Bei bestem Sommerwetter trat Gentleman am Sonntagabend im Rahmen des Kultursommers auf den Lüneburger Sülzwiesen auf. Dabei präsentierte er eine bunte Mischung aus altbekannten Songs sowie Liedern des neuen Albums, welches im November erscheinen soll. Nach weiteren nationalen Größen war Gentleman der vierte Act, der dieses Jahr beim Open-Air-Event Halt machte. Wieso wir der Meinung sind, dass es bisher der beste Auftritt war, lest ihr hier.
Die Stimmung auf und vor der Bühne war von Anfang an sehr ausgelassen und mitreißend. Anstatt einer Vorband spielte die Evolution Band, die Gentleman live musikalisch unterstützt, zwei Stücke instrumental bis der Künstler selbst dazu kam. Im Repertoire des Ensembles befanden sich zwei neue Tracks aus oben erwähntem neuem Album. Bis zur Veröffentlichung soll es jeden Monat einen neuen Song zu hören geben. Neben dem unverkennbaren Reggae-Vibe proklamierte Gentleman vor allem Dankbarkeit. Während des ganzen Konzerts wurde klar, wie dankbar die Artists sind, endlich wieder ohne Einschränkungen vor Publikum spielen zu können. So berichtete der 48-jährige von einem Autokonzert bei Regen, das sich anfühlte, wie vor einem Parkplatz zu singen. Es gab kaum Möglichkeiten die Leute zum Mitmachen zu animieren und als er vorschlug Lichthupe als Unterstützung zu zeigen, schritt sogar das Ordnungsamt ein. Doch diese Zeiten sind für den Moment zum Glück vorüber und er sei sehr froh nun auch wieder Münder und Nasen vor seinen Pupillen zu sehen. Immer wieder dankte er der Security und allen andern Mitarbeitenden, die dazu beitrugen, das Konzert möglich zu machen.
Zudem erhielt jedes Bandmitglied mindestens einmal die Möglichkeit solo mit seinen Instrumenten zu begeistern. Auch die Background-Sängerinnen durften mehrfach zeigen, was sie können und haben durch ihre positive Ausstrahlung sehr zur ausgelassenen Stimmung auf der Bühne beigetragen. Die Saxophonistin Johanna sorgte ebenfalls für diesen ganz besonderen Gentleman-Sound, der von Leichtigkeit geprägt ist Zwischen den Songs gab es zur weiteren Auflockerung immer wieder kleine Witze, aber auch mal ernste Worte, etwa zum Krieg oder der Pandemie. Als dann noch ein Heißluftballon dicht über das Konzertgelände flog und Gentleman kurz aus seinem Konzept brachte, nutzte er die Pause kurzerhand, um, zusammen mit dem Publikum, dem Flugobjekt zu winken. Das bunt gemischte Publikum war sich einig, dass es ein rundum gelungener Abend war, um das Wochenende gebührend entspannt und heiter ausklingen zu lassen. Nicht nur für uns, sondern auch für alle Anwesenden, war es bisher das beste Konzert des Kultursommers. Gegen Ende traf es der begeisterte Ausruf eines anderen Besuchers „das war so schön“ auf den Punkt. Gentleman gab des Weiteren nicht nur unzählige Zugaben, sondern ließ es sich nicht nehmen, von der Bühne ins Publikum zu gehen und von da aus weiter zu singen. Dieser Impuls wurde von den Zuschauenden freudig angenommen und so konnten Musiker und Fans gemeinsam die Unbeschwertheit feiern. Am Ende verneigte er sich noch einmal vor der Hansestadt und setzte sich zum Singen noch einmal präsent auf eine Box am Bühnenrand.
Die ganze Band hatte eine so sympathische, dankbare und bodenständige Ausstrahlung, dass man sie am liebsten nach dem Konzert noch zu einem Getränk eingeladen hätte. Gentleman und die Evolution Band haben es spielend leicht geschafft diese besondere, lässige Atmosphäre aufrecht zu halten. Die beste Arbeit ist, wenn man als Zuschauer*in nicht merkt, dass es überhaupt Arbeit war. Für diesen Abend können wir das definitiv unterschreiben und hatten bisher das beste Konzert hier.
Fotocredit: Nicole Wichmann (aus Berlin am 09.07.2022)