Moritz Hammrich – den kennen wir alle eigentlich als energiegeladenen Gitarristen der Münchner Alternative-Rock-Band Blackout Problems. Mittlerweile hat er sich aber auch mit seinem, vom Opa vererbten, Zweitnamen als EMMERICH ein eigenes Standbein in der deutschen Musikszene aufgebaut. Vorletztes Jahr erschien bereits seine erste EP „UFO EMO“ – eine Scheibe mit Dauerschleifenpotenzial. Nun folgt der nächste Streich: sein erstes eigenes Album mit dem Titel „Life Sucks“.
Zu Anfang ein kurzes Geständnis meinerseits: ich liebe es Reviews zu schreiben aber teilweise macht es mir auch ein wenig Angst, da ich immer denke, dass meine Worte der Musik einfach nicht gerecht werden können. So auch bei „Life Sucks“ von EMMERICH, da habe ich mich dieses Mal sogar besonders schwer getan.
Deswegen beginne ich nun einfach mal mit der Meinung meiner Bandkollegen, denen ich bei unserer letzten Probe ein paar Songs vom Album vorgespielt habe. Wichtiger Fact dazu: alle drei sind absolut keine Fans von Punk (egal in welcher Form & Farbe). Das ist übrigens auch bei jedem Treffen von uns ein großer Diskussionspunkt aber egal…andere Geschichte.
Jedenfalls mussten sie die Ohren spitzen und siehe da: es wurde weder gemurrt noch geknurrt und am Ende sogar gesagt: „Ja, das kann man sich durchaus geben!“ – was zuerst nach mittelmäßigem Feedback klingt, ist aus dem Munde dieser drei Punkmuffel aber Lob in den höchsten Tönen.
Dem schließe ich mich, als Nicht-Punkmuffel, absolut an. Sicher sogar noch etwas euphorischer.
Erst einmal Hut ab dafür, dass wenn man so lange Teil einer Band ist, dann auch solo Musik macht und sofort seinen eigenen Stil findet. Das ist Moritz alias EMMERICH , meiner Meinung nach, schon auf der „UFO EMO“ EP gelungen und diesen, ganz eigenen Stil hat er jetzt mit „Life Sucks“ noch weiter verfeinert. Klar, merkt sicher der aufmerksame Hörer, die aufmerksame Hörerin, dass Bands wie Blink 182 ihn musikalisch geprägt haben und inspirieren aber das ist wohl absolut keine Schande!
Um ehrlich zu sein, hätte ich vorab mit „Life Sucks“ keine so persönliche und gefühlstechnisch tiefgehende Platte erwartet. Die ersten vier Songs, gestartet mit „Plastic Punk“ , hauen ja auch erstmal gut auf die 12 und bringen geballte Power mit sich. Sowohl textlich als auch musikalisch und gesanglich.
Zur Mitte des Albums dann eine kleine Überraschung: es geht etwas ruhiger zur Sache. Mit „Fever Dream“ lernen wir EMMERICH nochmal von einer ganz anderen Seite kennen. Schon das Introriff ist eingängig, bleibt direkt im Gehörgang und danach auch im Kopf hängen. Man fiebert, im wahrsten Sinne des Wortes, bei diesem Track mit und der lässt einen danach auch nicht ganz so einfach wieder los. Melancholisch, aber kombiniert mit einer großen Portion Leichtigkeit, so lässt sich diese Pop Punk-Ballade wohl am besten beschreiben. Dieser Song ist bei mir am häufigsten auf Repeat gelaufen.
An den Folgetitel „Sun, Moon, Stars“ musste ich mich, bei mehrerem Hören, erst einmal etwas gewöhnen. Vielleicht waren die leicht poppig-elektronischen Einflüsse hier zu Beginn einfach etwas fremd für mich. Jedenfalls nach anfänglicher Zeit auf „Kriegsfuß“ sind dieser Song und ich doch noch gute Freunde geworden – ein Glück!
Durchweg merkt man, dass EMMERICH uns mit „Life Sucks“ auf eine kleine Reise durch seine persönliche Gefühlswelt nimmt. Kommt ganz deutlich im Titel „Left of us“ rüber, der musikalisch wieder härtere Töne trifft, aber vor allem Song Nummer acht geht mitten ins Herz.
„Mama Papa“ – ist das einzige Lied auf dem Album, welches EMMERICH in Englisch und Deutsch gemixt singt. Gerade in den deutschen Zeilen, hört man wie viel Traurigkeit in dem Song steckt. Unmöglich, dass man sich beim Zuhören nicht auch dabei erwischt, die ein oder andere Träne wegzuwischen. Hier wird die Musik eher zur Nebensache und man ist, egal wie oft man den Track hört, sehr auf die Lyrics fixiert. Hier dürfte jedenfalls an niemandem vorbeigehen, wie sehr EMMERICH uns mit seiner Musik sein Herz ausschüttet.
Auch „Dammit“ gewährt uns einen kleinen Blick in die familiäre Situation vom Künstler. Der Song handelt von der Beziehung zu seinem Bruder und regt auf jeden Fall ebenfalls zum Nachdenken an.
Zum Ende des Albums schließt sich mit dem Titeltrack „Life Sucks“ der Kreis wieder. Es wird energetisch und kraftvoll zum Ausklang gebracht. Eben so wie es begonnen hat. Trotz dessen ist Gänsehaut absolut nicht ausgeschlossen! Mich hat’s erwischt, als EMMERICH im letzten Song beim großen Finale Zeilen aus den anderen, vorherigen Songs des Albums zitiert. Richtig feine Sache!
Life sucks? Not at all! Das bringt auch das gleichnamige Album von EMMERICH auf den Punkt. Sicher trifft es in dem einen oder anderen Moment, den wir auf der Erde verbringen dürfen zu. Aber: diese Scheibe bei uns im Regal, in der Medienbibliothek, auf dem Plattenspieler oder wo auch immer zu haben, macht das Leben auf jeden Fall noch ein klein wenig schöner!
Fotocredit: Paul Ambrusch