Eieiei, da wurde uns aber auch ein feines Line-Up kredenzt. Green Day, The Offspring, Muse, Volbeat, Billy Talent oder Casper, um direkt zu Beginn nur mal ein paar Größen zu nennen. Rock im Park 2022 – endlich fand es wieder statt. Nürnberg, 3. bis 5. Juni, drei Bühnen, rund 70 Bands und ein ausgelassenes Publikum. Sonntag ging Bayern größtes, fast ausverkauftes Festival mit 75.000 Besuchern zu Ende und es hat definitiv einen bleibenden Eindruck.
Schon der Freitag hat uns Festivalbesucher Line Up-technisch etwas herausgefordert, die Mandora- und die Utopia-Stage haben sich nämlich ein kleines Battle geliefert und so musste der ein oder andere die Beine in die Hand nehmen und von einem Mega-Act zum anderen sprinten.
Was aber direkt auffiel: trotz gigantischer Euphorie, dass wir alle wieder mit Tausenden von fremden Rockfans abfeiern dürfen, es wurde rücksichtsvoller miteinander umgegangen. Klar gab es trotzdem eine Menge Schweißaustausch im Moshpit, ausgelassenes Arm-in-Arm-Getanze und zur Freude oder auch Leid des ein oder anderen: endlich wurde wieder gerudert! Was soll man sagen? Musik verbindet einfach. Trotzdem hat jeder, der noch etwas auf Vorsicht bedacht war genug Platz gefunden, um für sich allein zu tanzen.
Tanzen – ein gutes Stichwort, denn dieses Tuwort wurde sich schon am Freitag ordentlich zu Herzen genommen. Eingegroovt haben wir uns mit den Jungs rund um den Sänger Gavin Rossdale. Bush haben uns Old-school-vibes deluxe gegeben und das Flämmchen entzündet, was wenig später von den vier Schweden von Royal Republic noch weiter zur Stichflamme angeheizt wurde. Wie sollte es auch anders sein, in Glitzeranzügen und Perlenketten gehüllt standen sie da auf der Bühne und haben unglaublich viele Menschen glücklich gemacht. So einfach geht das! Nicht umsonst gelten die Skandinavier als ziemlich glückliches Volk aber wundert es uns, wenn die so großartige Musiker haben? Nö, nicht wirklich!
Weiter ging die Fete mit A Day to Remember, die sich natürlich auch nicht haben Lumpen lassen und den sausympatischen Beatsteaks, die auch ne Menge Glückshormone im Publikum freisetzen konnt.
Aber wieder zurück zu den Skandinaviern. Die Dänen von Volbeat entern als erster Headliner die Utopia Stage mit Krawumms, ordentlich Rock’n’Roll und zündeln weiter an der bereits entstandenen Stichflamme. Ein heißer erster Festivaltag neigt sich mit grölenden Fans so langsam dem Ende zu. Aber, Fortsetzung folgt!
Wer schlau war ist nämlich Samstagmorgen der Einladung der Donots zum gemeinsamen Frühsport gefolgt. 12:40 Uhr, ziemlich früh für nen Samstag auf dem Festival? Da kommen bestimmt nicht so viele Leute. Denkste! Gerammelt voll war es bei den Jungs aus Ibbenbüren vor der Bühne. Aber ganz ehrlich, wer sich diese Sportstunde der Extraklasse hätte entgehen lassen, wäre auch schön blöd gewesen. Denn die Donots sind wohl mit eine der besten deutschen Live-Bands, die es weit und breit gibt!
Kurz mal durchschnaufen, denn auch für den Samstag steht viel auf der Anguck-Liste was abgehakt werden will. Nächster Stop: You me at six. Wahnsinnsstimme die Frontmann Joshua Franceschi da mitgebracht hat und auch musikalisch einfach top!
Weiter gehts mit Weezer. Hätten ein bisschen mehr mit dem Publikum kommunizieren können aber es sei ihnen verziehen, denn dafür gabs ne Menge Klassiker wie „Buddy Holly“, Island in the sun“ oder „Say it ain’t so“. Das absolute Highlight beim Weezer Gig war jedoch die Coverversion vom Toto Hit „Africa“ – allererste Sahne war das! Es sorgt eben immer wieder für Gänsehaut, wenn nicht nur die Band vor Publikum spielt, sondern auch das Publikum eine Rolle im Set der band spielt und das haben Weezer mit dem Cover geschafft – ganz Rock am Ring hat gesungen.
Dass Italienisch nicht nur eine wahnsinnig schöne Sprache ist, sondern auch gesungen und gepaart mit harten Gitarrenriffs richtig sexy werden kann, wer sollte uns das besser beweisen als die Jungs und das Mädel von Måneskin. Wer immer noch leichte Skepsis gegenüber der ESC gehypten Band hatte, hat die spätestens während des Gigs der Italiener bei Rock im Park abgelegt. Musikalisch auf voller Linie überzeugt, der Hype ist definitiv gerechtfertigt!
Über The Offspring Frontmann Dexter Holland hat man ja schon öfter gehört, dass es gesanglich live nicht ganz so gut klingt wie auf Platte. Aber Entwarnung: ganz so schlimm war es nicht, zwar keine gesangliche Meisterleistung aber dafür das Publikum zum Ausrasten gebracht – echter Punkrock eben, mehr braucht es manchmal nicht.
Highlight vorm Headliner Green Day waren aber am Samstag definitiv die Broilers. Die mussten zwar ohne Bassistin Ines auskommen, die hatte es nämlich leider krankheitsbedingt aus den Schuhen gehauen aber ihre Jungs haben trotzdem mehr als abgeliefert. Es war eine reine Tanzparty, egal ob man gelegen, gesessen oder bestenfalls gestanden hat.
Dann war es endlich soweit. Nach einem rundum gelungenem Festivaltag mit Sonnenbrandpotential, viel Bier, Handbrot und langsam schmerzenden Füßen gabs um 21:20 Uhr endlich Besuch von den Jungs aus Oakland, Calfornia. Green Day. Fast wie in einem sehr schönen Traum aber eben besser, weil wahr!
Direkt von MInute 1 an, hat man sich in seine Jugend zurückversetzt gefühlt. Was vielleicht auch daran liegt, dass Billie Joe Armstrong und Konsorten wohl auch selber in nen Jungbrunnen gefallen sind. Klar ein paar Fältchen mehr um die Augen aber beweglich, wortgewandt und musikalisch brilliant wie eh und je! Fast zwei Stunden haben sie gespielt und es hätte noch ewig so weitergehen können. Zwar haben sie an ihrem Set über all die Jahre vom Ablauf her nicht viel verändert aber wie heißt es so schön: never change a running system. Und wie es rennt! Mehr als nur einen Gänsehautmoment gab es während des Konzerts der Punker.
Beim Song „21 Guns“ flossen im Publikum sogar Tränen und als eine junge Frau namens Julia aus dem Publikum mit den Jungs auf der Bühne Gitarre spielen darf und diese später auch noch geschenkt bekommt ist klar: man kann gar nicht anders als Green Day zu lieben!
Mit „Good Riddance“ endet die Show mit einem riesigen Feuerwerk, nicht nur musikalisch sondern auch wortwörtlich. Schön, einfach schön!
Feuerwerk bzw. Hyper Hyper danach auf der Mandora Stage: krönender Samstagsabschluss mit Scooter. Techno Party pur mit allen Klassikern, die es so gibt. How much is the fish? – muss ich überhaupt noch mehr sagen? Außer vielleicht: da ging der Rave!
Für Sonntag dann heftige Unwetterwarnung, was wäre ein Rock im Park auch ohne? Aber der Wettergott hatte Erbarmen, hat uns zwar ein bisschen mit Wasser beträufelt aber vom Unwetter haben wir auf dem Zeppelinfeld und Umgebung nichts gesehen und nichts gespürt! Vielleicht war auch einfach die Musik zu laut.
Wobei der Sonntagsopeneningact mit den Iren von Kodaline eher gediegen und romantisch dahin gedümpelt ist. Aber für Sonntag früh ja auch total fein und das schon ein wenig ausgepowerte Publikum konnte das ganz gut gebrauchen.
Ein weiteres Schmuckstück auf der Utopia Bühne waren die Sportfreunde Stiller, um die es ja seit 2016 etwas ruhiger geworden ist. Doch mit Rock im Park sind sie zurück und bald gibt’s sogar auch noch ein neues Album von den bairischen Buam obendrauf.
Für weiteren Abriss haben auch die Stuttgarter Deutschpunker von Schmutzki gesorgt, die die Zeltbühne fast auseinander genommen haben. Weniger überzeugt haben dafür Placebo, nicht mal Smalltalk mit dem Publikum und auch so einige ihrer Klassiker haben dem Publikum gefehlt.
Das große Finale: Muse! Der dritte und letzte Headliner von Rock im Park – brennende Bühnendeko und riesige Luftballons im Publikum. Dazu jagt ein Hit gepaart mit der Stimmengewalt von Frontmann Matt Bellamy den nächsten. Danach Casper als Outro – ein großartiges Festival geht zu Ende.
Fotocredit: Adina Scharfenberg