„Ich muss durch den Monsun, hinter die Welt, ans Ende der Zeit, bis kein Regen mehr fällt“ – absolut niemand, der rund um 2005 im Teenageralter war oder Kids im gleichen Alter hatte, ist an diesen Textzeilen vorbeigekommen. Tokio Hotel gelang mit „Durch den Monsun“ und dem dazugehörigen Album „Schrei“ 2005 der ganz, ganz, gaaaaaanz große Durchbruch. Die Platte erhielt dreimal Gold in Deutschland und verkaufte sich allein in den ersten zwei Jahren über 1,5 Millionen Mal. Um die Anfänge ihrer Karriere zu feiern und diese Revue passieren zu lassen, erscheint jetzt ihr neues Album „2001“.
Bill, Tom, Gustav und Georg waren 2001, im Jahr ihrer Gründung als alles losging, gerade mal zwischen 12 und 14 Jahren alt. Ein paar Jahre später wurden sie quasi über Nacht zu Teenie-Idolen einer ganzen Generation in Deutschland, schafften es aber auch über die Grenzen hinaus, zum Beispiel in Frankreich und Nordamerika, eine solide und kreischbereite Fanbase aufzubauen. Rund 20 Jahre später liefern Tokio Hotel mit „2001“ eine Hommage an ihre ersten Schritte im Musikbiz. Wurde ja auch Zeit! Oder besser gesagt: Was lange währt, wird gut! Über 5 Jahre mussten Fans schließlich auf eine neue Platte warten. Dafür können wir uns jetzt umso mehr auf Album Nummer 6 freuen – vollgepackt mit neuem Material, aber auch mit großen Hits, wie einer Neuauflage von „Durch den Monsun“. Und da das Quartett in den letzten 5 Jahren zwar kein neues Album, aber einige Singles rausgebracht hat, finden diese nun auch ihren Platz auf „2001“. Darunter z.B. der im Mai erschienene Song „When We Were Younger“, in dem es um die Freundschaft der vier Bandmitglieder geht.
Es ist wirklich krass, wenn man sich überlegt, dass Tokio Hotel mit gerade mal Anfang 30 schon auf eine fast 20-jährige Bandkarriere zurückblicken. Der Song ist eine Art Liebesbrief an sie selbst und ihre jahrelange Freundschaft, die trotz aller Hürden und der räumlichen Distanz zwischen den USA und Deutschland, schon so lange besteht. „When We Were Younger“ ist auf der einen Seite total happy und hoffnungsvoll, wirkt auf der anderen Seite aber auch melancholisch und nachdenklich. Wie jede gute Freundschaft eben nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ mit sich bringt, sondern auch ihre zerbrechlichen und sentimentalen Seiten hat. Dadurch wirkt der Song gleichzeitig super tanzbar, aber auch total eindringlich.
„Super tanzbar und super eindringlich“ könnte voll gut die Überschrift für die gesamte Platte sein. Alle, die Mitte der 2000er die Bravo abonniert und ihre Kinderzimmer mit den lebensgroßen Postern von Tokio Hotel tapeziert haben, werden „2001“ sowieso lieben. Aber wo es noch vor ein paar Jahren gefühlt nur diese beiden Lager gab – die Leute, die Tokio Hotel lieben und die Leute, die Tokio Hotel hassen – hat es die Band in den letzten Jahren geschafft, ihre Fanbase kontinuierlich zu erweitern und auch frühere Hater von sich zu überzeugen. Nicht zuletzt durch den sehr erfolgreichen Podcast „Kaulitz Hills“ und den gemeinsamen Song mit Kraftklub „Fahr mit mir (4×4)“, der auf sämtlichen Radiosendern rauf und runter läuft. Selbst die Pandemie konnte die vier Musiker nicht aufhalten. Zwar mussten sie damals ihre Tour Corona bedingt abbrechen, haben die Zeit dafür aber für super viele andere, coole Projekte und eben das Songwriting für das neue Album genutzt.
Tokio Hotel sind keine Teenies mehr, sind auf „2001“ erwachsener und gesettelter, aber keinesfalls langweiliger oder unaufgeregter. Die Band polarisiert mit ihrem Sound und ihrem Look wie immer oder sogar wie nie zuvor. Apropos Look: das Artwork und insbesondere der Look von Sänger Bill (inklusive Dauerwelle) sind diesmal im 80er-Jahre-Nostalgie-Glam gehalten. 2001 ist man so zwar nicht rumgerannt, aber inhaltlich passt das trotzdem irgendwie total gut, denn auch die Songs versprühen oft einen funky 80er-Jahre Retro-Vibe mit Effekten, Synthie und lässigen Oldschool-Beats. Wer sich live ein Bild bzw. ein Ohr davon machen will, sollte das unbedingt tun. Tokio Hotel gehen 2023 auf Tour und kommen unter anderem auch nach Frankfurt, Köln, Stuttgart, Leipzig, Hamburg und Berlin.
Tracklist:
- Durch den Monsun 2.0
- HIM
- White Lies x VIZE
- Ain’t Happy
- Just A Moment
- Hungover You
- Smells Like Summer
- Happy People feat. Dadi Freyr
- Here Comes The Night
- Dreamer
- Runaway
- When We Were Younger
- Bad Love
- Another Lover
- Berlin feat. VVaves
- Back To The Ocean
Fotocredit: Lado Alexi (Sony Music)