Was ist wie Weihnachten und Geburtstag zusammen? Richtig, wenn die Donots uns ein neues Album um die Ohren knüppeln! Heut ist ein guter Tag und das schon seit geschlagenen drei Tagen, denn seitdem dreht „Heut ist ein guter Tag“, die neue Platte der Donots, in meinem CD-Player eine Runde nach der anderen. Damit steht nun das 12. Studioalbum in den Startlöchern, um am 03. Februar den Weg an die frische Luft und in unsere Gehörgänge zu finden. Aufgenommen und produziert übers bandeigene Label „Solitary Man Records“ während der Pandemie – doch von Frust keine Spur. Es sind eher eine gute Portion Optimismus und eine ordentliche Prise Aufbruchstimmung, die uns da musikalisch kredenzt werden. Selbst wenn der mögliche Weltuntergang auf der Platte einen gewissen Raum einnimmt, mit diesem Werk schwingt er uns zumindest mit jeder Menge Leichtigkeit entgegen.
Wenn es eine Band gibt, die mich musikalisch durch die meisten Berg- und Talfahrten meines Lebens begleitet hat, dann sind das definitiv die Donots. Ich erinnere mich noch haargenau an das erste Konzert, dass ich von ihnen erleben durfte. Ich war nicht wegen den Donots da. Die kannte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht.
Kleiner Zeitsprung: 30. Mai 2010, Hannover, Tui Arena. Mit gerade mal süßen 13 Jahren durfte ich, natürlich in Begleitung von meinem Papa, meine damals absolute Lieblingsband Green Day endlich live sehen. Gott, ich hab mir vor Aufregung fast die Hosen voll gemacht. Jedenfalls war nicht nur mein Papa mit von der Partie (wir hatten Plätze im Oberrang), nein auch ein Mädchen aus meiner damaligen Klasse war wegen Green Day beim Konzert, die hatte ihren Onkel mit im Schlepptau und stand unten im Innenraum. So gesehen waren wir nicht direkt zusammen beim Konzert, aber so viel schon mal vorweg: nach diesem Tag gab es kaum ein Konzert (und es gab wirklich unzählige) auf dem wir nicht zusammen waren. Außerdem ist sie seit jenem Abend und bis heute meine beste Freundin. Eine wichtige Rolle hat da natürlich Green Day gespielt aber vor allem auch die Donots, die am besagten Abend des 30. Mais nämlich Vorband waren. Somit war nicht nur eine wunderbare Freundschaft geboren, nein wir hatten auch eine neue Lieblingsband, die uns seitdem durch sämtliche Höhen und Tiefen geleitet hat.
Tränen aus Liebeskummer, Freudentränen und vor allem jede Menge Schweißtropfen sind zur Musik von den Donots geflossen – und davon möchte ich keinen einzelnen Moment, keine einzige Träne, keinen einzigen Tropfen missen! Aber nun genug in Erinnerung geschwelgt! Kommen wir zum Wesentlichen, zum Hier und Jetzt zu „Heut ist ein guter Tag“.
Song Nummer eins: „Auf sie mit Gebrüll“ lässt vor unserem inneren Auge schon eine ganz bestimmte Szenerie deutlich werden. Konzert. Warten auf die Donots. Vorhang fällt und genau dieser Song erklingt – muss ich noch mehr sagen? Eigentlich nicht aber mit dem Brett haben Alex, Eike, Purgen und die Gebrüder Knollmann mal wieder etwas geschaffen, dass uns jetzt schon hibbelig stimmt und das Warten auf die kommenden Konzerte noch etwas schwieriger macht. Aber wie wir alle wissen, das Warten wird sich lohnen!
Auch wenn es nicht ganz der Reihenfolge auf dem Album entspricht, widmen wir uns jetzt mal den zwei Songs, die uns seit dem 21. Oktober letzten Jahres schon einen kleinen Vorgeschmack auf die neue Scheibe geben. „Augen sehen“ und „Hey Ralph“. Ersterer ist ein, trotz kraftstrotzendem und energiegeladenem Instrumentalpart, eher ungewohnt ernster, ja gar romantisch-melancholisch angehauchter Song für einen Guido Knollmann. Aber, es steht ihm! Ein Track, der unter die Haut geht und der trotzdem genau die richtige Prise Punk mitbringt, die wir brauchen. Einziges Manko: der Titel zischt einen Tacken zu schnell an uns vorbei. Da denken wir uns: Halt Stop! Die Repeattaste muss umgehend gedrückt werden!
„Hey Ralph“ – typischer Donots-Sound mit viel Chor im Chorus. Hat für mich in gewisser Art & Weise „Stop the clocks“ -Vibes und großes Hymnenpotential. Außerdem muss ich zugeben, obwohl mein Name definítiv nicht Ralph lautet, fühle ich mich trotzdem angesprochen. Ich würde mich sogar mal so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten: jeder, der das Album hört, kann sich in gewisser Weise mit diesem, dort besungenen, Ralph identifizieren. Denn wer von uns hatte denn noch nie ein schlechtes Jahr oder einen unschönen Lebensabschnitt? Da ist es doch umso schöner, dass wir die Donots haben, die uns in solchen Phasen sagen, dass alles gut wird!
Weiter gehts in der richtigen Reihenfolge mit Titel Nummer vier. „9 Leben“ ist wohl schlichtweg der Song auf den alle Katzenliebhaber unter den Donotsfans (einschließlich ich) gewartet haben. Dass die fünf Jungs ein Herz für Hunde haben, war uns spätestens seit dem Video zu „Stop the clocks“ und „Wake the Dogs“ klar. Nun hat sich zumindest, wenn auch nur metaphorisch, auch noch dieses andere vierbeinige Tier mit leisen Pfoten aufs Album geschlichen – sehr schön! Gilt übrigens auch fürs Musikalische – hier wurde gekonnt mit einigen Synthie-Effects gespielt und die gesangliche Unterstützung von Jörkk Mechenbier fetzt auch!
Das „Heut ist ein guter Tag“ vor Optimismus nur so strotzt wird auch mit „Längst noch nicht vorbei“ wieder bestens demonstriert. „Ein Glas halbvoll und eins halbleer, zusammen brauchen wir nicht mehr“ – mit dieser Songzeile wird einfach eine Leichtigkeit direkt von der Platte auf den Zuhörer übertragen und schwupps, sehen wir uns selbst doch mit genau diesen zwei genannten Gläsern in der Hand, irgendwo in der Menge.
Apropos Getränke. Wenn Titel Nummer sechs nicht zum exzessiven Kaffee trinken animiert, dann zumindest zum Randalieren, Klamotten vom Leib reißen oder direkt zu allem in Kombination. Aber wir wollen ja anständig bleiben, deswegen belassen wir es doch einfach dabei: „1.21 Gigawatt“ ist, meiner Meinung nach, der Song mit der größten Moshpit-Garantie auf dem ganzen Album.
Wo wir vorhin schon kurz das Haustier-Thema angerissen haben. Was wären die Donots bloß ohne Hunde? Deswegen sind auch diese Schnüffelnasen zumindest mit „Hunde los“ titeltechnisch auf der Platte vertreten. Der groovt was das Zeug hält und eignet sich bestens zum Mitgrölen. Je öfter man ihn hört, desto geiler wird er. Sauschön!
„Ein kleines bisschen Horror-Show“ bringt uns „Kometen“. Nicht nur mit diesem geschickt eingebautem Zitat von den Toten Hosen, nein ganz besonders, wenn wir hier mal einen kleinen Lauschangriff auf den Text starten. Trotz Botschaft, dass unsere Existenz auf dieser Erde irgendwann ein Ende findet und wir daran wohl nicht wenig unschuldig sind, ist der Horror aber eigentlich ziemlich gering. Denn musikalisch wird diesem schweren Thema, von der Band aus Ibbenbüren, große Leichtigkeit eingehaucht. Gefällt mir super, da Lyrics und Sound hier im Kontrast zueinander stehen, uns zwar schon nachdenken aber keineswegs in ein tiefes Loch fallen lassen.
Falls aber doch jemand ein wenig in düstere Gefilde abgetaucht ist, kein Problem! Denn den holt der mitreißende Beat von „Traurige Roboter“ , dem Folgetrack, da ganz fix wieder raus. Zwar heißt es dort „Und mir wird langsam kalt“ aber von Kälte beim Hören – keine Spur! Der Song fordert uns quasi regelrecht zum Tanzen auf und wär schön blöd, wenn wir die nicht annehmen!
„Apokalypse Stehplatz Innenraum“ – ein weiterer Favorit von mir. Trotz schlicht gehaltenem musikalischen Part, ein starkes Stück! Choralgesänge at its best – und das nicht nur, weil wir da unter anderem, ganz galant gesagt, zum Saufen aufgefordert werden. Nein, der Song packt uns mit Haut und Haar und lässt uns so schnell auch nicht mehr los!
„Es tut nur weh, wenn ich lache“ – der Titel, der auf dem Album Platz 11 belegt, schreit einfach Punk und zwar aus allen Nähten! Den wollen wir live und zwar am allerliebsten mit Gastsängerin Sarah De Castro. Das ist ein Befehl!
Ein kleinen Stilbruch hält „Heut ist ein guter Tag“ auch für uns parat, mit: „Radikale Passivisten“ . Vom Text her nicht unbedingt. Denn da werden, sarkastisch angehaucht, die gesellschaftliche Lethargie und die Ausreden, die jeder von uns öfter mal in verschiedenen Lebenssituationen anwendet, besungen. Die Überraschung steckt eher in den Synthiesounds, die dem Lied das gewisse Etwas verleihen. Ich bin ganz ehrlich, ich müsste die Synthies nicht als festes Equipment für die Donots haben ,aber hin und wieder dürfen sie die gerne auspacken!
Für alle die es lieber klassisch mögen: „Solange wir uns haben“ – eine wunderschöne melodisch-rockige Nummer im typischen old-school Stil der Donots. Da sind 2 Minuten und 30 Sekunden Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Schön, einfach schön!
Aber wie es bei den meisten Dingen im Leben so ist: alles Schöne muss irgendwann ein Ende finden. Genau das passiert bei „Heut ist ein guter Tag“ mit „Endlich irgendwo“. Dieser Titel ist textlich einfach ganz großes Kino! Musikalisch auch, gar keine Frage aber da ich jemand bin, der vor allem beim ersten Hören sehr auf den Text achtet, haben mich die Lyrics hier einfach komplett überzeugt und ich muss sagen gefühlstechnisch auch ein wenig überrannt. Denn auch wenn hier Positivität und Mut machen im Vordergrund stehen, weckt der Song trotzdem eine gewisse Sehnsucht. Das könnte allerdings auch auf die Kombination aus dem Meeresrauschen als Intro, der besänftigenden Gitarrenklänge und den, von uns so heißgeliebten Chorpassagen liegen. Ein wunderbares Album geht mit einem Song zu Ende, der ein mehr als zufriedenes Lächeln auf unseren Gesichtern zurücklässt. Könnte der Weltuntergang je schöner sein? ich glaube nicht!
Tracklist:
- Heut ist ein guter Tag
- Auf sie mit Gebrüll
- Augen sehen
- 9 Leben feat. Jörkk Mechenbier
- Längst nicht vorbei
- 1.21 Gigawatt
- Hunde los
- Kometen
- Traurige Roboter
- Apokalypse Stehplatz Innenraum
- Es tut nur weh, wenn ich lache feat. Sarah De Castro
- Radikale Passivisten
- Solange wir uns haben
- Hey Ralph
- Endlich irgendwo
Tourdates:
20.04 Karlsruhe
21.04 München
22.04 Wiesbaden (mittags)
22.04 Wiesbaden (abends)
27.04 Köln
28.04 Hamburg
29.04 Berlins
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Fotocredit: Danny Koetter