Die „Who We Used To be“ Tour von James Blunt führt den britischen Singer Songwriter auch nach Köln. In der Lanxess Arena erwartet den Fan, in der nicht zu Gänze ausverkauften Location, eine gemütliche, bestuhlte Atmosphäre.
Ebenso gemütlich wie das Konzert zu werden verspricht, trudeln die Fans entspannt, nach und nach in Köln’s größter Arena ein, um sich kurz darauf mit dem Support bekannt zu machen. Die britische Harmonic Indie Band Tors aus Devon, dürfen für James Blunt das Konzert am heutigen Abend eröffnen. Die dreiköpfige Band um die Brüder Matt und Theo Weedon, scheinen nach den ersten angespielten Tönen auch genau die richtigen für diese Aufgabe zu sein. Während der eine oder andere Fan noch seinen Sitzplatz sucht, starten Tors mit ihrer musikalischen Darbietung und geben ihr bestes um das Publikum zu einer Interaktion zu bewegen.
Der Sänger ist dabei redlich bemüht die Fans ein wenig aus der Reserve zu locken und stellt fest „Cologne is a little bit shy“. Damit sich das so schnell wie möglich ändert, setzt das Trio auf die Liebe zur Heimat der Kölner (sowie denen, die im Umland leben und für das Konzert angereist sind). Der Song „Amsterdam“ wird kurzerhand in „Cologne“ umbenannt und lockt die ersten Zuschauer aus der Reserve.
„Is here anyone heartbreaking?“
„Wir müssen euch so laut wie nur irgendwie möglich schreien hören!“
Langsam wird das Publikum wärmer und lässt sich auch auf das mitsingen ein.
„Very Good“. Der Sänger scheint zufrieden mit den ersten zaghaften Mitsängern im Publikum.
Der Applaus nimmt nach jedem Song zu und die Fans von James scheinen rasch mit den offenen Briten warm zu werden. Die Bühne ist heute recht niedrig und klein für eine Arena. Das Trio aus Devon findet dort dennoch ausreichend Platz und durch die Bestuhlung hat die Bühne eine perfekte Höhe. „We drank a lot of German beer and we see the cathedral.“ Vielleicht hat dieses die Band vor „Happy enough“ so redselig gemacht.
In der Arena sind Barcodes verteilt, mit deren Scan man zum Internetauftritt der Band kommt. Aber selbstverständlich ist der eigentliche Grund, dass Gitarrist Jack „a german wife“ sucht, wird nicht versäumt zu erwähnen. Auf den Leinwänden neben der Bühne prangt der QR Code mit der Unterschrift „Scan & We will text you after the show“.
Tatsächlich landet man auf einer Internetseite, auf welcher man seine Telefonnummer hinterlassen kann. Das Anschreiben spare ich mir jedoch. Wo wir schon bei den deutschen Frauen und heimlichen Verkupplungs Versuchen sind, wird gleich ein Song zum schmachten zum besten gegeben. „Only for you“ sorgt für eine romantische Stimmung in der Lanxess Arena, die Feuerzeuge werden gezückt und die Arena wird deutlich heller.
Kuschelig und gemütlich bleibt es aber nicht lange.
„If everybody is brave enough come in front of stage and dance!“
Die Engländer sind nämlich „Partypeople“, wie sie beteuern.
Tatsächlich erheben sich sogleich die ersten Tänzerinnen und Tänzer und schwingen die Hüfte zu „Never Give Up“
„Cologne that was beautiful“ thank you so much!“
Der nächste Song hat das Leben der Band laut eigener Aussage stark verändert und er lief viel in den Radios. „Anything Can Happen“. Nomen est omen.
Sicherlich denkt sich die Band gerade genau das, wenn Sie in den Arenen Deutschlands als Support von James Blunt tausende Ohren mit ihrer Musik beglücken dürfen und heute Abend ganz bestimmt auch einige neue Fans hinzu gewonnen haben. Ein guter Pluspunkt. Denn Tors kommen für ihre eigene Headlineshow zurück nach Köln, ihrer „Favorite City“, betonen sie vor ihrem letzen Song „Empty Hands“.
„The world needs more love!“ Was für ein Schlusswort, bevor der Auftritt zum Enede gelangt. Danke für den gelungen Einstieg in den Abend, Tors.
James Blunt, „One Brit Wonder“ steht auf den Leinwänden. Die meisten Fans bleiben auf ihren Plätzen sitzen. Nur wenige holen sich ein neues Getränk, vorzugsweise Wein(-Schorle) und dergleichen im stilsicheren Glas.
Die Vorfreude auf den smarten Briten scheint groß. Auf der großen Leinwand, die bei Tors gar nicht zum Einsatz kam, setzt der Herzschlag ein. Eine Herzlinie, einem EKG gleich, wechselt sich mit Fotos von James aus der Zeit zu Beginn seiner Karriere ab. Die Spannung steigt. Jeden Moment geht es los. Nachdem zuerst die Band die Bühne betreten hat, folgt endlich der Star des Abends. James eröffnet mit „Beside you“ von seinem aktuellen Album „Who We Used To Be“ und die Fans hält von Sekunde eins nichts mehr auf ihren fein säuberlich aufgestellten Stühlen.
„Guten Abend Köln! Wie geht’s?“
Nach „Wiseman“ richtet der smarte und sympathische Singer Songwriter seine ersten Worte an die Fans. „Jaja. Das ist meine Deutsch“. Ein paar Worte Deutsch sind im Repertoire des Sängers und das wird heute Abend auch ausgeschöpft.
Immerhin lebte James eine zeitlang in seiner Jugend nahe Soest, da sein Vater als Soldat in der dortigen Rheinarmee stationiert gewesen ist. „This ist the start of our world tour. The French didn’t count.“ In Deutschland scheinen deutlich größere Locations bespielt zu werden, als es in Frankreich der Fall gewesen ist. Jedenfalls ist er stolz auf seine deutschen Fans.
Er hat eine neue Hose, neue Schuhe „..but the same old fucking band.“ Wenn da mal nicht tiefe, britische Liebe aus den Worten spricht. Ein neues Album, neue Musik und er warnt davor, dass er diese auch spielen wird. Ganz beiläufig erwähnt er „jetzt ist es eh zu spät. Ich habe euer Geld schon.“ Für alle, die auf viele alte Klassiker hoffen.
Obwohl „Who We Used To Be“ mit all seinen neuen Liedern zur Sprache kommt, folgt ein alter Klassiker „Carry you Home“ von dem 2007 erschienen Album „All The Lost Souls“
Die Fans sind textsicher. Alle singen mit. Wenn sie sich auch noch nicht richtig trauen ihre Stimmen zu voller Kraft zu erheben, wenn James es nicht gerade auch tut.
„A song for my wife“ ist alles, was es zu „All the love that I ever needed“ zu sagen gibt.
An der Decke über der Bühne hängen sieben runde Lampen, welche dieser beinahe eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre verleihen. Die Leinwand wechselt zu jedem Song ihre optische Unterstützung. Und das, was wirklich wichtig ist, bleibt: ein klarer Gesang mit der unverkennbaren Stimme des Briten und einem wirklich guten Sound im Innenraum.
„I had succes and I write some happy songs“, mit seiner Band, die er in ein paar Freunden finden konnte. Dann kamen die Kinder und die traurigen Lieder – veralbert der Sänger seine Fans mit gewohnt britisch-schwarzen Humor.
„Dark Thought“ ist der Star Wars Schauspielerin Carrie Fisher, die James einige Jahre in tiefer Freundschaft begleiten durfte, gewidmet. Für dieses Lied nimmt er den Platz am Klavier ein, welches sonst von einem Bandmitglied gespielt wird, während James sonst bei vielen seiner Lieder die Gitarre in der Hand hat und spielt.
Ein schwarz weißes Bild der beiden erscheint zum Ende auf der Leinwand und verweilt dort für einen kurzen Moment. Die Verbundenheit dieser beiden Menschen wird in jedem Wort, das über James Lippen kommt, spürbar.
„Goodbye my lover“. James bleibt am Klavier. Die Stimmen der Fans heben an und finden allmählich mutig in ihre Stärke. Das Gefühl das James Blunt in seiner Stimme transportiert ist gewaltig. Der Applaus auch.
Der erste Song vom ersten Album „Back To Bedlam“, erschienen 2004, wird angekündigt. „But here is a kleine Problem. The song is really fucking high. I sing like a dolphin.“ Es gäbe nur eine Sängerin, die so hoch singen könnte wie er es in diesem Song tut. Und das sei Mariah Carey. Nachdem sich einige Fans wieder auf ihren Plätzen niedergelassen haben, stehen sie alle zu „High“ wieder auf um sich in der Delfin-Hohen-Tonlage zu versuchen.
„Ich habe meine kleine Gitarre“ bemerkt James mit Ukulele in der Hand und stimmt „Postcards“ an. Die Stimmung in der Arena wird sofort ausgelassener und die Fans freuen sich offensichtlich, wenn es in den Liedern zumindest ein wenig zügiger zu sich geht. Balladen und „sad songs“, die James Blunt teilweise in seiner Zeit als Offizier in der Britischen Arme geschrieben hat, gibt es schließlich genug. Tatsächlich ist James Blunt zunächst in die Fußstapfen seines Vaters getreten, hatte eine sechsjährige Dienstzeit als Captain und hat im Kosovo gedient. „No Bravery“ schrieb er zum Beispiel in seiner Zeit im Kosovo.
Die Tänzer bei „I won’t die for you“, die sich in den Gängen zwischen den Sitzreihen eingefunden haben, dürfen ihrer Tanzeslust nur einen kurzen Moment ausgelassen frönen, werden sie doch viel zu rasch von dem korrekten Sicherheitspersonl zurück auf ihre Sitze verwiesen.
Darauf wird es ohnehin wieder gediegener und die Plätze zu „Coz I Love you“ laut klatschender weise wieder eingenommen.
Aufgesprungen von seinem Platz am Klavier, ist dafür der Sänger, der es sich nicht nehmen lässt, eine flotte Runde durch die Sitzreihen zu huschen, während seine Band dafür sorgt, dass die Musik nicht abbricht.
Ich muss nicht erwähnen, dass jeder der 8500 Besucher des Konzerts bei „You‘re Beautiful“ zu 100% textsicher sind, oder?! Nein. Brauche ich nicht. Schließlich ist dieses Wohl eines der bekanntesten Lieder, die James Blunt zu bieten hat. So viele laute Stimmen, die gerade eben noch kräftig erklungen sind, werden nun von ebenso vielen Handylichtern abgelöst. Vielleicht sind es kleine, tröstende Lichter, die bei „Same Mistake“ den Weg leuchten. Denn wer kennt sie nicht, diese unseligen Fehler, die sich einfach immer und immer wiederholen.
„Alles gut auf rechts? Alles gut auf links? Alles fein auf dem Floor?“ Das stark gebrochene Deutsch ist einfach zu sympathisch. Und weil wir gerade bei Sympathie sind – James versäumt es nicht, seine Band vor „Stay at Night“ ordentlich vorzustellen. Die Gänge zwischen den Stühlen füllen sich wieder mit jungen Mädels, die sich das mittanzen nicht nehmen lassen wollen. Und das Sicherheitspersonal bleibt dieses Mal aus. Ob sie eingesehen haben, der Ausgelassenheit einfach besser ihren benötigten Freiraum einzuräumen?
Denn Tanzbar bleibt es mit „Ok“ allemal. Da kann man sogar mal mit dem Hüpfen einsteigen.
Inmitten der ausgelassenen Runde fordert James alle zum sitzen auf – nur um aufzufordern „I wanna See you jump“. Und sie springen!
Derart aufgeheizt verlässt er die Bühne, hinterlässt die Halle und seine Fans im Dunkeln, die wacker und laut die Melodie von „Ok“ weiter singen.
„Hey. Thank you so much. Really. But, before you go home. Here is a song for my father.“
„Monsters“ folgt und es wird für ein letztes Lied an diesem Abend wahnsinnig andächtig. „Monsters“ ist ein Song für seinen Vater, zu dem er in all den Jahren eine gute und innige Beziehung hatte. 2009 brauchte dieser eine Spenderniere, die er 2020 bekommen konnte und dem es nach der Transplantation besser ging. Familienfotos von Vater und Sohn laufen über den Bildschirm im Hintergrund.
Es soll aber nicht so ruhig und emotional enden. Mit „Bonfire Heart“ geben alle nochmal richtig Vollgas und das Konzert erreicht seinen Höhepunkt, bevor es mit „1973“ seinen gebührenden Abschluss findet.
Auf seinem Klavier stehend lässt sich James Blunt unter tosendem Applaus nochmal richtig feiern. Ein Abschlussfoto noch, dann werden die Fans unter der Begleitung von „Country Roads“ nach Hause entlassen.
Thank you James. It was a pleasure.
Fotocredit & Text Sarah Fleischer