Mag sein, dass das verflixte siebte Jahr angebrochen ist und 100 Kilo Herz immer noch als Band zusammenstehen, doch von einer „Beziehungskrise“ ist im Jahr 2023 nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Leipziger Musiker präsentieren sich in bester Verfassung. Mit ihrer Klangmischung aus rockigen Gitarren, stets vorwärts treibenden Drums und chor-arrangierten Blasinstrumenten haben sie längst ihre Nische gefunden. An diesem Freitag wird die Band ihr neues Album „Zurück Nach Hause“ veröffentlichen. Was wir von dieser Platte halten, erfahrt ihr nun in unserer Teamreview.
Kevin: „Zurück nach Hause“ von 100 Kilo Herz ist ein eindringliches Album, das die reife Entwicklung der Band zeigt. Die Veröffentlichung am 1. September 2023 vereint politische Botschaften und persönliche Erfahrungen in einem Klangteppich aus rockigen Gitarren, pulsierenden Drums und Blasinstrumenten. Der erste Teil spricht aktuelle Themen leidenschaftlich an. „Station 30“ behandelt Pflegenotstand und häusliche Gewalt, dabei macht die Band nicht nur auf Probleme aufmerksam, sondern drückt Frustration und Empörung durch Musik aus. Besonders bemerkenswert ist „Keine Zeit für Angst„, ein Song mit Nicholas Müller von Jupiter Jones, der Widerstand gegen die rechte Szene ruft. Der zweite Teil taucht tiefer in persönliche Geschichten ein. „2694 Tage“ berührt Verlust und Abschied, während „Alleine leuchten“ zwischenmenschliche Abhängigkeit einfängt. „Spiegel“ thematisiert Selbstaufgabe mit mitreißenden Drums. Gastmusikerinin wie Amy von Kopfecho bereichern die vielfältige Klanglandschaft. Die Band nutzt Instrumente geschickt für Stimmungen, sei es sanfte Melodien oder kraftvolle Crescendos. Ein Album was viele ansprechen wird. (8-8-7)
Jacky: Hundert Kilo Herz bieten mit ihrem dritten Album „Zurück nach Hause“ so einiges an. Die zwölf Tracks bewegen sich in Klangwelten und textlich irgendwo zwischen typischem deutschen Gute-Laune-Punkrock, aber auch verletzlichen und ruhigeren Momenten wie „2694 Tage„. Zwischendurch frage ich mich zwar schon, was an diesem Album besonders ist und nicht die gleichen Elemente wie ZSK, Drei Meter Feldweg und wie sie alle heißen reproduziert. Doch da geben unter anderem Titel wie „Eine Hölle in Pastell„, „Keine Zeit für Angst“ oder „Und das nennt ihr dann Leben“ äußerst lyrisch äußerst punktierte Antworten drauf, die immer wieder von den Blasinstrumenten an den richtigen Stellen musikalisch unterstrichen werden. Diese Songs sind eindeutige und starke Alleinstellungsmerkmale, die die Schönheit des Albums zusammenfassen. Und wenn das alles noch nicht überzeugen sollte, dann gibt es immer noch „Alleine leuchten„, was dann vollends für Begeisterung sorgt. (9-8-7)
Janina: Mit ihrem 1. Album „Weit weg von zu Hause“ waren 100 Kilo Herz persönlich. Das 2. Album „Stadt Land Flucht“ war politisch. Beim 3 . Album „Zurück nach Hause“ gibt’s beides – im erste Teil werden beispielsweise Themen wie Pflegenotstand („Station 30“) behandelt , während der 2. Teil persönliche Themen wie Abschied und Verlust behandelt. 100 Kilo Herz sind inhaltlich und musikalisch angekommen. Der Sound ist ausgereift, hat aber im Laufe der Jahre nicht an der rotzigen Energie verloren. Das Album ist wie ein „nach Hause kommen“. Es ist eindringlich und intensiv. Meine Highlights sind „Lichter aus“, „Keine Zeit für Angst“ (zusammen mit dem wunderbaren Nicholas Müller von Jupiter Jones), „Und das nennt ihr dann Leben“, „Alleine leuchten“ und „Lichter an“. (9-8-8)
Fotocredit: Offizielles Promofoto