Die Essener Band Botticelli Baby, die bereits drei Studioalben und einen Live-Mitschnitt in ihrer Diskografie hat, veröffentlicht anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums ihr neues Album „Boah„. Dieses Werk setzt den musikalischen Weg fort, den die Band auf ihrem vorherigen Album „Saft“ eingeschlagen hat – weg von Swing und Jazz, hin zu einer vielseitigeren und beinahe grenzenlosen Stilistik.
„Boah“ kombiniert kraftvolle Bläser mit groovigen Drums, treibenden Gitarren und komplexen Rhythmen. Die Lyrics von Sänger Marlon Bösherz sind bildhaft und poetisch, doch sie führen nicht immer zu einer klaren Aussage. Es scheint, als ob die Band mit verschiedenen Stilen und Ideen experimentiert und versucht, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen.
Die Aufnahmen für „Boah“ fanden in einer abgelegenen Hütte im Schwarzwald statt und wurden von der Band selbst produziert. Dies verleiht dem Album eine gewisse Intimität und Wärme. Die Songs entwickeln jedoch nicht immer die musikalische Tiefe, die man sich wünschen würde. Trotz der Vielseitigkeit in den Arrangements wirkt das Album zuweilen uneinheitlich und zerstreut. Aber könnte es sein, dass gerade diese Zerstreutheit der Band zugutekommt? Diese Frage stelle ich allen Leserinnen und Hörerinnen. Mir persönlich gefällt sie eigentlich recht gut.
Der Titel „Boah“ spiegelt einen Ausruf des Erstaunens wider, der im Ruhrgebiet oft zu hören ist und den die Band auch zu Beginn ihrer Konzerte vom Publikum hört. Es scheint, als würde dieser Ausdruck die Gefühle der Bandmitglieder in Bezug auf ihre zehnjährige gemeinsame Geschichte widerspiegeln. „Boah“ ist eine Hommage an ihre Reise, die Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam durchlebt haben, von persönlichen Freuden bis hin zu tragischen Ereignissen. Das Album reflektiert diese Bandgeschichte, sowohl in lyrischer als auch musikalischer Hinsicht.
„Boah“ präsentiert sich als ein Werk, das ständig zwischen Extremen jongliert. Die Songs handeln von schweren Themen wie Suizid, Abschied und Trauer, wechseln aber auch zu Lebensfreude, Sexualität und ausgelassenen Momenten. Diese Ambivalenz spiegelt sich in der Musik und den Texten wider und wird in vielschichtigen Klanglandschaften und metaphorischen Lyrics verarbeitet.
Marlon Bösherz, der Sänger und Texter, beschreibt seinen kreativen Prozess, der oft von Gedichten in Deutsch ausgeht, die später zu englischsprachigen Lyrics umgeformt werden. Diese Herangehensweise verleiht den Texten eine gewisse Tiefe und Komplexität, die auf „Boah“ präsent ist.
Das Album ist zweifellos ein Album, das die Vielseitigkeit und das Talent von Botticelli Baby unterstreicht. Es ist jedoch auch ein Werk, das die Band in einem Übergangsstadium zeigt, in dem sie verschiedene Stile und Ideen erkundet. Dies führt zu einer gewissen Uneinheitlichkeit und Unsicherheit in der Musik, die sich auf den Hörer übertragen kann.
Boah“ ist ein Gemisch aus kreativen Ideen und Momenten, die nicht immer miteinander harmonieren. Trotzdem zeigt es das Potential von Botticelli Baby und ihre Bereitschaft, musikalische Grenzen auszuloten. Fans der Band werden an diesem Album interessiert sein, sollten jedoch auf eine vielschichtige und herausfordernde Erfahrung vorbereitet sein.
Wir vom Frontstage Magazine präsentieren euch die Tour von Botticelli Baby.
09.11.2023 – Aachen – Musikbunker
10.11.2023 – Bayreuth – Jazznovember
11.11.2023 – Karlsruhe – ARD-Hörspieltage
14.11.2023 – Bochum – Bahnhof Langendreer
24.11.2023 – Köln – Jaki
25.11.2023 – Göttingen – Nörgelbuff
29.11.2023 – Berlin – Gretchen
30.11.2023 – Dresden – Tonne
01.12.2023 – Hamburg – Nochtspeicher
02.12.2023 – Lübeck – Treibsand
03.12.2023 – Brunsbüttel – Elbeforum
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