Angesichts der widrigen Umstände, die zur Vergabe und das Stattfinden der Fußball WM in Katar geführt hat, baut die Berliner Band BLUTHUND ein trojanisches Pferd namens „Kafala Kafala (This Time For Qatar)“. Dabei bedienen sie sich allen gängigen Klischees von Torjubel, über Trillerpfeifen bis hin zu Radio-Pop-Synthieflächen. Natürlich darf auch der Mitsingfaktor nicht fehlen, damit man auch stilecht mitgrölen kann. „Waka Waka E-E Yoi Yoi Olé Olé“ – bei diesem Lautmonster wäre selbst Shakira stolz auf BLUTHUND. Völkerverständigung auf höchstem Niveau.
Die Band über die Message des Songs:
Der Bau unserer modernen Gladiatoren-Arenen wird durch das Kafala-System ermöglicht. In diesem tritt derdie Arbeitgeberin als Sponsor/Bürgin auf. So gilt kein allgemeines Arbeitsrecht, sondern die Arbeitenden sind Eigentum der Arbeitgeberinnen. Wie großzügig angesichts der Tatsache, dass die Arbeitenden dabei ohne jegliches Arbeitsrecht Eigentum ihrer Brotgeberinnen sind. Im Hungerlohn inklusive: die allgegenwärtige Androhung des Entzugs des Reisepasses und des Residenzstatus‘. Dank diesem modernen Sklaventum können unter unmenschlichen Bedingungen diese großartigen Stadien im (fußball)traditionsreichen Katar gebaut werden.
Dass dafür Menschen sterben und in Katar die Menschenrechte (siehe z. B. LGBTQIA+) mit Füßen getreten werden, stört unser Fußballfieber kaum. Statt „Wandel durch Annäherung“ gibt es „Peitschenhiebe für Regenbogenfahnen“. Aber „Kaiser Franz hat davon nichts gehört“. Dafür gibt’s Bier vorm Stadion!
Fernab von den vorteilhaften logistischen Bedingungen, sind auch die klimatischen Voraussetzungen dieser WM grandios. So werden die Nachhaltigkeitswunderwerke mit riesigem Energieaufwand herunter gekühlt. Natürlich aus erneuerbaren Energien. Währenddessen geben wir uns das Schlachtfest beim „Public Viewing unterm Heizpilz“. Bei den Opferzahlen der Bauarbeiter*Innen kehren wir zur ursprünglichen Bedeutung von „Public Viewing“ zurück – „Leichenschau“.
Dank dem unverkrampften Verhältnis zu Geld des gemeinnützigen Vereins „FIFA“ kann man sich so eine WM schon mal ins Land kaufen. Sicher wird es auch dieses Jahr wieder ganz und gar patriotisch: „häng‘ die Fahne vom Balkon“. Zum Glück können wir uns den Wahnsinn auf dem Weihnachtsmarkt wieder in Vergessenheit saufen.
Den Track findet ihr z.B. hier.
Fotocredit: Ania Sudbin