Am Freitag und Samstag tummelten sich wieder allerhand Künstler:innen und Besucher:innen im Westfalenpark in Dortmund beim jährlichen Juicy Beats Festival. Als Headliner gab es Kraftklub und SDP.
Bei schwülen Temperaturen und bedecktem Himmel ging es raus aus der Bahn und rein in den Westfalenpark in Dortmund. Hier findet an zwei Tagen im Jahr das Juicy Beats Festival statt. Auf dem riesigen, weitläufigen Gelände gibt es 18 verschiedene Bühnen, benannt nach etlichen Obstsorten. Es gibt viel zu entdecken, allerdings wirkt es im ersten Moment auch sehr unübersichtlich, so brauchte ich die erste Stunde, um mich zu orientieren und zurechtzufinden.
Auffällig viele Familien mit Kindern mischten sich hier unter die vielen jungen Leute, so waren alle Altersgruppen von 0-70 Jahren vertreten. Aufgrund der vielen Kids fand ich es etwas schade, dass keine Rücksicht genommen und in der Menge geraucht wurde. Leider teilte sich auch die Menschenmasse nicht so gut auf und so kam es dazu, dass die meisten Leute entweder an der Mainstage, dem Apfel stehen blieben oder zwischen dem Apfel und der Himbeere, also der zweiten Mainstage hin und her pendelten. An den übrigen Bühnen traf man dadurch immer nur zwischen 10 und 30 andere Interessierte an. Außerdem fiel negativ auf, dass viele Menschen nur da waren, um Freunde zu treffen und nicht für die Künstler:innen, da viele lauter quatschen als die Musik spielen konnte, allerdings war der Sound an den meisten Bühnen auch eher leise.
Freitag:
Durch den frühen Start am Freitag, habe ich leider KAFVKA verpasst, dafür war ich dann pünktlich zu Team Scheisse an der Himbeer Stage, welche mit ihrem Deutsch Punk trotz früher Uhrzeit schon eine große Menge vor die Bühne locken konnten. Die Stunde Spielzeit wussten sie gut zu nutzen und haben direkt ihre größten zwei Hits “Karstadtdetektiv” und “Schmetterling” zwei mal gespielt.
Danach ging es weiter auf die Orange Stage, welche ein bisschen abgelegen lag zu Eli Preiss. Die Wienerin war extra mit DJ hergeflogen, um ihren deutschsprachigen Hip-Hop zum Besten zu geben. Leider kam an ruhigeren Stellen der Sound der anliegenden Elektro Bühne zu stark rüber.
Also wieder zurück zu der Apfel Stage, diese platzte mittlerweile aus allen Nähten. Als ich ankam standen 01099 schon auf der Bühne und wurden von der textsicheren Menge mit Jubel und Moshpits gefeiert.
Hip-Hop-lastig ging es auch weiter mit Nina Chuba, welche zuerst ein paar Hits spielte: “Mangos mit Chili” und “Ich hass’ dich”, dann kam ein Block mit ruhigen Songs, nur um dann nochmal Vollgas zu geben. Zwischen den Songs gab es viele Interludes und zum Schluss, wie schon auf der Tour die beiden neuen Songs “Waldbrand” und “Schwarzer Sand”.
Nun spielte mit Kraftklub der Headliner, zu Recht, denn es war so voll wie zu keinem anderen Act vorher. Auch hat man schon den ganzen Tag über Menschen in Kraftklub Band Merch auf dem Gelände gesehen. Zum ersten Song “In meinem Kopf” öffnete sich der Vorhang und es ging direkt mit Konfetti los und so turbulent ging es auch weiter. Beim zweiten Song “4×4” gab es direkt die Ansage “Wir lieben Moshpits, aber bitte so, dass jede:r sich wohlfühlen kann”. Alle Gadgets, der eigenen Tour waren auch dabei: Das Glücksrad, dieses Mal gab es “Deine Nummer”, danach ging der Vorhang zu und die Mitglieder von Kraftklub standen jetzt mitten in der Menge mit ihren Instrumenten und spielten “Kein Liebeslied” danach blieben Felix und Till noch und sangen “500K” inklusive dem Crowdsurfen zurück zur Bühne. Danach ging der Vorhang wieder auf, die Töne zu “Angst” begannen und Karl stand auf einem Podest, welches von der Bühnendecke hing.
Im Anschluss hätte man noch bis 3 Uhr in der Silent Disco weiterfeiern könnten, allerdings wurde das Gelände aufgrund von Unwettern evakuiert.
Samstag:
Also am Samstag wieder aus der Bahn raus und auf das Gelände rauf, heute ging das schon deutlich einfacher und ich konnte mich gut zurechtfinden. Schnell an die Mainstage zu Ski Aggu, welcher seinen Slot auf der zweiten Bühne extra spontan mit Lugatti und 9ine getauscht hatte, da die Veranstalter doch großen Andrang vermuteten aufgrund seines anhaltenden Erfolgs. Und zurecht, denn es waren schon so viele Menschen da, wie am Vortag erst zu 01099. In Unterhemd und MME Hose und natürlich seiner namensgebenden Skibrille gab er dann mit DJ eine Stunde lang seine Hits von “Party Sahne” bis “Friesenjung” zum Besten. Mir hat die Show schon viel besser gefallen, als noch im April auf dem c/o Pop: es gab weniger Playback, weniger Unterbrechungen und die Songs wurden nicht nur angespielt, sondern auch durchgezogen.
Im Anschluss ging es auf die Himbeer Bühne zu Mal Eleve. Ein Projekt von einem Mitglied der ehemaligen Hip-Hop Gruppe Irie Revoltes. Hier gab es links politischen Rap auf Deutsch und mal auf anderen Sprachen: Französisch, Englisch, Kreolisch mit Musik einer Live-Band unterlegt. Passend zum Song zu Sea Watch wurden Schwimmwesten angezogen und eine Fahne hochgehalten, zum Song zur Revolution im Iran gab es eine iranische Gästin aus Dortmund: Trickster, welche den iranischen Part übernahm. Der Höhepunkt für viele im Publikum war aber wohl die alten Irie Revoltes Songs endlich mal wieder live zu hören.
Auf der Mainstage gab es dann ein Kontrastprogramm: Meute spielten hier ihre Big Band Instrumentals zu elektronischen Beats. Zwischen Jams und bekannten Covern war hier alles dabei, das Publikum konnte dabei jedenfalls nicht stillstehen.
Beim Vorbeilaufen habe ich dann Lugatti und 9ine gesehen, die Stimmung im Publikum war auch hier sehr gut, der klassische Deutschrap kam gut an, ich wollte allerdings zu Tuffy an die Orange Stage. Leider gab es jetzt einen Schauer Regen und entweder deswegen oder wegen technischer Probleme fing das Set von Tuffy leider auch nach 20 Minuten noch nicht an, also wieder rüber an die Apfel Stage.
Hier sollte gleich Badmomzjay loslegen. Rechtzeitig zu Beginn des Sets kamen wieder einige Sonnenstrahlen durch und der Regen hörte auf. Jordy kam zunächst im Regenbogen Kleid, komplett allein auf die Bühne. Sie hatte eine LED Wand mit coolen Visuals dabei. Beim dritten Song ging sie dann auf ein Podest auf der LED Wand und hatte nun auch Tänzer:innen und Rapper Takt32 dabei. Das Publikum schrie die Texte so laut, dass Badmomzjay offensichtlich gerührt war von den Reaktionen.
Leider fielen Blumengarten danach dem Timetable Clash zum Opfer und für mich ging es dann weiter zu Blond. Die Band um Nina, Lotta und Johann war gut gelaunt und es gab das übliche Tanzen zum Aufwärmen. Auch die zwei berühmten Outfitwechsel waren wieder dabei. Sie spielten überwiegend Hits von dem neuesten Album “Perlen”, welches im April released wurde. Gegen Ende des Sets wurde dann noch “Spinaci” als alter Banger ausgepackt. Das Publikum war so gut drauf, dass es sogar Crowdsurferinnen gab.
Als letzte Band gab es dann noch Provinz für mich mit einem eher ruhigen und emotionalen Set. Meine Energie reichte leider nicht mehr und ich setzte mich etwas entfernt von der Bühne in einen Sessel und lauschte der Musik. Dank einer weiteren Unwetterwarnung und dem schon einsetzenden Regen trat ich dann im Anschluss vorzeitig meine Heimreise an.
Fotocredits: Jana Treptow