Wir das Frontstage Magazine hatte die Gelegenheit, mit Nico von Massendefekt über ihr neues Album „Lass die Hunde warten“ zu sprechen. Dabei gewährte er uns einen Einblick in den veränderten Songwriting-Prozess nach einem Besetzungswechsel, die Entstehung des Albumtitels und die bewusste Entscheidung für einen DIY-Ansatz. Das Gespräch beleuchtet außerdem die Themen des Albums, von sich verändernden Beziehungen bis hin zu gesellschaftlichen Herausforderungen, und wirft einen Blick auf die bevorstehende Tour, die nach einer längeren Pause ansteht. Erfahren Sie mehr darüber, wie sich Massendefekt weiterentwickelt hat und welche Bedeutung der demokratische Songwriting-Ansatz für die Authentizität ihres aktuellen Werks hat.
Frontstage Magazine: Wie hat sich euer Songwriting-Prozess für „Lass die Hunde warten“ im Vergleich zu vorherigen Alben entwickelt, besonders nach dem Besetzungswechsel?
Nico: Das Songwriting der vorherigen Platte war eher dadurch geprägt, dass wir viele Fragmente hatten, die zusammengefügt wurden und nicht wirklich als Band zusammengeschrieben haben. Zudem entstanden viele Songs rein im Studio. Das haben wir nun komplett anders gemacht. Wir haben die Songs fast ausnahmslos in der Gruppe gechrieben und im Proberaum vorproduziert und aufgenommen. Letztlich waren wir nur für Drums, Vocals und Mix im Studio. Also 180 Grad konträr zum Vorgänger.
Frontstage Magazine: Die Entscheidung für den Albumtitel „Lass die Hunde warten“ entstand aus einer Songzeile. Könnt ihr mehr darüber erzählen, wie diese Wahl zustande kam und welche Bedeutung der Titel für das Album hat?
Nico: Es stand immer im Raum, dass wir eine Platte veröffentlichen wollten, die etwas gegen die aktuellen Entwicklungen in der Welt setzt. Da erzählen ja auch Songs wie „Nicht OK“, „Tag am Meer“, „Halt die Welt an“ von. Letzterer sollte ursprünglich auch der Titeltrack sein. Aber Teile der Band waren mit „Halt die Welt an“ als Albumtitel nicht wirklich happy. An dem Song haben wir bis zuletzt rumgeschrieben und im Rahmen dessen sprang uns irgendwann die Zeile „Lass die Hunde warten“ ins Gesicht und hat uns tatsächlich umgehauen. Wir mussten dann zwar ein paar Anrufe tätigen und Sachen wieder rückgangig machen, da der Prozess bereits angelaufen war, aber es war uns wichtig, mit einem Albumtitel an den Start zu gehen, mit dem wir alle fine sind.
Frontstage Magazine: Euer letztes Album wurde größtenteils in den Niederlanden geschrieben und produziert. Diesmal habt ihr bewusst einige Schritte zurück gemacht. Welche Herausforderungen und Vorteile ergaben sich durch diesen DIY-Ansatz?
Nico: Nachteile in der Produktion erstmal keine. Wir haben uns ein Recording-Setup in den Proberaum gebaut, dass für uns sehr gut funktioniert hat. Ich habe mir in den letzten Jahren Skills im Bereich Recording und Produktion draufgeschafft und daher konnten wir wunderbar autark arbeiten. Natürlich, ein Häuschen am Meer ist schöner als ein Kellerraum in Büderich, aber dem Flow hat es meines Erachtens nach keinem Abbruch getan 🙂
Frontstage Magazine: Das Album behandelt Themen wie sich verändernde Beziehungen, Abschiede und gesellschaftliche Herausforderungen. Wie spiegeln sich diese Themen in den Texten und der Musik von „Lass die Hunde warten“ wider?
Nico: Es liegt in der Natur der Sache, dass man über Themen schreibt, die einen beschäftigen. Da seit einigen Jahren gefühlt die Welt um uns herum in Flammen steht und wir für uns selber merken, dass uns das arg belastet, war es eigentlich klar, dass die Platte so werden würde.
Frontstage Magazine: Nach einer längeren Pause geht ihr 2024 endlich wieder auf Tour. Wie hat sich die Band während dieser Zeit entwickelt, und worauf freut ihr euch am meisten, wieder auf der Bühne zu stehen?
Nico: Ja! Auf der Bühne zu stehen! Ganz klar! Wir haben zwar in den letzten Jahren auf Festivals oder vereinzelt Clubshows gespielt, aber ne eigene Tour ist da schon was anderes. Ob und wie sich die Band entwickelt hat, kann ich nicht sagen, wir haben uns eher mit Nebenprojekten beschäftigt. Ich z.B. mit meinem JNSN. Solo-Projekt, Sebi hat sich einen Camper zugelegt, etc … War dann eher die Aufgabe, die Band zu gegebener Zeit wieder auf die Strecke zu setzen.
Frontstage Magazine: Das Album wird als „authentisch“ beschrieben, da die Songs gemeinsam im Proberaum entwickelt wurden. Inwiefern denkt ihr, dass dieser Ansatz zu einer authentischeren musikalischen Darstellung von Massendefekt beigetragen hat?
Nico: Authentisch deshalb, weil wir sehr demokratisch geschrieben haben. Das hat jedem aus der Band sehr viel Raum gegeben, sich einzubringen – in vielen Songs ist es auch tatsächlich so, dass sich jeder zu fast gleichen Teilen eingebracht hat. Mike kam mit Hookline, Sebi hat die Riffs und Akkorde beigesteuert und ich die Hook im Refrain z.B. Alex hat sich auf’s Trommeln konzentriert. Authentischer geht’s nicht.
Frontstage Magazine: Mit der bevorstehenden Tour habt ihr die Chance, die neuen Songs live zu präsentieren. Welche Erwartungen habt ihr an die Reaktion des Publikums und wie bereitet sich die Band auf die Live-Performance vor?
Nico: Naja, wir freuen uns natürlich, wenn die Leute die Songs mögen und abfeiern. Natürlich kann man nie allen gefallen und das ist auch gut so. Jeder hört und versteht einen Song anders, es gibt konstruktive Kritik, Bewertung, Lob. Alles ist willkommen. Am Ende möchten wir mit den Songs für die Leute Stimmungen und Erinnerungen kreiieren. Im besten Fall natürlich gute 🙂 Aber zum Leben gehört auch dazu, dass es nicht immer glänzt. Auch für diese Zeiten haben wir Songs 🙂
Frontstage Magazine: Inwiefern hat sich Massendefekt seit dem letzten Album weiterentwickelt und wie spiegelt sich diese Entwicklung in der Musik von „Lass die Hunde warten“ im Vergleich zu eurem vorherigen Werk wider?
Nico: Wie schon gesagt. Zurück ins Licht war geprägt dadurch, dass viel im Studio passierte und wir Fragmente zusammengefügt haben. Lass die Hunde warten ist da eher ein „Gemeinschaftsprojekt“ – und das hörst Du definitiv in den Songs.
LASS DIE HUNDE WARTEN – TOUR 2024
Sa, 26.01.24: Essen – Don´t Panic (Exklusive Record-Release Show)
Fr, 16.02.24: Frankfurt / Main, Batschkapp
Sa, 17.02.24: Stuttgart, Im Wizemann – Club
Sa, 24.02.24: Köln, Kantine
Fr, 01.03.24: Nürnberg, Hirsch
Sa, 02.03.24: Dresden, Chemiefabrik
Fr, 15.03.24: Bremen, Kulturzentrum Schlachthof
Sa, 16.03.24: Münster, Sputnikhalle Münster
Fr, 03.05.24: Hamburg, Markthalle – Großer Saal
Sa, 04.05.24: Berlin, SO36
Fr, 10.05.24: Hannover, MusikZentrum
Sa, 11.05.24: Leipzig, Conne Island
Sa, 21.12.24: Düsseldorf – Stahlwerk (Heimspiel)
Fotocredit: Melanie Werner