Mausio zeigt sich „unCENSORED“: Anfang Oktober veröffentlichte der DJ/Producer aus Bonn sein zweites Album. Fünf Jahre nach seinem Debüt „Censored“ legt der 26-Jährige einen wahren Quantensprung hin und hat seine Produktionsfähigkeiten auf ein völlig neues Level gehoben. Passend dazu haben wir mit dem deutschen Ausnahmetalent über sein neues Werk gesprochen. Das ganze Interview findet ihr nun hier.
Frontstage Magazine: Hallo Mausio, wir hoffen Dir geht es gut? Wie hast du die Veröffentlichung deines Albums „unCENSORED“ erlebt?
Mausio: Hey, freut mich, dass ich hier sein kann. So ein Album rauszubringen ist echt eine ganz andere Nummer. Ich war die ganze Woche vor der Veröffentlichung extrem aufgeregt und wir haben ständig im Team alle gesagt „Krass, am Freitag kommt das Album raus!“ Wenn man 2 Jahre an einem Projekt so intensiv arbeitet und dann auf einmal der Releasetag endlich bevorsteht, fühlt sich das so unwirklich an. Alles, was man die ganze Zeit geplant hat, setzt sich zusammen und man kann die ganze Arbeit endlich präsentieren. Ein ganz besonderes Gefühl.
Frontstage Magazine: Dein neues Werk “ unCENSORED “ hebt sich erheblich von Deinem früheren Sound ab, wenn wir ein Titel wie zum Beispiel „Krustenficker“ oder „Festivalguide“ zurückdenken. Sie wirkt stilsicherer. Wie würdest Du den Prozess der letzten Jahre hin zum jetzigen Sound, der auf dem zweiten Album zu finden ist, selbst beschreiben?
Mausio: Musik und die Musikproduktion ist etwas sehr Persönliches für mich. Für mich wäre es unmöglich mich persönlich weiterzuentwickeln, ohne dass dies Einfluss auf meinen musikalischen Output hat. Meine Arbeit im Studio ist immer dynamisch, passt sich meiner Stimmung und der aktuellen Situation an. Die Pandemie hat dann dazu geführt, dass ich mich komplett von dem Druck, den ich immer gespürt habe, lösen konnte und einfach nur das produziert habe, was ich in dem Moment gefühlt habe. Ich konnte mich komplett ausprobieren und hatte ja auch keine Möglichkeit irgendwie Feedback zu bekommen. Das war sehr befreiend und hat dazu geführt, dass sich Songs gemacht habe, die ich so sonst nie produziert hätte, was wiederum dazu geführt hat, dass ich mich extrem weiterentwickeln konnte. Ein Album ist ein Lebenswerk für mich und bildet somit das Schaffen einer ganzen Lebensperiode ab. Wenn dort keine Weiterentwicklung zu hören wäre, fände ich das einfach nur traurig.
Frontstage Magazine: Für Deine letzte Single „Try & Trapped“ hast Du dir die Berliner Sängerin/Songwriterin Bibiane Z ins Boot geholt. Ihr habt auch schon in der Vergangenheit an verschiedenen Songs zusammengearbeitet, was macht eure Zusammenarbeit aus?
Mausio: Bibiane ist meine Muse, meine kongeniale Partnerin im Studio. Unsere Zusammenarbeit ist komplett dynamisch, wir gehen nie ins Studio und kommen nicht mit einem großartigen Song wieder raus. Wir haben eine magische Energie miteinander und alles funktioniert einfach komplett organisch. Es stand nie zur Frage, dass sie ein großer Teil meines Albums sein wird und ich finde alle Songs mit ihr extrem besonders. Gerade „Trapped“ ist für mich die beste Single die ich jemals produziert habe. Da stimmt einfach alles.
Frontstage Magazine: Dein Sound wird oft als Future-Techno bezeichnet. Würdest Du dem zustimmen oder findet du dafür andere Worte?
Mausio: Naja ich habe den Begriff selber eingeführt, es wäre also seltsam wenn ich es anders beschreiben würde 😀
Wir hatten immer das „Problem“, dass die Presse, die Promoter, die Clubs usw. meinen Sound nicht beschreiben konnten. Die Clubs riefen meine Agenten an und fragten: „Wir haben ihn jetzt gebucht, aber was sollen wir auf den Flyer schreiben? Ist das eine Techno-Party oder ist das eine EDM-Party?“. Also haben wir uns hingesetzt und haben uns lange überlegt, wie man den Sound den ich mache, beschreiben kann. Es ist für mich persönlich futuristischer technoider Sound. Am Anfang gab es eine Menge Leute, die es gehasst haben, sich darüber lustig gemacht haben und versucht haben, es herunterzumachen. Aber dieser Gegenwind hat uns noch mehr Selbstvertrauen gegeben, bei dieser Beschreibung zu bleiben. Und wie es immer ist, wenn man hart genug an etwas arbeitet, wird es mit der Zeit akzeptiert. Ich glaube, es war 2018 oder 2019, als ich eine Solo-Show im Bootshaus hatte und sie die Party „Future Techno presented by Mausio“ genannt haben und sogar eine eigene Gerne-Kategorie auf ihrer App und Website eingerichtet haben. Danach haben alle aufgehört, sich darüber lustig zu machen, weil sie wussten, dass es nicht mehr aufzuhalten war.
Frontstage Magazine: Das ganze Album wirkt wie ein Gemenge an Sounds, die in jede Lebenslage passen könnten: mal ein chilliger Sound zum Entspannen auf der Couch und mal der Sound, der im Hi! Ibiza Club auf Ibiza die ganze Nacht laufen könnte. Das Album präsentiert sich mit einem sehr durchdachten Konzept, wie wir finden. Ist es das, was Du erreichen wolltest, etwas für die Höhen und Tiefen des Lebens und etwas für ruhigere sowie tanzbarere Momente zu kreieren?
Mausio: Absolut, das Album sollte für jede Lebenslage etwas zum Hören bieten. Egal ob man gerade feiern will, etwas zum Entspannen braucht oder traurig ist. Ich selbst habe sämtliche Stimmungen in diesem Album verarbeitet und wollte auch, dass die Hörer mich durch das Album etwas besser kennen lernen.
Frontstage Magazine: Bei dem Track „Socialism“ schoss uns als erstes der Name Boys Noise und Dog Blood in den Kopf, die auf Mausios eigenen Style treffen. Bei „I’m A Mess“ besticht vor allem der klassische Drum And Bass Sound. Wer verleiht Dir die Inspiration für Deinen Sound?
Mausio: Vielen Dank für die Blumen. Skrillex ist mein größtes Vorbild und war meine Motivation mit dem Produzieren anzufangen. Grundsätzlich kann ich Inspiration aus allem ziehen was mich umgibt. Das kann einfach eine Show am Wochenende sein, ein Song den ich im Radio höre, eine Werbung oder auch oft gar nichts, dann starte ich einfach mit einem weißen Blatt Papier und schaue was passiert.
Frontstage Magazine: 16 Songs inklusive Intro und Outro zählt der Longplayer insgesamt. Müsstest Du Dein Werk in exakt 16 Wörter beschreiben, wie würdest Du dies tun?
Mausio: Ein Lebenswerk, welches in einer schwierigen Zeit entstanden ist, mich aber sehr extrem hat wachsen lassen.
Frontstage Magazine: Wie sehen Deine musikalischen Pläne für die Zukunft aus?
Mausio: Ich will mich musikalisch immer weiterentwickeln und möchte mit meinen Produktionen in der obersten Liga spielen und auch die Möglichkeit haben, für große Pop oder Hip-Hop Künstler zu arbeiten. Für mich selbst ist der amerikanische Markt extrem interessant, dort wird Musik anders konsumiert und es laufen Songs im Radio, die hier nie stattfinden würden. Kollaborationen mit größeren Künstlern sind schon lange etwas, was mich sehr interessiert und dies werde ich 2023 stärker verfolgen.
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe: Welches Album ist Deiner Meinung nach das Beste der Welt und warum?
Mausio: Astroworld Travis Scott – ein einziges Meisterwerk für mich. Da stimmt alles. Das Thema, der Mix, die Songauswahl und Features. Ich habe noch nie ein Album so häufig durchgehört wie dieses und auch nach dem 800 mal, macht es trotzdem Spaß und man entdeckt immer wieder etwas Neues.
Fotocredit: Warner Music