Endlich neue Musik von You Me At Six! Okay, „endlich“ ist hier irgendwie relativ. Schließlich kam das Vorgängeralbum „Suckapunch“ erst 2021 raus und ist damit noch nicht so super lange her. Aber ein „endlich“ hat „Truth Decay“ trotzdem mehr als verdient geht. Denn endlich haben es You Me At Six geschafft, Barrieren zu durchbrechen, um ihre Fans wieder so wie früher zu begeistern.
Wie beschreibt man das achte Studioalbum von You Me At Six am Besten? Naja, vielleicht so: Emo meets Pop-Punk meets good, old 2000er meets „Willkommen im Hier und Jetzt“! Die Reise von Song eins bis Song dreizehn ähnelt wirklich einer Zeitreise zwischen den guten, alten Emo-2000ern und den moderneren, viel facettenreicheren Rock-Gewändern des Jahres 2023. Der erste Song „Deep Cut“ macht allerdings erstmal einen kleinen, großen Sprung zurück zu den Anfängen der Band und wird insbesondere alle Emo-Herzen höher schlagen lassen. Ein sehr gelungener Auftakt, der dich sofort mitreißt und sich wie der Titel schon sagt, tief in deinen Gehörgang einschneiden wird – okay, das klingt jetzt schmerzhafter als es ist. Im Gegenteil – „Deep Cuts“ macht Spaß und schreit: Yeah, You Me At Six sind zurück! Gib mir mehr!
Mehr gibt’s natürlich. Track zwei „Mixed Emotions (I Didn’t Know How To Tell You What I Was Going Through)“ startet mit romantischem Wellen-Geplätscher und entwickelt sich dann zu einer etwas poppigeren Nummer. Achtung, wer kein Bock auf einen Ohrwurm hat, sollte diesen Song skippen! Würde ich aber nicht empfehlen, denn der Track ist nicht nur rein musikalisch, sondern auch inhaltlich stark. „I didn’t know how to tell you – What it was I had been going through – Oh, it’s better left unsaid – It’s been weighing me down since then“ – die Band rund um Sänger Josh Franceschi packt mit „Truth Decay“ und insbesondere „Mixed Emotions (I Didn’t Know How To Tell You What I Was Going Through)“ nicht nur eine detaillierte Beschreibung ihrer Gefühle auf den Tisch, sondern spricht auch sehr offen über das Thema toxische Männlichkeit und zwischenmenschliche Beziehungen. Darüber haben You Me At Six sogar einen kleinen Film gedreht und auf YouTube veröffentlicht.
Auf „Truth Decay“ wirken You Me At Six auf der einen Seite viel aufgeräumter und klarer, sparen auf der anderen Seite aber keineswegs an Druck und Energie. „God Bless The 90s Kids“ und „Traumatic Iconic“ sind gute Beispiele dafür. Wer eher auf verträumte Kuschel-Hymnen steht, ist mit „:mydopamine:“ oder „A Love Letter To Those Who Feel Lost“ gut versorgt. Letzterer ist besonders hervorzuheben, da hier auch Cody Frost zu hören. In ihrem Heimatland Großbritannien ist sie längst kein Geheimtipp mehr und auch hierzulande, erlangt sie immer mehr Bekanntheit. Definitiv kein Unbekannter mehr ist der Gast bei Song Nummer fünf: Rou Reynolds, Frontmann von Enter Shikari, verleiht „No Future? Yeah Right“ den Extra-Bumms, quasi die Kirsche auf der Sahnehaube. Mein Fazit: Wem der Mix aus Emo, Punk-Pop, Abgehen und Abtauchen schmeckt, der sollte „Truth Decay“ definitiv auf sein Menü für ein gutes, musikalisches Dinner in 2023 und darüberhinaus setzen.
Tracklist:
1. DEEP CUTS
2. Mixed Emotions (I Didn’t Know How to Tell You What I was Going Through)
3. God Bless The 90s Kids
4. After Love In The After Hours
5. No Future? Yeah Right (feat. Rou Reynolds)
6. heartLESS
7. Who Needs Revenge When I’ve Got Ellen Rae
8. Breakdown
9. Traumatic Iconic
10. :mydopamine:
11. A Smile To Make You Weak(er) At The Knees
12. Ultraviolence
13. A Love Letter to Those Who Feel Lost (feat. Cody Frost)
Fotocredit: Freddie Stisted