn Fredeweß