Lang ersehnt und jetzt eingeschlagen mit Vollkaracho: „Saviors“ das neue und 14. Studioalbum von Green Day. Am 19. Januar 2024 ist es erschienen und symbolisiert teilweise eine Rückkehr zu den Wurzeln, ist aber gleichzeitig auch ein riesiger Schritt nach vorne in ihrer musikalischen Entwicklung. Schon im Voraus wurde „Saviors“ oft mit „Dookie“ und „American Idiot“ verglichen. Grund hierfür: es wurde vom GRAMMY-preisgekrönten Produzenten und langjährigem Freund der Band, Rob Cavallo produziert, der eben auch an diesen zwei Erfolgsalben mitgewirkt hat. „The American Dream Is Killing Me“, „Look Ma, No Brains“, „Dilemma“ & „One Eyed Bastard“ – vier Singleauskopplungen gab es vorab für uns und die haben uns natürlich ordentlich heiß auf das neue Werk der lebenden Punk-Rock-Legenden aus Kalifornien gemacht.
Sie sind die Band die mich zum Gitarre spielen bewegt haben, durch die ich meine beste Freundin kennengelernt habe und die mich aus jedem Loch herausmanövrieren. Egal wie tief es ist. So ist es natürlich nicht ganz verwunderlich, dass „Saviors“ für mich gerade ein sehr treuer Begleiter ist und ich mich freue, dem frischgeschlüpftem Green Day-Baby hier ein paar Worte dazulassen.
Noch nie haben sich Green Day gescheut in Ihren Alben Politik aufzugreifen und an den, meiner Meinung nach, richtigen Stellen zu kritisieren. So bietet auch „Saviors“ wieder einen gelungen Mix aus politischen Kommentaren und persönlichen Geschichten.
Bereits der Auftakttrack „The American Dream Is Killing Me“ setzt mit seiner pointierten Betrachtung des aktuellen Weltzustands, speziell in Amerika, den Ton für das Album und könnte natürlich in einer Art und Weise als Fortsetzung des Songs „American Idiot“ gesehen werden.
Einer meiner Favoriten von „Saviors“: „Look Ma, No Brains!“. Einfach eine wunderbar rotzige punkige typische Green Day Nummer, die mit vorlauter und patziger Attitüde daherkommt. Auch Tempo, Aufbau, Gitarren- und Drumparts klingen unverkennbar nach dem Stil der Punker.
Das größte Hymnenpotential des neuen Green Day Albums bringt wohl „Bobby Sox“ mit sich. Ein Track der recht ruhig beginnt, sich dann aber vor allem mit eingängigem und kraftvollem Chorus in die Gehörgänge einbrennt.
Die lyrisch recht simpel gehaltenen Zeilen „Do you wanna be my boyfriend? (Ooh, ooh-ooh, ooh, ooh-ooh, ooh, ooh) Do you wanna be my boyfriend? (Ooh, ooh-ooh, ooh, ooh-ooh, ooh, ooh) Do you wanna be my boyfriend? (Ooh, ooh-ooh, ooh, ooh-ooh, ooh, ooh) Do you wanna be my boyfriend? (Ooh, ooh-ooh, ooh, ooh-ooh, ooh, ooh)“ möchte man hier direkt aus vollem Halse mitsingen! Auch das nostalgisch angehauchte Musikvideo dazu, lässt die kalifornische Sonne überall auf dem Planeten scheinen.
Mit „Saviors“ präsentieren sich Green Day als eine Band, die in der Lage ist, sowohl ihre Punkwurzeln zu bewahren, als auch genügend Mut aufbringt, sich an neuen musikalischen Einflüssen zu bedienen und diese gekonnt einzusetzen.
„Dilemma“ und „Suzie Chapstick“, sind zwei Lieder, die mit hellen Gitarrentönen und leichter Pop-Punk-Energie daherkommen, auch wenn hier textlich tatsächlich eher etwas weniger seichtere Gegebenheiten behandelt werden. Nichts desto trotz vermittelt gerade „Dilemma“ auch eine gewisse Aufbruchstimmung, die zum Beispiel auch im Verlaufe des Konzeptalbums „American Idiot“ immer wieder ans Licht kommt. Also auch hier können sich alteingesessene Fans wirklich freuen.
Zu den persönlichsten Stücken des Albums gehört die Fast-Ballade „Goodnight Adeline“, eine herzliche Ode an eine flüchtige Liebe, sowie der Titel „Father to a Son“. Bei Letzterem handelt es sich um ein wirklich sehr berührendes Stück, welches Billie Joe Armstrongs hervorragende Songwriter Qualitäten bestens zum Vorschein bringt und vermutlich seinen beiden Söhnen gewidmet ist. Diese zwei Songs heben auf dem gesamten Album vielleicht am ehesten den Reifeprozess der Band hervor, da sie sich von früheren Green Day-Hits am meisten unterscheiden.
Schon vor Veröffentlichung des neusten Werks der drei Kalifornier, wurden Vergleiche zu den Alben „Dookie“ und „American Idiot“ gezogen. Dies liegt natürlich nahe, da Rob Cavallo, der diese zwei Alben produziert hat nun auch an „Saviors“ maßgeblich die Fäden in der Hand hatte. meiner Meinung nach zeigt sich das nur vereinzelt. „One Eyed Bastard“, Song Nummer Vier auf der Platte erinnert vom Sound her zwar etwas an American Idiots „Holiday“ aber viel mehr lassen sich meines Erachtens in „Coma City“, einem weiteren sozialkritischen Track des neuen Albums Parallelen zu „21st Century Breakdown“ ziehen. Für mich ist „Coma City“ quasi das Kind von „Murder City“ und „The Static Age“ vom 2009 erschienenen Green Day Album.
Aber nicht nur Einflüsse der eigenen Musik sind auf „Saviors“ sicht- bzw. hörbar. Vielleicht lehne ich mich etwas weit aus dem Fenster aber „Corvette Summer“ erinnert mich ein wenig an Kiss‘ „Rock And Roll All Nite“, welches Green Day ja auch gelegentlich zu covern pflegen.
Klar zeigt sich mit „Saviors“, dass Green Day als Band einen gewissen Reifeprozess durchlaufen hat – es wäre ja auch schade wenn nicht! Aber trotzdem haben sie uns hier mal wieder ein musikalisches Meisterwerk geschenkt, dass lebendig, frisch, neu und doch irgendwie vertraut wirkt. Mein Rat: Hören, genießen und dann nochmal von vorn!
Im Mai startet dann „The Saviors Tour“ – Green Days Welttournee, wo sie es selbstverständlich auch über den großen Teich schaffen und uns in Europa beehren. Während der Tour feiert die Band das 30-jährige Jubiläum von „Dookie“ und das 20-Jährige von „American Idiot“. Dazu haben die Jungs auch schon versprochen, dass sie beide Alben komplett auf den Konzerten spielen werden plus natürlich neues Material von „Saviors“ und jeder Menge Lieblingstracks von ihren anderen Alben. Die beiden Deutschland Konzerte von Green Day finden übrigens am 6. Juni in Berlin, und am 11. Juni in Hamburg statt. Als Vorband haben sie niemand geringeren als die Donots aus Ibbenbüren mit im Gepäck, die bereits 2010 die Bühne mit Billie Joe, Mike und Tré geteilt haben.
30.05.24 ESP-Monto Do Gozo, O Son Do Camiño
01.06.24 ESP-Madrid, Road to Rio Babel
05.06.24 FRA-Lyon-Décines, LDLC Arena
07.06.24 DE-Nürnberg, Rock im Park
08.06.24 DE-Nürburgring, Rock am Ring
10.06.24 DE-Berlin, Waldbühne
11.06.24 DE-Hamburg, Trabrennbahn
13.06.24 AT-Nickelsdorf, Nova Rock Festival
15.06.24 CH-Interlaken, Greenfield Festival
16.06.24 IT-Mailand, Hippodrome La Maura
18.06.24 FRA-Paris, Accor Arena
19.06.24 NL-Arnhem, Gelredome
21.06.24 UK-Manchester, Emirates Old Trafford
23.06.24 UK-Isle of Wight, Isle of Wight Festival
25.06.24 UK-Glasgow, Bellahouston Park
27.06.24 UK-Dublin, Marlay Park 29.06.24 UK-London, Wembley Stadium
Fotocredit: Alice Baxley